18. März 2023, die Turnhalle des Sportvereins Grambke-Oslebshausen. Der Bremer Landeswettbewerb der Tuju-Stars ist beendet. Fein säuberlich stehen die Riegen für die Siegerehrung aufgereiht. Nur noch zwei Teams sind ohne Platzierung, es geht um die Ränge zwei und eins. Noch mit im Rennen: die SG Findorff. Und als dieser Name für die Silbermedaille nicht fällt, klappen die Kinnladen der Aktiven in Richtung Hallenboden. Bremer Meister, damit hatte niemand gerechnet. Damit einher geht die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft. Und die steht bald an. Genauer: am Sonnabend 7. September in Berlin-Schöneberg.
24. August 2024, die Turnhalle der SG Findorff. 18 junge Damen drängen sich um Übungsleiterin Vivien Larm. Zwei Wochen sind es noch bis zur deutschen Meisterschaft. Wenig Zeit. Deshalb trainiert die Truppe mit dem Beinamen "Alegria" auch zusätzlich am Wochenende. Einmal, zweimal, dreimal – je nachdem, was die Hallenkapazitäten hergeben. Unter der Woche üben die Bremer Tuju-Meister nur einmal. Mehr Hallenzeiten waren nicht zu ergattern, obwohl Larm "wirklich gerne zweimal pro Woche trainieren" würde. Ihre Gruppe auch.
Choreografie muss sitzen
Nun also wieder Wochenend-Einheiten. Doch immer wieder fehlen Kinder beim Training, was die Arbeit schwierig gestaltet. "Ich habe den Eindruck, dass einigen nicht klar ist, was die Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft bedeutet", sagt Vivien Larm. "Sobald eine Person nicht da ist, können wir beispielsweise Pyramiden und Hebefiguren nicht üben." Das sei hinderlich, denn "wir müssen die Choreografie am 7. September im Schlaf können". Also wird geackert an den Sonnabenden und Sonntagen. Freizeitvergnügen, Familienzeit? Nur eingeschränkt möglich in dieser Phase. Aber eben nötig, weil nur der kleinere Teil der Truppe die Choreografie schon bei den Landesmeisterschaften geturnt hat.
Die Ruhe vor dem Sturm: Bevor es mit dem Training losgeht, steht Dehnen auf dem Programm für die Tuju-Stars "Alegria" der SG Findorff.
Wobei: Geturnt? Oder doch eher getanzt? Auf jeden Fall ist ein guter Anteil an Akrobatik im Programm der Findorffer Tuju-Stars. Tuju, das steht übrigens kurz für Turnerjugend. Und die Tuju-Stars bestreiten laut der Internetseite des deutschen Turnerbundes "den Wettbewerb für jugendliche Showgruppen aus dem turnerischen Bereich". Solange die Teilnehmer zu 70 Prozent unter 18 Jahre alt sind, sind sie Tuju-Stars.
7. September 2024, Sporthalle Schöneberg in Berlin: Fast genau anderthalb Jahre nach der Bremer Meisterschaft tritt die SG Findorff nun um den nationalen Titel an. Zwischendurch war sogar darüber nachgedacht worden, die deutschen Titelkämpfe auszulassen. Immerhin war "Alegria" schon auf den Weg zu einer neuen Choreografie. Nun mussten sie einen Schritt zurückmachen.
Das Team soll gestärkt auftreten
Das taten die Aktiven gerne. Carlotta, beispielsweise freut sich auf die Titelkämpfe. "So einen großen Wettbewerb hatte ich noch nie." Ihr Ziel: "Sauber turnen und alles gut hinkriegen." Eine Platzierung war ihr genauso wenig zu entlocken wie Emma, die am liebsten die Pyramiden mag. "Ich finde auch die gemischte Gruppe toll." Isabelle schließlich macht es Spaß zu turnen. Aufgeregt? "Jetzt noch nicht."
Übungsleiterin Vivien Larm erhofft sich von der Reise in die Bundeshauptstadt eine Stärkung des Teams. "Sie werden Erfahrungen sammeln, wo es noch hingehen kann." Sie geht davon aus, dass danach noch mehr Energie in der Gruppe sein wird. "Das wird eine Mega-Erfahrung. Diese totale Faszination wird gut sein für die nächste Landesmeisterschaft." Die ist schon am 16. November. Bis dahin muss bei der SG Findorff eine neue Choreografie sitzen.
