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Rondell im Grünzug West Platz umgestalten und besser betreuen

Der Gröpelinger Stadtteilbeirat beschäftigt sich mit den Problemen, die die Nutzung des Rondells im Grünzug West durch Wohnungslose schafft..
09.07.2021, 15:59 Uhr
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Von Anke Velten

Das „Rondell“ im Grünzug West macht Probleme. Es gibt Überlegungen, den Nutzern einen alternativen Treffpunkt in der Nähe anzubieten, oder die Sitzgruppe anders zu arrangieren, damit das Umfeld weniger gestört wird. Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen. Doch wie immer diese ausfallen wird, eines ist für die Gröpelinger Stadtteilpolitik und die zuständigen Streetworker klar: Die Stadt muss ihre Anstrengung in die aufsuchende Betreuung und Begleitung deutlich erhöhen, damit alle Beteiligten nachhaltig profitieren.

Seit Jahren ist das Rondell Treffpunkt für eine bestimmte Klientel. An dem Plätzchen im Grünen, Höhe Stoteler Straße, in fußläufiger Nähe zum Supermarkt, halten sich wohnungslose Menschen, oft mit Suchtproblemen, gerne auf, und werden – so oft es deren Zeit zulässt – von Streetworkern betreut. Doch nicht alle fühlen sich mit der Situation wohl. Aus der Nachbarschaft steigen die Beschwerden wegen des Lärmpegels vor Ort und wegen der Verunreinigungen durch die Hinterlassenschaften der Nutzer. Ein gutes, ungestörtes Angebot in unmittelbarer Nähe, mit Bänken und sanitären Einrichtungen, könnte die Situation für alle Beteiligten verbessern, fand die Sicherheitspartnerschaft Gröpelingen. Nach einem Ortstermin mit Anwohnern, Ortsamts- und Beiratsmitgliedern scheint diese Idee verworfen, wie im Rahmen der Sitzung des Gröpelinger Sozialausschusses deutlich wurde. Dort hieß es einhellig: Sinnvoller sei es, den bestehenden Platz umzugestalten und deutlich mehr in die Betreuung zu investieren.

Inoffiziell hatte sich der Sitzplatz schon längst als Toleranzraum für Menschen in prekären Lebenslagen etabliert, erklärte Polizeidirektor Jens Körber, der dem Ausschuss an seinem letzten Tag als Koordinator für die Sicherheitspartnerschaft Gröpelingen seine Sicht der Dinge schilderte. Nun gebe es mit Mitteln des Integrierten Entwicklungskonzepts die Chance, einen solchen akzeptierten Ort im Grünzug einzurichten. Die Sicherheitspartnerschaft werde die weitere Organisation übernehmen. Anderswo in der Stadt habe man gute Erfahrungen mit „akzeptierten Orten“ gemacht, an denen sich die Klientel treffen und aufhalten dürfe, ohne dass es Konflikte gebe. „Bremen ist da vorbildlich“, so Körber. Seinen Angaben zufolge zählen rund 80 Personen zum regelmäßigen Besucherkreis, rund die Hälfte davon sei dem Trinkermilieu zuzuordnen. Die Verdrängung sei jedenfalls keine Lösung, so der Polizeibeamte: „Wo sollen die Leute hin?“. Voraussetzung, dass das bessere Angebot auch angenommen werde, sei ein Standort in der Nähe.

Ein Ort, an dem sich niemand anders gestört fühlt, der ausreichende Distanz zu Wohnhäusern, Kindertagesstätte, Schule oder Kinderspielplatz einhält: Den gibt es dort aber nicht, wie Anwohner Manfred Ehlting klarstellte. Der Gröpelinger bezeichnete das Vorhaben als „Schnapsidee“, den Treffpunkt an den Grünstreifen parallel zur Scheesseler Straße zu verlegen. „Wir sind voll dagegen.“ Beiratssprecherin Barbara Wulff (SPD) hatte Verständnis für die Bedenken: Die Gärten und Terrassen der Anwohner seien nur wenige Meter entfernt, die Befürchtungen, durch Lärm und Müll belästigt zu werden, seien berechtigt. „Ganz klar eine bessere Lösung“, so Ehlting, sei dagegen die Alternative, die Ortsamtsleiterin Ulrike Pala auf einer Skizze festgehalten hatte: Die Bänke im Rondell könnten mit ihrer Sichtseite umgedreht werden, und ein Sichtschutz mit Büschen angelegt werden.

Keine Frage sei es, dass sich das Problem nicht durch Vertreibung lösen lasse, betonte auch Eva Careiro-Alves, Sucht-Referentin im Gesundheitsressort. Erfahrungen zeigten, dass sich die Dynamik damit verschlimmere. „Drogen- und alkoholabhängige Menschen halten sich im öffentlichen Raum auf, und das dürfen sie auch“, so die Suchtexpertin. Das Rondell sei in dieser Hinsicht „ein guter Ort“, bestätigte Streetworker Rüdiger Mantel aus der Inneren Mission. Doch unabhängig davon, ob es bei diesem Ort bleibe oder ein neuer Ort gefunden würde: „Das macht nur Sinn mit einer guten Betreuung.“ Normalerweise besuche der zuständige Streetworker Jonas Pot d‘Or das Rondell zwei mal pro Woche. „Mehr ist aus Zeitgründen einfach nicht drin“. In den 20 Jahren, in denen Pot d‘Or für die Innere Mission tätig sei, seien die Zuwendungen durch das Gesundheitsressort nicht erhöht worden, und deckten schon lange nicht mehr die Kosten. Mantel appellierte an die Verantwortlichen, bei der Einrichtung von akzeptierten Orten in das Personal zu investieren. „Polizeieinsätze sind deutlich teurer.“

Genau so sieht es auch der Waller Beirat. Bereits im Rahmen der Sitzung Anfang Mai hatten die Stadtteilpolitiker die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz aufgefordert, die Arbeit der Streetworker in Gröpelingen finanziell abzusichern, und die „dringend notwendige“ Stundenzahl deutlich aufzustocken.

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