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Farbschmierereien Mit Hochdruck gegen Schmierereien

Immer wieder werden in Bremen Wände oder Fensterscheiben mit Farbe beschmiert. Stadt und Wohnungsunternehmen gehen getzt gemeinsam dagegen vor.
24.04.2023, 08:00 Uhr
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Von Anke Velten

An der Admiralstraße wurde gewischt, geputzt und geschrubbt. Die Reinigungsaktion war der handfeste Auftakt für einen Pakt, den die Stadt geschlossen hat. Gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen Brebau, Espabau, Gewoba und Vonovia soll schnell und konsequent gegen illegale Farbschmierereien im Bremer Westen vorgegangen werden. Die Kooperationspartner erhoffen sich davon nicht nur nachhaltige Effekte für ihre eigenen Immobilien. Sie wünschen sich auch, dass die gemeinsame Initiative als Vorbild für andere Hauseigentümer dienen möge. Alle sind sich einig: Auch die Sauberkeit des Wohnumfelds trägt maßgeblich bei zum Sicherheitsgefühl der Menschen in der Stadt.

Ärgerlich und teuer

Die Fassade der seit Monaten leer stehenden Sparkassenfiliale im Eigentum der Espabau war von nächtlichen Sprayern als Leinwand entdeckt worden, die Tayyar Altinay und Carolin Quinque gut zu tun gab. Der frische Schriftzug am Schaufenster ließ sich mit Glasschaber und Schwamm noch leicht entfernen, und auch auf dem Metallkasten leistete die Farbe wenig Widerstand, erklärten die beiden Bremer „Graffiticleaner“.

Mehr Anstrengung, der Hochdruckreiniger und spezielle Reinigungsmittel mussten dann schon gegen das Ornament auf der Klinkerfassade eingesetzt werden. „Je älter und poröser die Klinker, desto schwieriger ist die Reinigung“, erläuterte Altinay. Besonders problematisch sei die Farbentfernung auf Sandstein. Ein Vorsprung aus diesem Material gehörte allerdings bereits zum Nachbargebäude und war daher nicht Teil des Espabau-Auftrags.

Für die Hauseigentümer sind die Farbschmierereien nicht nur ein Ärgernis. Je nach Aufwand können für die Entfernung auch erhebliche Kosten auf sie zukommen, so der Mitarbeiter, der nach seinen Angaben einzigen Spezialfirma für Graffitientfernung in Bremen.

Keine Bühne bieten

„Je länger man wartet, umso schwieriger wird oftmals die Reinigung“, sagte der Fachmann. Doch nicht nur aus diesem Grund haben sich die Kooperationspartner auf eine Frist verständigt: Spätestens 14 Tage nach ihrem Auftauchen sollen die Farbschmierereien entfernt sein. „Wir wollen den so genannten Künstlern keine Bühne geben“, erklärte Polizeioberrat Christian Modder, Koordinator für Sicherheitspartnerschaften im Innenressort. Wo erst einmal ein Graffito auftaucht, kommen erfahrungsgemäß innerhalb kurzer Zeit weitere dazu, weiß Espabau-Vertreter Ewald Heinen.

Die Gewoba reagiere seit jeher schnell, erzählte Vorstand Christian Jaeger. Und er berichtete auch von dem politischen Aktivisten, der zurzeit seine Botschaften an vielen Stellen in der Stadt hinterlasse. „Gerade gestern wieder in der Gartenstadt Vahr“, so Jaeger. „Und das ist schon überstrichen. Die sollen wissen: Hier kann ich mich nicht dauerhaft verewigen.“

Verwahrlosung erzeugt Unsicherheit

Viel zu lange habe man den illegalen Farbvandalismus ignoriert, erklärte Innensenator Ulrich Mäurer in Findorff. „Es wurde als Ausdruck der Freiheit betrachtet. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht das nicht so.“ Vielmehr zählten Wandschmierereien neben illegalen Müllablagerungen zur „Kombination von Dingen, die den Menschen auf den Senkel gehen“.

