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Nazi-Schmierereien Findorffer zeigen Flagge

In Findorff wurde ein Lokal mit Nazi-Schmierereien verunstaltet. Die Gemeinschaft reagierte mit einer spontanen Solidaritätsbekundung und setzt ein Zeichen gegen Rassismus und für Vielfalt.
27.03.2025, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

Geschmackloser und ignoranter Vandalismus oder etwa tatsächlich Ausdruck einer rechtsextremen Gesinnung? In der Nacht auf Mittwoch vergangener Woche beschmierten Unbekannte Schaufenster an der Hemmstraße mit Hakenkreuzen. In Findorff wollte man keineswegs darüber hinwegsehen. Über die sozialen Netzwerke machte der Vorfall rasch die Runde. Am Sonnabend trafen sich rund 80 Menschen – Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils, Geschäftsleute und Ortsteilpolitiker – zu einer spontanen Solidaritätsbekundung vor dem betroffenen Lokal an der Hemmstraße.

Geschäftsführer Hayati Halimler ist der Schock noch anzumerken. „Natürlich waren wir sehr erschrocken, enttäuscht und frustriert“, erklärt der Gastronom. In acht Jahren in Findorff habe man noch nie dergleichen erlebt. Er könne sich nicht erklären, wer sein Lokal als Angriffsfläche missbraucht habe. Und vor allem: warum?

Dankbar für Rückhalt

„Wir haben so etwas schon von Kollegen aus anderen Stadtteilen gehört. Aber ich hätte nie gedacht, dass so etwas in Findorff vorkommen könnte“, sagt Halimler. Umso dankbarer sei er für den großen Rückhalt aus der Nachbarschaft, betont der 27-Jährige, der am Sonnabendvormittag vom Findorffer „Flashmob“ überrascht wurde. „Das war eine richtig große Welle der Unterstützung. Wir hätten nie damit gerechnet“, sagt er. „Auch in den Gesprächen wurde uns versichert: Die Menschen hier dulden so etwas nicht. Das macht Mut.“

„Wir sind wirklich alle völlig fassungslos, darüber dass so etwas in unserem Findorff passiert“, erklärt auch Beiratssprecherin Svenja Rohlfing. Der gesamte Beirat sei entsetzt über den Vorfall und verurteile ihn aufs Schärfste. „Der Beirat steht für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft ein“, so das Mitglied der Findorffer SPD-Fraktion.

Offene und demokratische Gesellschaft

Der Verein der Findorffer Geschäftsleute spricht in einer offiziellen Stellungnahme von einer abscheulichen Tat, „die in unserem Stadtteil keinen Platz hat“, und erklärt dem betroffenen Kollegen die uneingeschränkte Solidarität. „Wir dulden keine Form des Rassismus’ und setzen uns entschieden für eine offene und demokratische Gesellschaft ein.“ Angriffe wie dieser richteten sich nicht nur gegen einzelne Menschen, sondern „gegen die Grundwerte, die unser Zusammenleben ausmachen.“ Findorff stehe für Vielfalt, Respekt und ein friedliches Miteinander. Man rufe daher alle dazu auf, wachsam zu bleiben und gemeinsamfür eine weltoffene Nachbarschaft einzustehen.

„Lasst uns das nicht zur Normalität werden lassen und uns gemeinsam klar gegen Rassismus positionieren“, lautete der Appell in einem der Beiträge, in dem Bürger online auf den Vorfall aufmerksam machten. Es handele sich nicht um ein Kavaliersdelikt und einen bösen Streich, sondern um einen Angriff auf die Demokratie, hieß es weiter: „Wir wollen das nicht!“

Kein Kavaliersdelikt

Als Kavaliersdelikt schätzt auch die Bremer Polizei den Vorfall nicht ein, wie Sprecher Bastian Demann betont. Nach der ersten Anzeige aufgrund einer Sachbeschädigung sei ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet worden – ein Delikt, das mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden könne. „Der Staatsschutz ist in diesen Fall involviert“, so der Polizeisprecher.

Hinsichtlich möglicher weiterer ähnlicher Vorfälle im Stadtteil Findorff oder in der Umgebung beobachte man die Lage genau. Bislang lägen der Polizei zwar keine Informationen über eine Häufung solcher Taten in diesem Bereich vor, erklärt Demann. „Dennoch prüfen wir, ob Zusammenhänge zu anderen Fällen bestehen.“

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