Der Kontrast hätte nicht gegensätzlicher sein können: Auf dem Freimarkt feierte Stephan Rix gemeinsam mit den Handball-Frauen des SV Grambke-Oslebshausen, in der Landesklasse gehen die Mannschaft und ihr mittlerweile Ex-Trainer getrennte Wege. Beim 30:20-Auswärtssieg der Gelb-Blauen in Stade saß mit Christoph Harney schon sein Nachfolger auf der Bank.
An dem verflixten siebten (Trainer-)Jahr, in das sich Stephan Rix bei den Gelb-Blauen teamübergreifend befindet, lag es nicht. Die Nachfrage lächelte der 45-Jährige amüsiert weg. „Ich bin sportlich ausgebrannt und muss den Kopf erst einmal wieder frei bekommen", erklärt er. Wie bitte? Die Saison ist erst drei Spieltage jung und der SVGO stand vor dem Rix-Abschied mit 4:2 Punkten da. Da muss man doch nach der fast einjährigen Corona-Pause brennen, anstatt ausgebrannt zu sein!
Deshalb muss man auch ein Stück ausholen, um die Begründung desjenigen, den alle nur „Shorty“ nennen, zu verstehen. Er hatte die Mannschaft durch die Corona-Pausen der vergangenen beiden Spielzeiten mit vielfältigen Challenges, Herzblut und Aktionen permanent auf Trab gehalten. Bis weit in die heiße Vorbereitungsphase auf diese Saison hinein hatte er seinem Team sogar fünfmal die Woche ein Trainingsangebot gemacht, um alle Spielerinnen auf einen ähnlichen Level zu bringen.
„Vielleicht war das doch ein bisschen zu viel hoher Aufwand meinerseits gewesen“, blickt Stephan Rix zurück. Die 25:30-Heimniederlage vor der Herbstpause gegen Fredenbeck habe ihn dann ins Grübeln gebracht, vor seinem Rücktritt besorgte er mit Christoph Harney aber schnell noch einen Nachfolger. „Ich wollte die Spielerinnen ja nicht in der Luft hängen lassen“, sagt Stephan Rix. Christoph Harney ist B-Lizenzinhaber und hat einige höherklassige Teams bis hinauf zur Verbandsliga trainiert, zuletzt coachte er beim SVGO vor einem Jahr eine Jugendmannschaft.
Von den Spielerinnen des aktuellen Landesklasse-Kaders standen in der Saison 2019/20 Maja Sarro Siemers, Theepaka Rod Cameron und Eliza Iordanidis in seinem A-Jugend-Aufgebot in der Landesliga. „Ich habe Shorty zuliebe zugesagt“, erzählt Harney und führt augenzwinkernd fort: „Ich hatte ihn ja auch damals davon überzeugt, Handball-Trainer zu werden.“ Seine Entscheidung inklusive des Gesprächs mit dem Vorstand habe keine zwei Stunden gedauert, dann war der Trainerwechsel auch schon fix.
Der 55-Jährige sieht sich beim SVGO aber nur als eine Lösung auf Zeit an. „Meine Deadline ist spätestens das Saisonende, dann habe ich beruflich und privat zu viel um die Ohren", betont er. Nichtsdestotrotz will Christoph Harney „bis dahin alles an Spielen gewinnen, was geht.“ Schließlich soll das Team nach der Auflösung der Landesklasse nach dieser Saison in die Landesliga und nicht in die Bremenliga einziehen.
„Wir hatten gerne mit Stephan zusammengearbeitet und würden ihn auch gerne wiederhaben wollen", gibt die Rückraumspielerin Maike Krüger stellvertretend das Statement der Mannschaft wieder. „Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich Shorty als Trainer unserer ersten Frauen einen Rentenvertrag gegeben", bedauert auch der SVGO-Handball-Abteilungsleiter Thorsten Draeger den Rückzug seines Übungsleiters. Er hofft darauf, dass Stephan Rix die Pause guttut „und er nach einem Jahr zurückkehrt.“
Der Angesprochene lässt sich nicht aus der Reserve locken. „Ich habe keine Ahnung, wie lange ich brauche.“ Dennoch schließt Stephan Rix eine Rückkehr, wann auch immer, nicht aus. „Dann aber mit der gleichen Intensität, so bin ich halt", betont er.