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Schulbau-Pläne an der Admiralstraße Ein Plan stellt den anderen infrage

In der Schule an der Admiralstraße muss Raum für einen zukünftigen Ganztagsbetrieb geschaffen werden. Warum eine Kita am Torfhafen den angedachten Campus an der Admiralstraße überflüssig machen könnte.
11.02.2022, 07:30 Uhr
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Von Anke Velten

Auf dem Grundstück der Grundschule an der Admiralstraße könnte ein Campus mit Schulgebäude und Kindertagesstätte entstehen. Kollegium und Elternschaft können sich allerdings nicht vorstellen, wie das auf dem eng umbauten Platz funktionieren soll. Doch die Bildungsbehörde hat nun eine Alternative im Blick, die den Bau einer Kita an der Admiralstraße überflüssig machen könnte: das Ufer des Torfkanals am Weidedamm. Der Knackpunkt: Mit einer Kita dort wäre das Campus-Projekt Makulatur, das gesamte Vorhaben müsste erneut auf den Prüfstand. Die Lage ist vertrackt, und auch der Findorffer Bauausschuss unschlüssig, wie man sich dazu verhalten soll. Laut Behörde soll es im April mehr Klarheit über die Planungen geben.

Kein Fortschritt

Das neue Jahr begann für den Bildungsausschuss, wie das vergangene aufgehört hatte: mit der Frage nach dem Stand der Dinge bei den Bauvorhaben an Findorffer Grundschulen, die vor genau einem Jahr ausführlich vorgestellt worden waren. Seit der Projektpräsentation sei es an keinem der beiden Projekte entscheidend vorangegangen, sagte Petra Albers aus dem Referat Liegenschaften. Doch nun werde es weitergehen.

Wie vor einem Jahr berichtet, soll das marode Horthaus an der Dresdener Straße abgerissen werden. Auf einem 1440 Quadratmeter-Baufeld sollen zwei quaderförmige Baukörper entstehen, die sich versetzt aneinanderschmiegen. In dem der Dresdener Straße zugewandten zweigeschossigen Bau sollen eine Kita mit Platz für sechs Gruppen, ein Elterncafé und eine Familienberatungsstelle einziehen. Im anliegenden dreigeschossigen Bau sollen Unterrichts- und Differenzierungsräume sowie Mensa und Aula der Weidedamm-Schule untergebracht werden.

Neuer Projektleiter

Ursprünglich hatten die Pläne vorgesehen, dass der Neubau mit dem Schuljahr 2025/26 bezugsfertig werde. Zwischenzeitlich war es zu Verzögerungen wegen eines Wechsels in der Projektleitung gekommen. Mit dem neuen Projektleiter, der vor kurzem die Federführung übernommen habe, sei im März ein Arbeitsgespräch anberaumt, so Albers.

Grundlegende Veränderungen waren seinerzeit auch für die Admiralstraße vorgestellt worden. Dort muss Raum für einen zukünftigen Ganztagsbetrieb geschaffen werden. Eine Machbarkeitsstudie hatte errechnet, dass Abriss und Neubau nur unwesentlich kostspieliger wären als Umbau und Sanierung. Unter diesen Umständen sah die Bildungsbehörde die „Chance für einen Bildungscampus“.

Die ersten groben Planungen sehen einen viergeschossigen Schulneubau plus Turnhalle mit Zugang und Front an der Admiralstraße vor. Auf dem rückseitigen Baugrundstück könnte eine Kita für vier Gruppen gebaut werden. Vorgesehen ist überdies, das Bauvorhaben im laufenden Betrieb durchzuführen. Das hieße, dass das alte Schulgebäude bis zum Umzug in den Neubau weitergenutzt würde.

Von einer „gruseligen Vorstellung“ sprach Schulleiterin Jantje Mehlhop in der Dezember-Sitzung. Sie bekräftigte auch diesmal: Die Aussicht, dass sich Schule und Kita künftig das Grundstück teilen sollten, sei „besorgniserregend“. Seit Planungsbeginn vor vier Jahren seien die Schülerzahlen an der Admiralstraße deutlich gestiegen, so Mehlhop. Sie mahnte, dass die Bebauung auf Kosten der Bewegungsfläche der Schulkinder gehen werde.

Bedenken äußerten auch mehrere Eltern: „Kaum vorstellbar“ sei es, dass auf dem Gelände künftig 60 weitere Kinder untergebracht werden sollten, so Konstanze Kendel aus dem Elternbeirat. Elternvertreter prophezeiten durch die spielenden Kleinkinder einen zusätzlichen Lärmpegel, der die Konzentration der Schulkinder beeinträchtigen werde. Die verkehrliche Situation vor und nach dem Unterricht sei bereits jetzt chaotisch, hieß es.

Toiletten werden gemieden

Kritisiert wurde seitens der Schulvertreter auch die Planungsunsicherheit, die bereits jetzt Eltern davon abhalte, ihre Kinder an der Admiralstraße anzumelden. Befürchtungen wurden geäußert, dass das alte Schulgebäude immer mehr heruntergewirtschaftet werde. Eltern berichteten: Schon lange seien die Schultoiletten in derart erbärmlichem Zustand, dass viele Kinder es mieden, die Toilette zu nutzen.

Es gibt in Findorff noch nicht einmal Plätze für Mobilbauten.
Wolfgang Bulling, senatorische Behörde 

Die schwierige Suche nach weiteren Kita-Standorten treibt die senatorische Behörde für Kinder und Bildung bereits seit Jahren um. Vor allem im Bereich der Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren liege der Stadtteil mit einer Versorgungsquote von 45 Prozent deutlich unter der angestrebten Minimalquote von 60 Prozent, erklärte Wolfgang Bulling aus dem Referat Kita-Planung. „Es gibt in Findorff noch nicht einmal Plätze für Mobilbauten“, so Bulling.

Ergebnisoffene Prüfung

Neben der neuen Kita an der Dresdener Straße, die nun in die konkrete Planung gehen soll, habe Immobilien Bremen den Auftrag erhalten, einen Neubau auf einem Teilgrundstück auf der Bezirkssportanlage parallel zum Utbremer Ring zu planen. Seit einiger Zeit werde zudem über die Option diskutiert, am Torfkanal eine naturnahe Vier-Gruppen-Kita einzurichten. Die Behörde werde ergebnisoffen prüfen lassen, ob sich der Standort grundsätzlich dafür eigne. Ein konkretes Grundstück habe man dabei nicht im Blick, so Bulling auf Nachfrage.

Sollte die Prüfung ergeben, dass am Torfkanal eine Kita gebaut werden könnte, wäre der Bau einer Kita an der Admiralstraße verzichtbar. Im Umkehrschluss müsse das Campus-Projekt an der Admiralstraße überdacht werden, für das nach Angaben der Liegenschaftsvertreterin Kosten in Höhe von etwa 20 Millionen Euro angesetzt sind. „Wir werden nicht nur eine Grundschule bauen. Das wäre unwirtschaftlich“, erklärte Albers. „Die Entscheidung hängt an der Frage, ob an der Admiralstraße eine Kita gebaut werden soll oder nicht.“

Der Ausschuss sah davon ab, sich abschließend mit einem gemeinsamen Beschluss zu positionieren. Von der nächsten Sitzung am 19. April erhofft man sich Informationen darüber, welche konkreten Erkenntnisse die Prüfungsaufträge geliefert haben.

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