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Aufsuchende Bildungsberatung in Gröpelingen Auch aus anderen Quartieren kommen schon Anfragen

Seit 2017 unterstützt die „Aufsuchende Bildungsberatung“ im Quartiersbildungszentrum (QBZ) Morgenland Gröpelingerinnen und Gröpelinger, die sich beruflich weiterqualifizieren möchten.
01.10.2021, 12:18 Uhr
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Auch aus anderen Quartieren kommen schon Anfragen
Von Anne Gerling

Bildung ist ein wichtiger Schlüssel zum Arbeitsmarkt und damit zu gesellschaftlicher Teilhabe. Doch die Bildungschancen sind ungleich verteilt, und nicht alle Menschen finden problemlos Zugang zu Weiterbildungsangeboten, Praktikums- oder Ausbildungsplätzen. Mehr als die Hälfte der etwa 37.000 Gröpelingerinnen und Gröpelinger (Stand 2019) etwa hat einen Migrationshintergrund, für viele von ihnen ist Deutsch die Zweit- oder Drittsprache. Im Jahr 2019 lag die Abiturquote in Gröpelingen bei 15,2 Prozent und war damit bremenweit die niedrigste – die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Stadtteil wiederum ist seit Jahren überdurchschnittlich hoch.

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Um Erwachsenen im Stadtteil dabei zu helfen, eine Ausbildung zu machen oder sich weiter zu qualifizieren, gibt es in Gröpelingen seit Mai 2017 im Quartiersbildungszentrum (QBZ) Morgenland die „Aufsuchende Bildungsberatung“ von Kultur vor Ort. Das Angebot wird von der Senatorin für Arbeit, Wirtschaft und Häfen und über den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert und steht allen Erwachsenen im Stadtteil kostenlos zur Verfügung. Die Aufsuchende Bildungsberatung sucht aktiv Kontakt zu Eltern, Alleinerziehenden und anderen Gruppen und Communitys im Stadtteil. Ratsuchenden zeigen die Mitarbeiterinnen der Einrichtung Möglichkeiten und Chancen von Weiterbildungen auf, arbeiten mit ihnen einen Bildungsplan aus und begleiten und unterstützen sie auf dem Weg zu ihrem Ziel.

Etwa 900 Menschen hat das Team Projektleiterin Jasmina Heritani zufolge dabei in den vergangenen vier Jahren erreicht: Einwanderer in prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen, aber auch junge, gut ausgebildete Fachkräfte, bei denen es neben dem Spracherwerb vor allem um die Anerkennung von Abschlüssen ging.

306 der 307 neuen sogenannten Beratungskunden im Jahr 2019 hatten Heritani zufolge einen Migrationshintergrund und 119 einen Fluchthintergrund, drei Hauptgruppen haben sich dabei herauskristallisiert: Geflüchtete – vor allem aus Syrien – sowie Heiratsmigrantinnen, die wegen einer Eheschließung nach Deutschland gekommen sind, und osteuropäische Migranten, um die sich das Team Heritani zufolge besonders viele Sorgen macht: „Weil sie es wirklich schwer haben.“

88 Prozent von ihnen hat die Aufsuchende Bildungsberatung 2019 erfolgreich weitervermittelt – vor allem in Deutschkurse (31 Prozent), aber auch in Arbeitsstellen (11), Anerkennungsstellen (7), Praktikumsstellen (5) oder Qualifizierungsangebote (4). Dass das Team, das seit dem Start von zwei auf aktuell sechs Mitarbeiterinnen gewachsen ist, viele Gröpelinger erreicht, liegt wahrscheinlich auch daran, dass es auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Arabisch, Bulgarisch, Türkisch und Zaza beraten kann. „Jede Kollegin strahlt in eine Community hinein“, so Heritani.

Immer wieder wird die Aufsuchende Bildungsberatung mittlerweile auch von Menschen aus anderen Stadtteilen kontaktiert, sagt die Kultur-vor-Ort-Geschäftsführerin Christiane Gartner: „Wir könnten Mitarbeiterinnen auch in andere Quartiere wie zum Beispiel die Überseestadt entsenden. Anfragen haben wir.“

Die Finanzierung des Projekts über ESF-Mittel muss regelmäßig neu beantragt werden und ist vorerst bis Ende 2022 gesichert. Damit verbunden ist Heritani zufolge die Befristung der Arbeitsverträge: „Wir haben deshalb Sorge, unsere gut qualifizierten Mitarbeiterinnen zu verlieren – und damit auch die Menschen, die sie erreichen.“ Gartner: „Es wäre eine gute Unterstützung, wenn das Ressort die Finanzierung auf längerfristige Beine stellt.“

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