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Zu schnelle Autos in Tempo-30-Zone Anwohner fordern konkrete Maßnahmen

Seit mehreren Jahren berichten Anwohner der Seewenjestraße, dass dort regelmäßig zu schnell Auto gefahren werde. Nun kommen auch aus dem Alten Winterweg Hilferufe von genervten Bürgern.
30.07.2021, 14:00 Uhr
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Anwohner fordern konkrete Maßnahmen
Von Anne Gerling

In der Seewenjestraße weist an der Ecke Sottrumer Straße seit einiger Zeit eine Geschwindigkeitsmesstafel Autofahrer auf das von ihnen gefahrene Tempo hin. Sinn und Zweck des Gerätes ist es, an das Verantwortungsbewusstsein derjenigen zu appellieren, die in der Tempo-30-Zone zu schnell unterwegs sind.

Manche Fahrer allerdings nutzen das Gerät offenbar förmlich als „Sparringpartner“ und geben bei seinem Anblick sogar noch extra Gas, wie kürzlich in der Bauausschuss-Sitzung des Gröpelinger Beirats von einer Anwohnerin berichtet wurde.

Tatsächlich beobachten Anwohner im gesamten Bereich Alter Winterweg / Rübekamp / Seewenjestraße mit wachsender Sorge ein immer problematischeres Verkehrsgeschehen: Drei Bürgerantrage zu diesem Thema sind in den vergangenen Monaten beim Ortsamt eingegangen. Der für Gröpelingen verantwortliche Stadtteilsachgebietsleiter Ingo Wilhelms hatte deshalb beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV) darum gebeten, Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und Entschleunigung zu prüfen.

Die Antwort, die das Ortsamt daraufhin kürzlich erhalten hat, sorgt bei den Anwohnern für Kopfschütteln und Verärgerung. Es gebe keine Anhaltspunkte darauf, dass in diesem Bereich häufig zu schnell gefahren würde, hat nämlich das ASV nach Rücksprache mit der Polizei mitgeteilt. Die auf der Messtafel angezeigten Geschwindigkeiten dokumentierten sehr wohl gravierende Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung, halten dem die Anwohner entgegen. So seien in der Seewenjestraße Geschwindigkeiten 80 bis 113 Stundenkilometer gemessen worden.

Immer wieder seien außerdem im Alten Winterweg „Geisterfahrer“ zu beobachten, die die Einbahnstraße in der falschen Richtung und mit hoher Geschwindigkeit beführen, schilderte ein Anwohner den Ortspolitikern: „Man merkt, dass sie dort zum Teil bewusst falsch hineinfahren. Oft wird auch bei der Überwegung am Grünzug – in beiden Richtungen – nicht angehalten, sodass Radfahrer, die dort ja Vorfahrt haben, zu Notbremsungen gezwungen werden.“

Vor allem für Kinder und Senioren sei dies gefährlich, warnt der Anwohner. Die Nachbarschaft habe deshalb den Wunsch, den Alten Winterweg zu einer Sackgasse zu machen und ihn in Höhe des Grünzugs zu schließen.

Was die Seewenjestraße betrifft, so ist das Thema dort nicht neu. Schon im August 2018 hatte sich eine Anwohnerin mit einem Hilferuf ans Ortsamt gewandt und geschildert, dass dort trotz Tempo-30-Zone immer wieder Autofahrer zu schnell unterwegs seien und die Straße vermehrt als Alternative zur Heerstraße und schnelle Verbindung zur Autobahn nutzten. Im Frühjahr 2019 war daraufhin erstmalig die stadtteileigene Geschwindigkeitsmesstafel dort installiert worden. Das Gerät habe allerdings nichts daran geändert, dass in der Seewenjestraße häufig schnell und auch laut gefahren werde, schilderte nun eine andere Bürgerin: „Wir beobachten mittlerweile auch regelmäßig Autoposer und schwarze Limousinen in unserer Straße. Und wenn man sich an Tempo 30 hält, wird man überholt und angepöbelt.“ Um Autofahrer dazu zu bringen, langsamer zu fahren, schlägt sie Schwellen auf der Fahrbahn vor und sagt: „Eine Sackgassen-Lösung würden wir auch begrüßen – aber nur im Zusammenhang mit einer Verkehrsberuhigung im gesamten Gebiet.“

Nach Ansicht einer anderen Anwohnerin, nach deren Beobachtung sogar schwere Lkw mittlerweile die Seewenjestraße als Durchgangsstraße nutzen, könnten auch sogenannte Baumnasen – begrünte Einfassungen, die in die Fahrbahn ragen – helfen. „Ich wäre froh, wenn wir endlich mal zu einer Lösung kämen“, unterstrich sie.

„Wir haben das Gefühl, wir sind hier schutzlos“, meldete sich in der Sitzung eine weitere Bürgerin aus dem Alten Winterweg zu Wort: „In der Kurve parken Autos, es ist eng und stressig und der Umgangston ist sehr aggressiv. Außerdem parken Gewerbebetriebe den Fußweg komplett zu und stellen dort Geräte ab.“ Regelmäßig werde sogar die Einfahrt zu ihrem Grundstück zugeparkt: „Die Wohnqualität hat so nachgelassen, dass wir uns überhaupt nicht mehr wohl fühlen.“

Anders als das ASV sehen die Gröpelinger Ortspolitiker angesichts dieser Schilderungen durchaus Handlungsbedarf. „Wir brauchen ein Konzept für die Entschleunigung und zur Verhinderung von Geisterfahrten“, sagt etwa der stellvertretende Beiratssprecher Senihad Sator (SPD), den die Antwort aus dem ASV überrascht hat. „Wofür haben wir ein Amt wie das ASV, wenn es solch lapidare Antworten liefert?“ wundert sich auch Hanspeter Halle (Grüne).

Um für alle weiteren Schritte eine aussagekräftige Grundlage zu haben, soll die Polizei in den kommenden Monaten zunächst gezielt in dem Gebiet die Geschwindigkeiten messen. Aus Walle ist außerdem zu hören, dass der dortige Beirat seine Geschwindigkeitsmesstafel im August im Alten Winterweg aufstellen lassen will.

Zur Sache

Geschwindigkeitsmesstafeln für alle Stadtteile

2013/2014 wurde von der Bürgerschaft ein Versuchsprogramm beschlossen: Ein Jahr später bekam jeder der 22 Beiräte in Bremen eine eigene Geschwindigkeitsmesstafel pro Stadtteil zur Verfügung gestellt. Die Idee war, die Tafeln je nach Bedarf an wechselnden Orten aufzustellen, um Autofahrern das von ihnen gefahrene Tempo vor Augen zu führen. Als Vertragspartner wurde die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) mit ins Boot geholt, die seitdem im Auftrag der Stadt in Absprache mit Beiräten und Ortsämtern die Geschwindigkeitsmesstafeln aufstellt und dafür sorgt, dass diese auch funktionieren. Die BSAG prüft auch jeweils vor Ort, ob eine Geschwindigkeitsmesstafel nach den Vorgaben des Amtes für Straßen und Verkehr installiert werden kann. Die Versetzung der Tafeln muss aus Mitteln des jeweiligen Stadtteilbudgets gezahlt werden.

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