Wo zunehmende Verwahrlosung wahrgenommen werde, trage dies zum Gefühl der Unsicherheit bei. Ihn ärgere auch die „Kleberei“: „Es gibt mittlerweile keine Laterne und kein Verkehrsschild mehr, die nicht beklebt sind.“ Tatsache sei aber auch, dass die Problematik von der Polizei alleine nicht zu lösen sei. „Darum haben wir den Schulterschluss gesucht.“ Mit der Zusammenarbeit hat man bereits gute Erfahrungen gemacht. Dieselben Kooperationspartner hatten sich bereits zur Initiative „Sauberer Ohlenhof“ zusammengeschlossen – eine gute und wirksame Sache, wie Ortsamtsleiterin Ulrike Pala bestätigte.

Aktionsprogramm soll sensibilisieren

Auf Initiative der Innenbehörde hatte der Senat im Januar dieses Jahres ein Aktionsprogramm gegen Farbvandalismus beschlossen, und mit insgesamt 700.000 Euro für das laufende und das kommende Jahr unterfüttert. Die Stadt habe sich damit auch zum Auftrag gemacht, sich um die eigenen Gebäude zu kümmern, die „oft traurig aussehen“, so Mäurer.

Zwar seien die Fallzahlen 2022 im Vergleich zu den Vorjahren um 20 Prozent gesunken, berichtete Sicherheitskoordinator Modder. Die Innenbehörde geht aber von weit mehr als den registrierten 626 Fällen aus, denn nicht jede Schmiererei an Bauten werde angezeigt. Die Wohnungsunternehmen haben vereinbart, ihre Objektbetreuer, Hauswarte und Mieterschaft dahingehend zu sensibilisieren, jeden einzelnen Fall anzuzeigen und umgehend die Polizei zu informieren, falls Täter auf frischer Tat beobachtet werden.

Kunst als Prävention

Als wirksame Prävention gegen illegale Graffiti hat sich legale Straßenkunst erwiesen, wie die Vertreter mehrerer Wohnungsgesellschaften berichteten. Das Referat Stadtumbau von Senatorin Schaefer hat daher zugesagt, solche Projekte auf Förderwürdigkeit zu prüfen. Die Gewoba arbeite seit langem mit einem Graffiti-Künstler zusammen, dessen Bilder auch „identitätsstiftend“ für die Mieterschaft im Quartier wirkten, sagte Prokurist Manfred Korbach. „Oft in Zusammenarbeit mit Schulen sind dabei tolle Wandbilder entstanden. Die Leute sagen dann zum Beispiel: Ich wohne in der Pusteblume.“

Bei der Espabau hat man mit Claus Lumma einen anerkannten Graffiti-Künstler als „Hausmaler“ an der Hand, der für die bekannten riesigen Wimmelbilder an diversen Findorffer Fassaden verantwortlich zeichnet. Seine jüngste Auftragsarbeit: Die Gestaltung einer Reihe von Garagentoren an der Ecke Eickedorfer- und Winterstraße. „Seit Jahren wurden die Garagen ständig beschmiert“, erzählte Ewald Heine. „Seitdem sie bemalt sind, ist Ruhe.“

Zur Sache

Melden von Schmierereien

Farbvandalismus kann auf der Homepage www.onlinewache.bremen.de oder telefonisch bei der Polizei gemeldet werden – montags bis freitags 8 bis 20 Uhr, an Wochenenden 9 bis 17 Uhr unter 36 21 27 00. Anzeigen sind auch an den Standorten der Zentralen Anzeigenaufnahme möglich. Revier Vegesack: montags, dienstags, donnerstags, freitags von 8 bis 20 Uhr, mittwochs und sonnabends von 8 bis 16  Uhr. Polizeipräsidium in der Vahr: montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr, sonnabends von 10 bis 18 Uhr. Revier Innenstadt (neben dem Bahnhof): montags bis freitags von 8 bis 20  Uhr, sonnabends von 10 bis 18 Uhr. Um Wartezeiten zu vermeiden, sollte vorab ein Termin vereinbart werden.

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