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Kunst-Aktion in Gröpelingen Wow statt Grau

Manche sind richtig schmuddelig, andere einfach nur langweilig: Mehr als 40 Stromkästen stehen alleine im Liegnitzquartier an den Straßen. Einige davon sind nun Gegenstand einer Kunstaktion.
22.08.2022, 07:00 Uhr
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Wow statt Grau
Von Anne Gerling

Mit Spachteln, Spüli, Scheuermilch und Stahlschwämmen rückten sie an einem Montag Mitte Juli das erste Mal in der Goosestraße an. Ihr Ziel: Ein unscheinbarer grauer Stromkasten in Höhe von Haus Nummer 65. Den hatten sich Angelika Hinrichs, Rainer Hüsche, Eric Schmidt, Jorrit Müller und Elke Baier ganz bewusst für ihren Beitrag zur Aktion „Make you’re Stromkasten great again“ ausgesucht: „Weil Angelika mal in der Goosestraße gewohnt hat“.

Blumiges Wimmelbild

Angelika Hinrichs war es auch, die das passende Motiv entworfen hatte: eine Art Wimmelbild aus vielen bunten Blumen. Das passe toll zu dem Flieder gleich hinter dem Stromkasten, findet Elke Baier. Sie leitet die Malgruppe des Martinsclub, die sich regelmäßig montags im Breitenbachhof trifft.

Dass mehrere Mitglieder dieser Gruppe nun mal nicht im Atelier, sondern mitten im Lindenhofviertel und völlig unbeeindruckt von den direkt hinter ihnen durch die Goosestraße rauschenden Autoströmen kreativ wurden, kam so: Anfang Mai hatte Elke Baier in der Zeitung den Aufruf zu einer Kunstaktion gelesen. Gesucht wurden Kunstschaffende aus dem Stadtteil, die Lust hatten, im Zuge des Projekts „Europa Zentral – Leben im Liegnitzquartier“ die teilweise stark verdreckten oder einfach nur langweiligen Verteilerkästen im Quartier künstlerisch zu bearbeiten. Für Elke Baier stand sofort fest: „Wir müssen einen Stromkasten bemalen!“

Anti-Graffiti-Beschichtung musste runter

Der Schrank an der Goosestraße war eines der eher unauffälligen Exemplare, die Projektleiterin Valesca Fix von Kultur vor Ort für die Aktion zu vergeben hatte. „Er ist nicht so bemoost und relativ sauber – dafür haben wir aber diese Schutzschicht“, sagt Fix. Und die Anti-Graffiti-Beschichtung entpuppte sich an Tag eins denn auch als besonders harte Nuss. Mehrere Stunden lang wurde gekratzt, gescheuert, gespachtelt und geschabt, bis die Schicht endlich ab war. Eine nervenaufreibende, aber absolut notwendige Vorarbeit – sonst hätte sich die neue Bemalung später nämlich einfach mit kaltem Wasser wieder abwaschen lassen.

Beim zweiten Vor-Ort-Termin ging es an die Grundierung und beim dritten Mal konnte die Gruppe dann endlich loslegen: Mit dem Bleistift wurde das Muster vorgezeichnet und anschließend die einzelnen Flächen mit Acrylfarben ausgemalt.

Nur von 20 Kästen konnten bislang die Betreiber herausgefunden werden.
Valesca Fix, Kultur vor Ort

Offizielle Genehmigungen für die Aktion zusammenzubekommen, war gar nicht so einfach. Ab Februar hatte Valesca Fix die Straßen im Quartier durchkämmt, mehr als 40 Strom- und Postablagekästen fotografiert und Standorte ausgesiebt, die von der Lage her besonders geeignet wären. Mit dieser Liste fragte sie sich zu den verantwortlichen Ansprechpartnern durch, denn nicht alle Stromkästen gehören der Telekom oder Wesernetz. „Nur von 20 Kästen konnten bislang die Betreiber herausgefunden werden“, berichtet Fix. „Bei vielen wissen wir es immer noch nicht. Es gibt Kästen, die zum Teil sehr verwahrlost aussehen – und keiner konnte mir sagen, wen ich dafür ansprechen kann.“ Immerhin: Zehn Gruppen machen nun bis Ende September 17 Kästen bunter und lebendiger.

Für Freitag, 7. Oktober, plant Valesca Fix einen Rundgang mit allen Interessierten: „Dann können nochmal alle erzählen, was sie sich bei ihrem Kasten gedacht haben und wie die Umsetzung für sie war.“ Treffpunkt ist voraussichtlich um 18 Uhr beim Torhaus Nord, Liegnitzstraße 63.

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