Nach Herzenslust mit Farben herumspritzen, bunte Fußabdrücke auf dem Boden verteilen und Bilder direkt auf die Tapeten an den Wänden malen – das würden wohl viele Kinder gerne mal machen. Im Breitenbachhof im Gröpelinger Ohlenhof gab es dazu nun beim Osterferienprogramm „Kinder(t)räume“ des Martinsclub die Gelegenheit.
Denn: Die Espabau, der die unter Denkmalschutz stehende 105 Jahre alte Wohnanlage gehört, möchte diese wie berichtet in den kommenden Jahren sanieren. Aus diesem Grund werden frei gewordene Wohnungen dort derzeit nicht neu vermietet. Und so konnte die Wohnungsgesellschaft dem Martinsclub nun eine geräumige Drei-Zimmer-Wohnung zur Verfügung stellen, in der Mädchen und Jungen aus der Nachbarschaft eine Woche lang ihrer Fantasie freien Lauf lassen und experimentell in die Welt der Innenarchitektur eintauchen konnten.
Zuerst einmal verwandelten die Kinder den langen Flur in eine bunte Galerie mit großen Bildern, die sie direkt auf die Tapeten malten. Und dann wurde gemeinsam mit den Projektleiterinnen Cora Sabisch und Angela Touré als Modellbau eine eigenen Kinderstadt entwickelt – inklusive Schule und Altersheim sowie mit Hockey- und Fußballfeldern, einem Reitplatz und vor allem einem mehrstöckigen Süßigkeiten-Zentrum, über dessen Innenhof man automatisch in das Gebäude hochgesaugt wird. Das Besondere an der Schule: „Dort unterrichten Kinder die Erwachsenen und bringen ihnen bei, wie man Quatsch macht und Streiche spielt“, erklärt dazu die achtjährige Lilly.
Gemeinsam mit ihrer neun Jahre alten Cousine Laura hat Lilly aus Plastikbechern, leeren Tetra-Packs, langen Pappröhren und ausrangierten Gemüsenetzen eine Murmelbahn gebaut, die sich von der Gastherme aus an einer Küchenwand zum Fußboden hinab windet. Am anderen Ende des Flures wurde ein komplettes Zimmer von den Kindern mithilfe mehrerer Knäule Wolle in ein gigantisches Spinnen-Weltall verwandelt, und einen weiteren Raum haben die Kinder mit Leinen und weißen Vorhängen in eigene Zimmer unterteilt, die sie dann jeweils selbst gestalten konnten. Zur Abwechslung hat Angela Touré den Kindern schließlich noch gezeigt, wie man mit ganz einfachen Mitteln ein Mühle-Spiel selber herstellen kann, indem zwei Arten von Kronkorken gesammelt und dann zu Spielsteinen umfunktioniert werden: „In Gambia spielen die Menschen damit auf Linien, die sie in den Sand ziehen.“
Zum krönenden Abschluss präsentierten die Kinder am Freitag ihren Eltern in einer kleinen Führung ihre künstlerischen Arbeiten. „Voll cool“ fand Laura das Ferienprogramm – und Lilly erzählt, sie sei am ersten Tag sogar so aufgeregt gewesen, dass sie sich erst einmal gar nicht konzentrieren konnte: „Wir durften einfach mit der Hand Farbe an die Wände klatschen!“ Regionalleiterin Anne Angenendt vom Martinsclub-Quartierszentrum im Breitenbachhof freut sich, dass das Projekt mit Unterstützung der Espabau und durch Mittel aus dem Städtebauförderprogramm Wohnen in Nachbarschaften (Win) zustande kommen konnte: „Wenn man erst mal einen Raum hat, in dem nichts ist, dann kommt man auf Ideen.“