Die Anwohner aus der Seewenjestraße und dem Alten Winterweg, die sich im Juli mit einem Hilferuf an den Gröpelinger Beirat gewandt hatten, sind sich einig: „Es hat sich seitdem nichts verändert.“ Der Verkehr in der Tempo-30-Zone sei nicht weniger geworden und auch nicht langsamer, so die einhellige Meinung.
Mittlerweile war die Polizei vor Ort, hat aber bei ihren Geschwindigkeitskontrollen keine signifikanten Überschreitungen festgestellt, wie nun Verkehrssachbearbeiter Andreas Huizenga vom Polizeirevier Gröpelingen dem Fachausschuss Bau und Verkehr des Gröpelinger Beirats schilderte: „Durchschnittsgeschwindigkeit waren 35 Stundenkilometer, die Schnellsten waren knapp über 40 km/h.“
Der stellvertretende Beiratssprecher Senihad Sator (SPD) sieht dennoch Handlungsbedarf. „Ich hatte solche Messergebnisse befürchtet. Aber die Ergebnisse der Geschwindigkeitsmesstafel kann man nicht wegdiskutieren“, sagt er mit Blick auf frühere Messungen, bei denen Geschwindigkeiten von bis zu 113 Stundenkilometer dokumentiert wurden.
Die nun gemessenen Werte lägen wahrscheinlich an den Zeiten, zu denen kontrolliert wurde, vermuten die Nachbarn: „Die Polizei war mittags da, dann ist hier wenig Verkehr.“ Ab dem Nachmittag sei deutlich mehr los. Und je später, desto schneller werde gefahren. Die Achse Rübekamp–Seewenjestraße sei mittlerweile zu einer Umgehungsstraße für die Heerstraße geworden, sind sich die Anwohner sicher: „Und wir müssen das leider 24 Stunden am Tag aushalten.“ Während in anderen Tempo-30-Zonen umsichtig gefahren werde, halte sich in Gröpelingen längst nicht jeder an die Geschwindigkeitsbeschränkung, hat Anwohnerin Barbara Hoffstädt-Gerling beobachtet: „Das wird hier als Rennstrecke genutzt.“
Das Tempolimit werde oft nicht eingehalten, bestätigt eine Nachbarin: „Wir möchten ja eigentlich nur, dass man sich an die Verkehrsegeln hält.“ Auch die Gröpelinger Ortspolitiker möchten den zunehmenden Schleichverkehr im Rübekamp und in der Seewenjestraße – ebenso wie im Hagenweg, im Mittelwischweg und im Pappelweg – ausbremsen und das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) davon überzeugen, dass dort ein Eingreifen nötig ist.
Und so wurde im Fachausschuss nun intensiv darüber beraten, welche Maßnahmen die Situation vor Ort auf lange Sicht verbessern könnten. Denkbar wäre zum Beispiel, testweise die Seewenjestraße im Abschnitt zwischen In den Barken und Alter Winterweg zu einer Einbahnstraße zu machen. Dies könnte aber zu einer Verlagerung des Verkehrs in andere Nebenstraßen führen, befürchtet etwa Rolf Heide (SPD). „Ohne entgegenkommende Autos hätten die Leute noch mehr freie Fahrt und würden womöglich noch schneller fahren“, gibt außerdem Barbara Hoffstädt-Gerling zu bedenken.
Stefan Kliesch (parteilos) rät zu einem Durchfahrtsverbot per Anlieger-frei-Schild – eine Option, die vermutlich nur durch zusätzliche Polizeikontrollen auch wirksam wäre.
Hanspeter Halle (Grüne) hält sogenannte Baumnasen – begrünte Einfassungen, die in die Fahrbahn ragen – für eine geeignete Lösung. Er regt an, als ersten Schritt zum Beispiel mit Baustellen-Absperrungen solche Baumnasen zu simulieren: „So könnte der Verkehr dort nur noch geschlängelt fahren. Das wäre vielleicht einfacher durchzukriegen und man würde sehen, was es für Auswirkungen hat.“ Rolf Heide verweist auf gute Erfahrungen mit den Baumnasen im Rübekamp: „Das nimmt schon ordentlich Tempo raus und würde in der Seewenjestraße sicherlich helfen.“
Da sich auch mehrere Anwohner positiv zu diesem Vorschlag äußerten, wollen die Gröpelinger Ortspolitiker sich nun beim ASV für Baumnasen in der Seewenjestraße und im Alten Winterweg einsetzen. Zusätzlich dazu sollen Piktogramme direkt auf der Fahrbahn noch einmal auf die Tempo-30-Regel hinweisen.
Zufrieden mit diesem Beschluss zeigte sich am Ende der etwa einstündigen Diskussion Barbara Hoffstädt-Gerling, die schon lange für verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Seewenjestraße kämpft: „Toll, dass so konstruktiv über dieses Problem gesprochen wurde.“