Traurige Nachrichten aus Gröpelingen: Ilse Weber ist tot. Weber, die seit 1970 in Gröpelingen lebte, war im Stadtteil bekannt und beliebt. Unmöglich, lückenlos aufzuzählen, wo sich die gelernte Kinderpflegerin und leidenschaftliche Fahrradfahrerin überall ehrenamtlich für ihre Mitmenschen eingesetzt hat. Manchen galt die dreifache Mutter deshalb gar als „die Mutter Courage Gröpelingens“ und im Jahr 2016 ehrte das Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien (Zis), wo Weber dem Gesprächskreis für Frauen verschiedener Herkunft angehörte, sie als „das interkulturelle Gesicht von Gröpelingen“.
Über Jahrzehnte engagierte sich Ilse Weber bei der evangelischen Kirchengemeinde Gröpelingen, an deren Verwaltungsspitze sie bis 2002 als Bauherrin stand. Dass die damals zweitgrößte Kirchengemeinde der Hansestadt nach der Domgemeinde 1990 mit Ilse Weber, Inge Banach und Erika Finke ein reines Frauen-Führungstrio wählte, war ein Novum in der bis dahin von Männern dominierten Gremienarbeit. Weber, die wenn nötig auch resolut sein konnte, wollte stets auch andere Frauen zu leitenden Funktionen ermutigen.
Für ihre Gemeinde sei Weber ein Vorbild, so Pastorin Almut Rüter: „Wir sind dankbar, dass sie da war. Was Ilse gemacht hat, das hat sie mit Leidenschaft gemacht – in großen Leitungsgremien, aber auch in kleinen Runden. Damit ist sie uns ein richtiges Vorbild gewesen.“
Respekt als Grundüberzeugung
„Ilse war ein Urgestein der Gröpelinger Kirchengemeinde. Sie stand immer dafür, dass wir uns nicht abschotten, sondern uns zum Stadtteil hin öffnen und dort präsent sind. Und sie war immer aufgeschlossen für die Zusammenarbeit mit den Moscheen“, sagt Jutta Konowalczyk-Schlüter, die viele Jahre Pastorin in Gröpelingen war und mit Ilse Weber viele schöne Erinnerungen verbindet. Zum Beispiel diese: „An Weihnachten hat sie viele Jahre lang für mich die Andachten im Altenheim an der Dockstraße übernommen, damit ich ein bisschen Zeit mit meiner Familie hatte.“
„Wir leben zusammen, wir arbeiten zusammen – dann können wir uns auch besuchen und gegenseitig respektieren und den Glauben der anderen respektieren“: Das war eine von Webers Grundüberzeugungen. Und so engagierte sie sich ab den 1990er-Jahren im Ausschuss für interreligiöse Zusammenarbeit ihrer Gemeinde und war von Anfang an bei den interreligiösen Friedensgängen dabei, mit denen seit den Anschlägen vom 11. September 2001 Christen und Muslime im Bremer Westen ein Zeichen für den Frieden setzen wollten.
Im Büro von Jutta Konowalczyk-Schlüter, die mittlerweile als Pastorin in Bremen-Nord tätig ist, hängt bis heute ein Gruppenfoto, auf dem neben ihr und Halime Cengiz von der Mevlana Moschee auch Ilse Weber zu sehen ist: „Das war 2015, als wir zusammen nach Schwerin gefahren sind. Damals sind wir für unsere interreligiöse Arbeit im Schweriner Schloss vom Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet worden.“
Weber besuchte schon früh als „Grüne Dame“ kranke Menschen im Krankenhaus, hielt später dann Andachten in der Bahnhofsmission und las jungen Leuten mit Behinderung im Martinshof Märchen vor. 1992 war sie Gründungsmitglied und anschließend langjährige aktive Begleiterin des Arbeitskreises „Älter werden im Bremer Westen“ beim Gesundheitstreffpunkt West (GTP). „Mit ihr verliert Gröpelingen eine über viele Jahre engagierte bewundernswerte Persönlichkeit, deren Herz immer bei den Menschen war, die alt waren oder nicht auf der Sonnenseite des Lebens ihr Zuhause hatten“, sagt Astrid Gallinger, die damals beim GTP mit der Gründung des Arbeitskreises beauftragt worden war und darüber bis heute mit Ilse Weber verbunden war.
Bis 2019 vertrat Ilse Weber ihre Gemeinde auch beim 2008 über den GTP gegründeten Präventionsrat West, einem offenen Forum, in dem sich interessierte Anwohner und Vertreter von Einrichtungen im Stadtteil gemeinsam für ein friedvolles Zusammenleben mit hoher Lebensqualität stark machen. Sie wolle allmählich etwas kürzer treten, hatte sie sich dort seinerzeit verabschiedet. Kurz vor ihrem 87. Geburtstag ist sie am 9. Januar gestorben.