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"Wohnen in Nachbarschaften" Neue Türöffnerin für Oslebshausen

Win-Quartiersmanagerin Renate Dwerlkotte hat sich aus Oslebshausen verabschiedet: Nachfolgerin Bärbel Froemel ist nun Ansprechpartnerin für die Menschen in Wohlers Eichen und umzu.
03.04.2022, 08:00 Uhr
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Neue Türöffnerin für Oslebshausen
Von Anne Gerling

Ein Schreck durchfuhr kürzlich Renate Dwerlkotte: Die Tasche war ungewohnt leicht. „Ich war immer so hausmeistermäßig mit dickem Schlüsselbund unterwegs“, sagt Dwerlkotte, „jetzt habe ich deutlich weniger an meinem Schlüsselanhänger dran.“

Das hat einen Grund: Nach acht Jahren als Win-Quartiersmanagerin in Oslebshausen hat sich die 63-jährige Neustädterin vor einigen Wochen in den Ruhestand verabschiedet. Neue Türöffnerin in Wohlers Eichen ist jetzt Bärbel Froemel, die sich bereits seit einem Jahr gemeinsam mit Rita Sänze um das Quartiersmanagement im Fördergebiet Gröpelingen kümmert und seit Januar eine halbe Stelle in Oslebshausen hat.

Anwohner und Nachbarn sehr engagiert beim Win-Forum

Als Dwerlkotte im November 2013 nach 25 Jahren im Sozialzentrum Süd und vier Jahren Quartiersmanagement in Woltmershausen als Nachfolgerin von Dieter Sevecke ihre neue Stelle inmitten der neungeschossigen Wohnanlage Wohlers Eichen antrat, nahm sich die Sozialpädagogin Verschiedenes vor: „Zum Beispiel, den Ortsteil Oslebshausen zum Stadtteil Gröpelingen zu öffnen. Denn dieses ‚Hier sind wir – und da die Gröpelinger‘, das ich gleich bei meiner allerersten Beiratssitzung zu hören bekam, ist ein großes Hemmnis. Ich wollte, dass wir uns öffnen und dass auch was zurückkommt – und dass wir auch Träger aus Gröpelingen gewinnen können. Das hat geklappt und über die Träger ist automatisch eine Öffnung gekommen. Die Ortsteilgrenzen sind transparenter geworden.“

Anfangs sei das Gebiet außerdem auf zwei bis drei Einrichtungen begrenzt gewesen, erinnert sich Dwerlkotte: „Es ging mir sehr darum, alle Institutionen und Einrichtungen mitzunehmen und für das Programm zu gewinnen. Ich glaube, auch das ist gut gelungen.“ Anwohner und Nachbarn wiederum brauchte die Sozialpädagogin nicht zum Mitmachen zu animieren – sie machen seit jeher sehr engagiert beim Win-Forum mit. „Die ganz starke Bewohnerbeteiligung hier ist wirklich etwas Besonderes. Das hat natürlich damit zu tun, dass wir hier direkt in der Wohnanlage sitzen und es ein Mietersprecherprojekt gibt, über das auch immer wieder Beteiligung angeregt wird“, sagt Dwerlkotte: „Mit der Vonovia haben wir da einen guten Partner, der dieses Engagement auch unterstützt.“

Corona brachte einen Rückschlag

Einen Rückschlag brachte Corona: "Bewohner-Beteiligung funktioniert online nicht“, sagt Dwerlkotte. „Die erste Forumssitzung, die ich geleitet habe, war digital. Die zweite in Präsenz. Bei der zweiten waren auch Bewohner da – bei der ersten nicht“, erzählt auch die 31-jährige ausgebildete Heilerziehungspflegerin und staatlich anerkannte Sozialarbeiterin Froemel.

Dabei sei Kommunikation doch so unglaublich wichtig. Dwerlkotte: „Kommunikation miteinander und untereinander herzustellen, führt zu Netzwerken vor Ort. Durch Corona geht das einfach flöten. Das Spielhaus zum Beispiel, das eigentlich immer im Zentrum des Geschehens ist und wo Anwohner ein- und ausgehen und manchmal irre viele Leute sind: Plötzlich gibt es da eine Beschränkung und sie lassen nur noch fünf Leute rein. Das war ja überall so, auch im Bürgerhaus und im Freizi.“ Dementsprechend sei die Frustration teilweise „schon sehr groß“, so Dwerlkotte: „Das muss Bärbel jetzt wieder richten!“

Froemel ist da ganz optimistisch: „Auf dem letzten Forum wurde von vielen Sommerfesten berichtet, die geplant sind. Wenn das alles klappt, ist das gut, um wieder zusammenzukommen und ein bisschen leichtfüßiger zu werden.“

Neues Mobilitätskonzept weiterverfolgen

Auch andere Projekte wird die Woltmershauserin, die in der Schwäbischen Alb geboren und aufgewachsen ist, nun weiterverfolgen. Etwa das Mobilitätskonzept, das die passionierte Radfahrerin Dwerlkotte im Dezember mit einem Lastenrad zum Ausleihen auf den Weg gebracht hat. Gebaut haben das Rad Jugendliche beim Verein Raumstation Bremen auf dem alten JVA-Gelände im Blockland. Und das kam so: Dwerlkotte hatte vor einiger Zeit über den Controllingausschuss, in dem die Mittel für die offene Jugendarbeit verteilt werden, zwei engagierte junge Frauen kennengelernt und sie kräftig dabei unterstützt, einen als Jugendhilfeträger anerkannten Verein zu gründen.

„Parallel dazu hatten wir in Wohlers Eichen eine energetische Sanierung und die Frage war, was mit dem Parkdeck passiert“, erzählt Dwerlkotte. „Die Tiefgarage war seit Jahren verriegelt, geflutet und ein echtes Rattenloch. Und auf der oberen Etage wurden hauptsächlich abgemeldete Autos abgestellt. Hier wohnen viele Menschen ohne eigenes Auto. Also haben wir versucht, mit der Vonovia ein neues Mobilitätskonzept zu entwickeln – mit Lastenrädern, Fahrrädern, Anhängern und eventuell auch Rollern. Es gibt eine Garage, wo man das ausleihen und neue Arten der Mobilität etablieren kann.“

Außerdem wird das rote Backsteingebäude vor der Wohnanlage durch einen Mobilbau ersetzt, in dem in Zukunft  Bärbel Froemel und der Hausmeister ihre Büros haben und wo es zwei größere Räume für Bewohneraktivitäten geben soll. Finanziert wird dieses Vorhaben über Mittel aus dem Programm „Soziale Stadt“ und durch die Vonovia. Das Ganze ist Froemel zufolge gerade noch in der Prüfung: „Wir hoffen, dass es dieses Jahr umgesetzt wird.“

Zur Sache

Wohnen in Nachbarschaften

Das 1998 gestartete kommunale Programm "Wohnen in Nachbarschaften" (Win) soll benachteiligte Quartiere lebenswerter machen, das Engagement von Anwohnern stärken und Akteure vernetzen. Welche Projekte gefördert werden, entscheidet das sogenannte Win-Forum, an dem Anwohner und Einrichtungen teilnehmen können. 

Aktuell gibt es in Bremen 14 Win-Gebiete: Gröpelingen ist davon das größte und Oslebshausen das kleinste.

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