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Klimawandel im Stadtteil Wie Gröpelingen für mehr Natur in der Stadt sorgen will

Steigende Temperaturen und Starkregen – der Klimawandel macht sich auch in Gröpelingen bemerkbar. Mit welchen Maßnahmen die Stadt gegensteuert.
02.06.2025, 05:00 Uhr
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Wie Gröpelingen für mehr Natur in der Stadt sorgen will
Von Anne Gerling

Das Gröpelinger Lindenhofquartier ist mit einer Fläche von 74 Hektar und etwa 7800 Einwohnern eines der am dichtesten besiedelten Quartiere in Bremen: So ist es auf der Webseite des im September 2022 gestarteten EU-Projekts „Biodiverse Cities“ nachzulesen. Das Pilotprojekt, an dem acht Städte im Nordseeraum beteiligt sind, zielt darauf ab, Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt und zur Klimaanpassung im städtischen Umfeld zu beschleunigen. Es wird vom Umweltressort, der Bremer Umweltberatung (BUB) und dem Artec-Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen umgesetzt. Neben dem Lindenhofviertel ist auch das Gewerbegebiet Riedemannstraße / Reiherstraße Pilotgebiet.

Was bietet das Projekt „Biodiverse Cities“?

Für die Öffentlichkeit sichtbar ist das Projekt unter anderem auf dem Bürgermeister-Ehlers-Platz, wo gerade wieder – wie bereits im vorigen Jahr – 16 Hochbeete aufgestellt und von Anwohnerinnen und Anwohnern bepflanzt worden sind. Und auch in diesem Jahr wird es um die Hochbeete herum wieder ein Sommerprogramm mit kostenfreien Workshops, Nachbarschaftsfesten und Mitmachaktionen geben. Unter anderem lädt Vogelkundlerin Katrin Haselbach vom BUND am 4. Juli von 16.30 bis 18.30 Uhr zur Naturbeobachtung auf dem Platz ein, es gibt Malworkshops mit der Bremer Künstlerin Sonia Schadwinkel und bei geführten Spaziergängen kann die Artenvielfalt in Gröpelingen per Natur-App entdeckt und gleichzeitig dokumentiert werden. Am 23. Juni um 14 Uhr ist der Platz außerdem Startpunkt für die kostenfreie Fahrradtour „Grünes Gröpelingen“, bei der Vertreter der Bremer Umweltberatung und aus dem Umweltressort mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über Klimawandel und Klimaanpassung in Gröpelingen ins Gespräch kommen möchten.

Gibt es auch Angebote für Schulen und Kitas?

Das Projekt Biodiverse Cities bindet auch Schulen und Kitas im Stadtteil ein – verschiedene Einrichtungen haben sich bereits für Veranstaltungen auf dem Platz angemeldet. Im Schuljahr 2023/24 hatten Zehntklässler der Neuen Oberschule Gröpelingen (NOG) Tiere und Pflanzen auf dem Bürgermeister-Ehlers-Platz untersucht und Objekte für eine mobile Begrünung entwickelt, mit denen sie der Klimakrise etwas entgegensetzen könnten – zum Beispiel fahrbare Blumentöpfe oder ein begrüntes Fahrrad. In diesem Jahr ist die Kooperation mit den Schulen im zweiten Pilotgebiet – dem Gewerbegebiet Riedemannstraße / Reiherstraße – fortgesetzt worden: Anfang Mai haben dort Viertklässlerinnen und Viertklässler der Grundschule Auf den Heuen eine Blühwiese angelegt. Die Wiese brauche bis zur vollen Entfaltung zwar zwei Jahre, sagt BUB-Projektleiterin Elisabeth Kolfhaus: "Aber es gibt jetzt schon eine Anfrage von einem Unternehmen, das auf seinem Firmengelände auch gerne so etwas anlegen möchte."

Was wird langfristig zur Klimaanpassung getan?

Die beiden Piloträume Lindenhof und Gewerbegebiet Riedemannstraße / Reiherstraße sind aus einer über das Integrierte Entwicklungsprojekt (IEK) Gröpelingen finanzierten Potenzialstudie zur Klimaanpassung hervorgegangen. Darin wurde wie berichtet untersucht, in welchen Gröpelinger Quartieren die Auswirkungen von Starkregen, Hitzewellen oder anderen extremen Wetterereignissen besonders gravierend sind und was dagegen getan werden kann. Erklärtes Ziel ist es daraufhin nun, im Stadtteil mehr Grünflächen zu schaffen, die bei heißen Temperaturen durch Verdunstung für Kühle sorgen und bei Starkregen möglichst schnell viel Wasser aufnehmen können. Dies soll durch viele kleine Maßnahmen erreicht werden, wie Marius Wittmann, Fachreferent für klimaangepasste Stadterneuerung im Umweltressort, kürzlich dem Umweltausschuss des Gröpelinger Beirats erläutert hat.

Sind schon Maßnahmen umgesetzt worden?

Ja, im Austausch mit dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) und dem Umweltbetrieb Bremen (UBB) sind mittlerweile an verschiedenen Stellen Flächen entsiegelt und naturnäher gestaltet worden. Unter anderem wurde der nicht mehr genutzte Radweg in der Bromberger Straße entfernt und in einen Blühstreifen umgewandelt. In der Liegnitzstraße, wo mehrere kranke Bäume gefällt werden mussten, wurden bei der Nachpflanzung zehn Quadratmeter Gehweg entsiegelt. Vor dem Torhaus Nord wurden die Baumscheiben vergrößert und eine Blühwiese angelegt und an der Gröpelinger Heerstraße sollen demnächst zwei Pkw-Stellplätze in Grünflächen verwandelt werden. An der grünen Dockstraße – die zu einem „Grünen Korridor Dockstraße“ werden soll – hat der Umweltbetrieb mit IEK-Mitteln mehrere biodiverse Flächen angelegt, auf denen nun verschiedene Maßnahmen aus der UBB-Biodiversitätsstrategie – etwa das Anpflanzen von Wildblumen oder besonders hitzeresistenten Geophyten oder das Auslegen von Totholz als Lebensraum für Insekten und andere Kleinstlebewesen – getestet werden.

Was kostet Klimaanpassung?

Wittmann zufolge sind im Stadtteil bislang insgesamt 700 Quadratmeter Fläche entsiegelt worden, die Kosten dafür betrugen rund 250.000 Euro. Über das IEK stehen unter dem Punkt Klimaanpassung 400.000 Euro für Entsiegelungsmaßnahmen zur Verfügung. „Die werden wir mit der Rasteder Straße ausgereizt haben“, so Wittmann. Denn ab August wird dort der Kanal erneuert. Daran anschließend sollen in der bislang komplett zugepflasterten Straße über das Klimaanpassungsbudget Beete angelegt und Bäume gepflanzt werden.

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