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Stadtplanung Studierende plädieren für S-Bahnhof

Im Studiengang Architektur an der Hochschule Bremen stand ein Semester lang der Ortsteil Ohlenhof im Mittelpunkt. Nun wurden etliche Ideen zur städtebaulichen Weiterentwicklung des Gebietes vorgestellt.
21.07.2022, 17:37 Uhr
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Studierende plädieren für S-Bahnhof
Von Anne Gerling

10.000 Quadratmeter Freifläche – was ließe sich damit anfangen? Diese Frage beschäftigt schon seit Längerem die Gröpelinger Ortspolitik, konkret geht es um ein Areal an der Wummensieder Straße. Seit 1926 standen dort Flachdachgebäude, die als „Hilfswohnungen“ für die übergangsweise Unterbringung von Familien gedacht waren und vor etwa 20 Jahren abgerissen wurden. Der Plan, dort anschließend Reihenhäuser zu bauen, wurde nie realisiert. Später war das Grundstück dann als Standort für die Oberschule Ohlenhof im Gespräch – die Schule hat soeben einen Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Streichelzoos „Wilder Westen“ bezogen.

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Und die Brachfläche an der Wummensieder Straße? Mit ihr – und der städtebaulichen Weiterentwicklung des gesamten Areals zwischen dem Schwarzen Weg, Mählandsweg, Wummensieder Straße und Klitzenburg – haben sich nun ein Semester lang rund 80 angehende Architektinnen und Architekten der Hochschule Bremen im Modul „Städtebau“ beschäftigt. Ihre Ideen dazu, wie sich das Gebiet städtebaulich weiterentwickeln lässt, haben die Studierenden am 20. Juli in der Hochschule am Neustadtswall vorgestellt.

Gegebenheiten vor Ort ermittelt

Bevor in den 18 Arbeitsgruppen Ideen zur Struktur und räumlichen Gestaltung des Gebietes diskutiert, konkrete Konzepte entwickelt, im Bebauungsplan die notwendigen Rahmenbedingungen festgelegt und schließlich Modelle gebaut wurden, waren die Studierenden vor Ort, um die dortigen Gegebenheiten auf sich wirken zu lassen und sie zu analysieren. „Viele Flächen und Zwischenräume lassen sich nicht eindeutig zuordnen“, ist dabei zum Beispiel Hannah Viktoria Czirr, Hannah Sell, Jonas Fischer und Julia Apke aufgefallen: „Dort ist nicht erkennbar, ob es sich um private oder öffentliche Flächen handelt. Das ist schade, denn viele der Flächen werden wahrscheinlich deshalb nicht genutzt.“ Gleichzeitig gebe es vor Ort nur relativ wenig Freizeitangebote, fiel der Arbeitsgruppe auf. Das Vierer-Team schlägt deshalb vor, die vorhandene Wohnbebauung durch Gewerbeflächen zu ergänzen und die einzelnen Gebäudeensembles über ein „Grünes Kreuz“ miteinander zu verbinden. In diese großzügige Grünfläche könnten eine Freilichtbühne und ein Basketballplatz eingebettet werden. Durch dieses grüne Band hindurch gelangt man außerdem direkt zu einer neuen S-Bahn-Station am Mählandsweg.

Die bessere Anbindung per ÖPNV – genauer: ein eigener S-Bahnhof – ist ein Aspekt, der von vielen der 18 Arbeitsgruppen aufgenommen und in ihre Entwürfe eingearbeitet wurde. Denn, so Hochschulprofessor Klaus Schäfer, der die Arbeiten gemeinsam mit Diplom-Ingenieurin Linda Velte betreut hat: „Wir haben während der Analyse festgestellt, dass der Weg zur Straßenbahn sehr weit und räumlich und strukturell auch nicht sehr klar ist.“ Eine Beobachtung, die insbesondere die Grünen-Fraktion im Gröpelinger Beirat wohl sofort unterschreiben würde – sie warb viele Jahre lang vergeblich für einen eigenen DB-Haltepunkt am Halmerweg mit einem dritten Gleis für den Personennahverkehr.

Hauptachse mit Plätzen und Geschäften

„Ein Bahnhof würde hier Sinn machen“, finden auch Liam Kundrus, Enno Meyer, Marvin Schlotter, Boris Weber und Leon Siebert. Was ihrer Ansicht nach außerdem verbesserungsfähig ist: „Es gibt dort aktuell kaum Möglichkeiten, fußläufig Lebensmittel zu kaufen, und kulturelle Einrichtungen sind auch schwer zu erreichen.“ Sie würden deshalb unter anderem den Mählandsweg als Hauptachse entwickeln, an der entlang mehrere Plätze und auch Geschäfte angesiedelt werden könnten. Würde dieser Entwurf realisiert, würde sich das Gebiet womöglich ganz anders entwickeln, ist Linda Velte überzeugt. Klaus Schäfer sieht es ähnlich: „Den städtischen Charakter zu verändern, hat immer auch soziologische Aspekte."

Viele interessante Ideen sind an diesem Vormittag zu hören: Vom "Shared Space" am Mählandsweg – also einem Raum für alle Verkehrsteilnehmer, in dem gegenseitige Rücksichtnahme Verkehrsschilder, Fußgängerinseln, Ampeln und Barrieren ersetzt – bis hin zu einem veränderten Wegenetz, über das die Siedlung aus ihrer Isolation geholt und neue Verbindungen zwischen den einzelnen inselhaften Siedlungsbereichen geschaffen werden könnten.

Vor der Verkündung der Noten gab es noch anerkennende Worte von einem Gast: Auch Marc Brandwein ist an der Hochschule Bremen ausgebildet worden und mittlerweile – ebenso wie auch Linda Velte – als Stadtplaner beim Bauamt Bremen-Nord tätig. „Es sind sehr unterschiedliche Entwürfe – aber die Themen sind richtig besetzt“, findet er: „Stadt- und Verkehrsplanung sind eng verknüpft. Dass sie das alles mitdenken, finde ich toll.“

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