Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Weidedamm Torfhafenbecken wird automatisch mit Sauerstoff angereichert

Es würde stinken, und die Fische würden nach Luft schnappen, wenn dem Wasser im Torfhafen nicht regelmäßig Luft zugeführt werden würde. Dank neuer Technik passiert das jetzt zuverlässiger als zuvor.
15.06.2022, 09:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Anke Velten

Die Gäste an den Tischen des Biergartens dürften sich gewundert haben über den Pavillon in ihrer Sichtweite. Im Kreis der in Gesprächen vertieften Gesellschaft haben sie vielleicht Senatorin Maike Schaefer erkannt, doch der feierliche Anlass war nicht direkt ersichtlich. Das Stadtentwässerungsunternehmen Hansewasser hatte zum Ortstermin eingeladen, um die erneuerte Belüftungsanlage im Torfhafenbecken vorzustellen.

Das klingt wenig spektakulär – doch ohne die Anlage würde man sich dort weit weniger wohl fühlen. Vom Hafenbecken würde nämlich ein unangenehmer Gestank über die Wiese und in die Nachbarschaft ziehen, Fische würden nach Luft schnappen und verenden. „Ohne die Anlage könnte man hier nicht sitzen“, erklärte Bernd Schneider, Referent für Oberflächenwasserschutz der Umweltsenatorin.

Bereits seit 2005 sorgt eine Belüftungsanlage dafür, dass in regelmäßigen Abständen frischer Sauerstoff ins Wasser gepustet wird. Vor drei Jahren hatte die Wasserbehörde den Betrieb der Anlage an Hansewasser übergeben. 2020 wurde sie saniert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Im Notfall – etwa wenn, bei starken Regenfällen verunreinigtes Mischwasser aus dem Kanalsystem in das Hafenbecken geleitet werden muss, oder nach längeren Hitzeperioden – werden sieben „Belüftungsinseln“ vollautomatisch in Betrieb gesetzt und sorgen für eine natürliche Revitalisierung des Gewässers.

Lesen Sie auch

Zu der mit reichlich pandemiebedingter Verspätung anberaumten Einweihung hatte Hansewasser Vertreter von Stadtentwässerung, Deichverbänden, Umweltbetrieb und Wasserbehörde eingeladen. Alle gemeinsam stehen vor der Herausforderung, Bremen „aus Wasserperspektive“ für die Zukunft aufzustellen, sagte Hansewasser-Geschäftsführer Jörg Broll-Bickhardt. Die, so Schneider, am niedrigsten gelegene Großstadt in Deutschland, muss auf Extremregenereignisse eingestellt werden. Im Rahmen der senatorischen Klimaanpassungsstrategie arbeitet man am Ziel der „Schwammstadt“, in der Regenwasser sinnvoll und sauber lokal aufgefangen und gespeichert werden kann. Der Torfhafen sei in dieser Hinsicht ein zwar kleiner Baustein, „aber ein wichtiger“, betonte Broll-Bickhardt. Im Koalitionsvertrag sei der Schutz der aquatischen Umwelt fest verankert, so Senatorin Schaefer. „Sauberes Wasser ist eine Lebensgrundlage.“

Im Jahr 2004 wurde der Torfhafen aufwendig saniert, und es wurde in die Wasserqualität investiert. Der Mischwasserabfluss an der Seite Eickedorfer Straße, der bei starkem Regen das städtische Kanalsystem entlastet, wurde mit einem wesentlich feineren Gitter versehen. Zudem wird das Hafenbecken durch frisches Regenwasser gespeist, das auf der Bürgerweide gesammelt wird, in den Hollersee fließt und von dort aus unterirdisch in den Torfhafen geleitet wird.

Zur Erhöhung der Selbstreinigungskraft wurden außerdem die Uferseiten hergerichtet und mit standorttypischer Vegetation bepflanzt. Allerdings: Dass das Wasser im Torfhafen kristallklar werden würde, war nie zu erwarten. Bernd Schneider: „Weil der Grundwasserstand so niedrig ist, drückt mooriges und eisenhaltiges Grundwasser in das Gewässer.“ Die Fische unter der Wasseroberfläche stört das offensichtlich nicht.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)