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Stadtbremische Häfen Hafenwirtschaft: Firmen bisher unbeschadet durch die Pandemie gekommen

Um die stadtbremischen Häfen muss man sich keine großen Sorgen machen. Die Firmen sind weitgehend unbeschadet durch die Pandemie gekommen und blicken optimistisch in die Zukunft.
11.12.2021, 16:16 Uhr
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Von Anke Velten

Schlechte Neuigkeiten und Grund zur Besorgnis gibt es derzeit genug. Und so bieten diese Nachrichten eine willkommene Abwechslung: Um die stadtbremischen Häfen muss man sich keine übergroßen Sorgen machen. Die Firmen sind weitgehend unbeschadet durch die Pandemie gekommen und blicken optimistisch in die Zukunft. Auf den Straßen und Plätzen Gröpelingens war in den vergangenen Monaten erfreulich viel Begegnung und Erlebnis möglich. So lautet, kurz gefasst, das Fazit der letzten Sitzung des Gröpelinger Fachausschusses für Wirtschaft und Häfen im laufenden Jahr.

Einvernehmliches Miteinander

Zur Berichterstattung via Online-Konferenz hatten die Gröpelinger Ausschussmitglieder Heiner Heseler eingeladen, als Geschäftsführer der Initiative Stadtbremischer Häfen (ISH) für den Überblick prädestiniert: Die ISH ist ein Zusammenschluss von rund 50 Unternehmen mit Standorten in den städtischen Hafengebieten, davon die Mehrzahl im Industrie- sowie im Holz- und Fabrikenhafen. Sie entstand vor rund 20 Jahren, um die Interessen der ansässigen Hafenwirtschaft zu vertreten angesichts der „drastischen Veränderung“, die den alten Hafenrevieren mit der Entwicklung der Überseestadt bevorstanden. Der Senat habe den Firmen nicht nur Bestandsschutz zugesichert, sondern auch die Möglichkeit der Weiterentwicklung. Dies habe zu einem positiven, einvernehmlichen Miteinander geführt, bei dem die Hafenwirtschaft in die Planungen einbezogen werde. „Es ist inzwischen gelebte Praxis, dass alle, die hier wohnen und arbeiten, akzeptieren müssen, dass sie ganz nah am Hafen sind“, so Heseler.

Keine größeren Krisen

Die Hafenbetriebe hätten „die Pandemie deutlich besser überstanden als andere“, erklärte der frühere Staatsrat beim Senator für Wirtschaft und Häfen. Dass in den Unternehmen wenig Kurzarbeit und keine Insolvenzen oder größere Krisen verzeichnet wurden, begründete der Geschäftsführer mit dem Zusammenspiel interner und externer Faktoren. Private mittelständische Betriebe können mit größerer Flexibilität auf äußere Bedingungen reagieren, erklärte Heseler. Zudem seien viele der Firmen in den Branchen Lebensmittel- und Futtermittelindustrie tätig, die im Vergleich mit anderen in den Pandemiemonaten weniger bis überhaupt nicht gelitten haben. „Bremen ist die Drehscheibe für Kaffee in Europa und versorgt den gesamten Nordwesten mit Futtermitteln“, so Heseler. „Sie wurden in der Krise gebraucht“.

Als „südlichster Seehafen Deutschlands“ mit einer Infrastruktur, die in Europa ihresgleichen suche, seien die stadtbremischen Häfen überdies sehr gut aufgestellt. Perspektivisch erwarte die ISH vom geplanten Ringschluss zur Autobahn und der Fertigstellung des Wesertunnels einen „enormen Vorteil“ für die bremische Hafenwirtschaft rechts und links der Weser. „Der Wesertunnel wird viele Areale sehr gut verbinden und die Standorte deutlich aufwerten“, so Heseler. Doch auch die Hafeneisenbahn spiele in dieser Hinsicht nach wie vor eine zentrale Rolle, bekräftigte Heseler auf Nachfrage aus dem Ausschuss. „Viele Firmen nutzen die Gleise sehr intensiv und haben zum Teil eigene Gleise.“ Man sei im Gespräch mit der Wirtschaftsförderung und Bremenports über eine Optimierung der Nutzung.

Umbruch als Chance

Mit der geplanten Umstellung in Richtung wasserstoffbasierte Produktion stehe das Werk von Arcelor Mittal vor einem großen Umbruch. Dieser könne sich im Industriehafen als Chance für Firmen erweisen, die in den Branchen Schrottverwertung und Recycling tätig sind. Eine positive Entwicklung mit mehr wirtschaftlichen Tätigkeiten sei im Kap-Horn-Hafen zu beobachten. Für den Ölhafen, der kaum noch von Schiffen befahren werden könne, sei es an der Zeit, neue Ideen zu entwickeln – denkbar sei auch eine teilweise Zuschüttung so Heseler.

Als problematisch sei im Stadtteil die Tatsache wahrgenommen worden, dass viele Hafenfirmen weniger Ausbildungs- und Praktikumsplätze anböten, merkte Christiane Gartner an, die als zweite Referentin des Abends eingeladen worden war. „Das berichten uns viele Jugendliche“, so die Geschäftsführerin des Vereins Kultur vor Ort.

Abgesehen davon hat das vergangene Jahr auch aus Sicht des Stadtteilmarketings die Erwartungen übertroffen. Viele Aktivitäten seien vorausschauend für den Außenbereich geplant worden. Im Frühjahr hatte der Verein die neuen Stadtmöbel vorgestellt, die die Aufenthaltsqualität auf Gröpelingens Straßen und Plätzen erhöhen. Gut angenommen wurden Angebote wie die Veranstaltungsreihe „Viva la Via“ und der erste Gröpelinger Winterzauber auf dem Bibliotheksplatz sowie das Erzählfestival Feuerspuren, das nach einjähriger Zwangspause mit einem überarbeiteten Konzept veranstaltet werden konnte.

Die Galerie „Masters of Pure Art“, die seit August Ausstellungen junger Künstlerinnen und Künstler in einem ehemaligen Tanzlokal an der Lindenhofstraße 46 zeigt, verzeichne „extrem viel Besuch“ und gute Verkäufe, gebe Kunstinteressierten „einen Grund, nach Gröpelingen zu kommen“, und werde auch an der Hochschule für Künste mit Interesse wahrgenommen.

Rekordjahr für Weserfähre

Als erfolgreich habe sich auch das „Reisende Freiluftkino Gröpelingen“ erwiesen, das auf Initiative einer Studentengruppe der Universität Bremen entstand. Die sommerliche Filmreihe an fünf Standorten – „eine Höchstleistung“, so Gartner – lockte rund 800 Gäste an und soll auch im kommenden Jahr wieder stattfinden. Als Rekordjahr habe sich 2021 für die Weserfähre erwiesen: Mit mehr als 20.000 Passagieren zählte die nach eigenen Angaben „kürzeste Kreuzfahrt der Welt“ mehr Gäste als je zuvor.

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