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Tura Bremen Bremen-Ligist setzt auf talentfreien Bereich

Tura Bremen fokussiert sich auf den talentfreien Bereich. Es geht um Fähigkeiten, die unabhängig vom fußballerischen Talent sind. Der Trainer sieht darin einen Schlüssel zum Erfolg. Kann das funktionieren?
09.09.2024, 05:01 Uhr
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Von Stefan Freye

Das Etikett hat sich verändert. Der Inhalt nicht. Was früher einmal als Grundtugenden des Fußballs bezeichnet wurde, nennt sich heute „talentfreier Bereich“. Tura-Trainer Steffen Dieckermann misst den entsprechenden Attributen eine ganze Menge Bedeutung bei, auch wenn er den Bereich durch eine „Zone“ ersetzt. Es geht gewissermaßen um all die Dinge des Fußballs, die nicht den Umgang mit dem Ball beschreiben und deshalb auch nicht abhängig sind von der eigentlichen Begabung eines Fußballers. Ein talentfreier Bereich beschreibt deshalb eben nicht die mangelnden spielerischen Fertigkeiten. Er umreißt alle Fähigkeiten, die ein Kicker jenseits seines fußballerischen Talents in eine Mannschaft einbringen kann. Das ist eine ganze Menge. „Es geht um Laufbereitschaft, Leidenschaft und Intensität – dafür musst du nicht den Ball hochhalten können“, sagt Steffen Dieckermann.

Und obwohl dieser „talentfreie Bereich“ derzeit in aller Munde ist: Mannschaften wie Tura, die weniger über einen anspruchsvollen Spielvortrag als über das Kollektiv und eine ausgeprägte Einsatzbereitschaft kommen, sind noch ein bisschen mehr abhängig von entsprechenden Werten. Ein Team wie der Bremen-Ligist aus Gröpelingen ist gewissermaßen gezwungen, die „talentfreien“ Elemente nachhaltig ins Spiel einzubringen. Gelingt ihm das, steht für Steffen Dieckermann schon mal ein Teilerfolg: „Ganz platt gesagt, hast du den ersten Punkt damit schon in der Tasche.“

Kader überzeugt durch Quantität

Zum talentfreien Bereich zählt für den Tura-Trainer allerdings längst nicht nur das Verhalten auf dem Platz. „Du spielst, wie du trainierst“, sagt Dieckermann. Über die Beteiligung an den gemeinsamen Einheiten ließe sich schließlich auch schon eine ganze Menge beeinflussen. „Und wir haben eine brutale Trainingsbeteiligung“, sagt Steffen Dieckermann. Er führt eine Statistik und weiß: Nie stehen weniger als 20 Spieler auf dem Trainingsplatz, und ein rundes Dutzend ist zu mehr als 90 Prozent an jeder Einheit beteiligt. „Damit haben wir alle auf einem Stand, und das ist schon mal eine gute Grundlage“, sagt der Trainer.

Für Dieckermann ist aber auch der Umgang mit den bisherigen Ergebnissen ein Teil des talentfreien Bereichs. Er ist zwar grundsätzlich „nicht unzufrieden“ mit den Partien gegen den SC Vahr-Blockdiek (4:0), der BTS Neustadt (3:3), Vatan Sport (0:2) und den OSC Bremerhaven (0:4). Als „verdiente Niederlage gegen eine starke Mannschaft“ beschreibt der Trainer die Pleite bei den Olympischen. Grundsätzlich gilt allerdings: Angesichts von nur vier Punkten aus vier Partien besteht schon auch noch Luft nach oben. „Was die Niederlagen betrifft, sollte jeder vor der eigenen Haustür kehren“, so der Trainer. Nur wer verstanden hat, dass der Misserfolg immer das Ergebnis einer Teamleistung ist und nicht zu Vorwürfen gegen Einzelne führen sollte, füllt seine Rolle als Mannschaftsspieler aus. Auch das zählt zum talentfreien Bereich.

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Erst einmal völlig „talentfrei“ ist dagegen die Größe des Kaders, und in dieser Hinsicht hat sich eine ganze Menge getan bei Tura Bremen. Denn während lediglich vier Spieler gegangen sind – darunter in Chibuzor Obodozie und Samuel Chukwuemeka zwei potenzielle Stammkräfte zur SV Hemelingen –, summierten sich die Zugänge fast auf ein Dutzend. „Man sieht ja, wie sich das entwickeln kann“, sagt Steffen Dieckermann. Er beklagte bereits vorm Spiel beim OSC in Jean-Ariel Adjovi-Signanhode, Ramazan Gülac (beide Bänderriss) und Kilian Nonnast (Aufbautraining nach Sprunggelenksbruch) drei Langzeitverletzte. In Bremerhaven zogen sich Cenk Devrim Yilmaz (Verdacht auf Bänderriss) und Eren Kaya (Zerrung) zwei weiter Kicker eine Blessur zu.

Es müssen Punkte her

Also wurde endgültig deutlich, wieso die Aufstockung des Kaders eine gute Idee war: Obwohl das Aufgebot gleich drei Torhüter umfasst und ja auch immer mal beruflich bedingte Ausfälle zu beklagen sind, stehen Dieckermann regelmäßig rund 20 Feldspieler zur Verfügung. „Es war auch mehr oder weniger das Ziel, den Kader zu vergrößern“, sagt der Trainer. Dabei ging es zunächst einmal um die Quantität. Der Kader sollte einfach breiter aufgestellt sein. „Wir haben auch die Qualität erhöht, aber die neuen Spieler sind alle jung“, so Dieckermann. Bis auf Ilias El Asri (24) befinden sich die Zugänge in einem Alter zwischen 19 und 21 Jahren. Der Trainer hält alle Neuen für „wichtig“, einem Neuen traut er allerdings noch ein bisschen mehr zu: In Ansumara Barrow (19) hat Tura offenbar einen sehr entwicklungsfähigen Innenverteidiger vom JFV Bremen verpflichtet. „Er ist mega talentiert und wird seinen Weg machen“, so Dieckermann.

Und wohin geht der Weg von Tura? Das erste Jahr hatte der Aufsteiger aus 2023 mit dem elften Rang abgeschlossen. „Wir würden uns jetzt über einen einstelligen Tabellenplatz freuen“, sagt Steffen Dieckermann. Dazu müssen aber langsam mal Punkte her. Am kommenden Sonnabend empfängt Tura im Habenhauser FV einen Aufsteiger aus diesem Sommer. Ein Heimsieg ist also drin, zur Pflicht wird er aus Sicht von Steffen Dieckermann aber nicht. „Sie machen das nicht schlecht, spielen lange zusammen und haben eine gute Ordnung“, beschreibt der Tura-Trainer den kommenden Gegner. Er kann wohl davon ausgehen, dass der talentfreie Bereich auch in Habenhausen ein echtes Thema ist.

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