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Schul-AG Alle werden angespielt

Gespielt wird ohne Schiedsrichter nach vorher gemeinsam vereinbarten Regeln, Punkte gibt es auch für Fairness: Die Straßenfußball-AG an der Neuen Oberschule Gröpelingen ist auch bei Mädchen beliebt.
17.04.2023, 09:00 Uhr
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Alle werden angespielt
Von Anne Gerling

Beim Fußballspielen soziale Kompetenzen erlernen, ein demokratisches Miteinander üben und neue Perspektiven auf die Dinge und das eigene Leben gewinnen: Das ist die Idee hinter der Fußball-AG, die voriges Jahr nach den Sommerferien an der Neuen Oberschule Gröpelingen (NOG) gestartet ist. Rund 25 Mädchen und Jungen aus dem fünften und sechsten Jahrgang und eine zweite Gruppe mit Achtklässlern treffen sich seitdem jede Woche zur Straßenfußball-Werkstatt, die sie aktiv mitgestalten. Offiziell geleitet wird die AG von einem Lehrer und einem Sozialarbeiter. Aber, so Schulsozialarbeiter Olaf Wildenhain: „Es geht dabei um Fußball, den Kinder alleine spielen können. Eigentlich sollen sich keine Erwachsenen einmischen. Im Vordergrund stehen der gemeinsame Spaß und das faire Spiel.“

Unterstützung bekommt die Schule dabei durch den gemeinnützigen Verein „Kickfair“, der bundesweit an über 80  Standorten aktiv ist und jährlich fast 17.000 Kinder und Jugendliche erreicht. In Bremen ist die NOG die erste Partnerschule des Vereins, der unter anderem einen Parcours zur Verfügung stellt. Der kann innerhalb von 30 Minuten aufgebaut werden, wodurch sich die Turnhalle oder der Schulhof in einen Straßenfußballplatz verwandelt. Zum festen Ablauf jeder Straßenfußball-Werkstatt gehören jeweils drei Halbzeiten: In der ersten werden die Spielregeln abgesprochen und Teams gebildet, in der zweiten wird gespielt und in der dritten dann gemeinsam analysiert: Was hat gut geklappt und was weniger gut?

Spiel ohne Schiedsrichter

Gespielt wird übrigens ohne Schiedsrichter – die Teams regeln alles selbst untereinander, erklärt Wildenhain. „Es gibt Punkte für das Spiel und Fairness-Punkte. So lernen die Kinder, auf sich aufzupassen und anders an das Spiel heranzugehen. Wir bolzen nicht, und alle werden angespielt“, fasst er die wichtigsten Grundsätze zusammen: „Und man muss auch nicht viel reden, das wird alles mit Bildkarten gemacht.“ Auf diese Weise können auch Kinder und Jugendliche zusammen kicken, die verschiedene Sprachen sprechen. Die Gruppen, die von den Schülerinnen und Schülern freiwillig angewählt werden, sind Wildenhain zufolge voll. Eine gute Wahl, findet er: „Von dem Projekt profitieren alle, die daran teilnehmen.“ Der Anteil der Mädchen in den Gruppen liegt laut Wildenhain bei 40 Prozent. Darunter Projektteilnehmerin Joudi aus der sechsten Klasse, die sagt: „Mir ist ‚Fairplay‘ sehr wichtig, deshalb bin ich bei Kickfair. Und weil alle gute Laune haben dabei.“

Im Februar hatte die Straßenfußball-Werkstatt internationalen Besuch: Der chilenische Straßenfußballer und Streetworker Juan Burgos von der Kickfair-Partnerorganisation Chigol berichtete den jungen Gröpelingerinnen und Gröpelingern aus seiner Jugend in Santiago de Chile –  und davon, wie Chigol und der Straßenfußball sein Leben geprägt haben. Alle zusammen schauten sich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Deutschland und Chile an –  und anschließend wurde natürlich auch gemeinsam Straßenfußball gespielt. Wildenhain: „Die Stimmung in der Turnhalle war an diesem Februartag sehr ausgelassen, und die Motivation, weitere Straßenfußball-Aktivitäten in diesem Schulhalbjahr zu planen, ist den Schülerinnen und Schülern seitdem deutlich anzumerken.“

Turnier für die ganze Schule

Momentan organisieren die Achtklässler eigenständig ein Frühlingsturnier für die ganze Schule. „Hinterher wird dann gemeinsam geguckt, wie es gelaufen ist. Auf diese Weise werden sie befähigt, die gesamte Organisation selber hinzukriegen“, sagt Wildenhain. Nach dem internen Testlauf sollen später auch andere Schulen eingeladen werden.

Und hat sich durch das Projekt etwas verändert? Ja, findet der Schulsozialarbeiter. Vor einiger Zeit sei von den Schülerinnen und Schülern ein Vorschlag gekommen: „Können wir nicht mal wieder so spielen wie früher?“ Das sei dann auch gemacht worden, aber schon nach kurzer Zeit kippte die Stimmung –  und das Match eskalierte beinahe. Ein Erfolg, findet Wildenhain: „Denn sie haben das selber gemerkt und hatten dann auch eine Alternative parat: Sie wollten dann doch lieber wieder nach dem Kickfair-Prinzip spielen.“

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