Mit Beginn dieses Jahres hat der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) die Trägerschaft des Übergangswohnheims an der Corveystraße übernommen. Der 1. Januar 2023 wurde damit zum ersten Arbeitstag des neuen ASB-Teams. Leiterin Assal Moghaddam und ihre drei Kolleginnen und Kollegen sind zuständig für die Belange von aktuell 106 Menschen – vom Baby- bis zum Seniorenalter von 87 Jahren – die an zwei Standorten untergebracht sind.
Mit eingerechnet sind die rund 30 Bewohnerinnen und Bewohner der acht Appartements im Haus an der Hemmstraße 295. Die Mobilbauten an der Corveystraße, die bis zu 105 Menschen aufnehmen können, sind folglich derzeit nicht voll belegt – doch das kann sich jederzeit ändern, wie man weiß. Pläne, die Einrichtung in absehbarer Zeit zu schließen, gebe es ihres Wissens nicht, so Moghaddam.
Von der räumlichen Entspannung können zurzeit Bewohnerinnen und Bewohner mit besonderen gesundheitlichen Bedürfnissen profitieren, die sich nicht unbedingt einen Raum mit anderen teilen müssen, erzählt die Sozialpädagogin. Die Mehrzahl der Bewohnerinnen und Bewohner stamme aus Syrien, Afghanistan, aus den Balkanstaaten und aus Westafrika. Laut Moghaddam besuchen fast alle der 44 Kinder eine Kita oder Schule.
Reichlich Erfahrung
Die 43-jährige Einrichtungsleiterin bringt Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen der sozialen Arbeit mit. Die Bremerin mit iranischen Wurzeln arbeitete unter anderem als Streetworkerin auf den Straßen Tenevers, in einem Frauenhaus und in einem Jugendfreizeitheim.
Seit zwölf Jahren ist sie für den ASB in der Arbeit mit Geflüchteten tätig und leitete Flüchtlingsunterkünfte in Blumenthal und Vegesack. In Findorff steht ihr ein Hausmeister zur Seite, eine Betreuerin sowie eine Kollegin, die ausschließlich für die Wohnraumvermittlung zuständig ist. Letztere werde nach den ruhigeren Corona-Jahren mittlerweile wieder häufiger angesprochen, berichtet Moghaddam.
Eine feste Anzahl von Wohnungen halte das Wohnungsunternehmen Gewoba für die diversen städtischen Einrichtungen bereit. Wohnungen, die auch genug Platz für größere Familien bieten, finde man eher bei privaten Vermietern – und in Findorff so gut wie nie.
Anfang 2015 hatte die Sozialbehörde erstmals das brach liegende Grundstück zwischen dem Spielplatz Corveystraße und der Bezirkssportanlage als Standort für ein Übergangswohnheim ins Spiel gebracht. In der Nachbarschaft der umliegenden Wohnstraßen wurden zunächst durchaus Bedenken wegen der Dimension des Projekts geäußert. Zahlenmäßig wesentlich größer war der Unterstützerkreis, der sich in den folgenden Monaten mit großem Engagement und einem „Runden Tisch Willkommenskultur“ auf die neuen Nachbarinnen und Nachbarn vorbereitete.
Von den zeitweise mehr als 60 Findorfferinnen und Findorffern, die die Einrichtung jahrelang begleiteten und aktiv unterstützten, sei nach wie vor eine Gruppe von zehn Ehrenamtlichen geblieben, die regelmäßig an der Corveystraße Kinderbetreuung, ein Sprachcafé sowie Deutschkurse anbieten, sagt die Einrichtungsleiterin.
Die Probleme, die manche Anwohnerinnen und Anwohner anfangs befürchteten, haben sich offensichtlich nicht eingestellt. Dies sei ihr auch vom Vorgängerteam der Inneren Mission bestätigt worden, unter deren Trägerschaft die Einrichtung von 2016 bis Ende 2022 lief, erzählt Moghaddam. Als Ansprechpartnerin, an die sich die Nachbarschaft bei Problemen und Beschwerden wenden kann, sei sie bislang nicht gefragt. Ihre Bilanz nach den ersten vier Monaten lautet daher: „Es läuft super!“