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Ehrenamt "Für mich ist das der beste Job im Sportverein"

19 Jahre lang hat sich Gerd Schweizer im Präsidium von Tura Bremen engagiert. Nun legt er sein Ehrenamt nieder – so ganz verlässt er den Gröpelinger Traditionsverein aber nicht.
29.06.2023, 07:00 Uhr
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Von Anne Gerling

Ein Jahr mache er noch weiter, mehr aber nicht: Das hatte Gerd Schweizer, Vizepräsident und Sportlicher Leiter für den Bereich Breiten-, Freizeit- und Leistungssport beim Turn- und Rasensportverein (Tura), bei der Jahreshauptversammlung im Sommer 2022 angekündigt. Und tatsächlich: Dieses Jahr ist der gebürtige Schwabe nach 19 Jahren ehrenamtlichem Engagement im Präsidium des Gröpelinger Traditionsvereins nicht mehr zur Wahl angetreten. Sein bisheriger Posten ist bis auf Weiteres unbesetzt.

Schweizer, der seit fünf Jahren in Rente ist, hat in Tübingen und Gießen Sport studiert. Nach dem Referendariat an einer Bremer Berufsschule zwang ihn Anfang der 1980er-Jahre dann Bremens Einstellungsstopp für Lehrer zum Umdenken: Er trat eine ABM-Stelle beim TV Eiche Horn an, wo er fortan Angebote für Senioren organisierte und bald auch erste Kontakte zu Tura knüpfte: „Über den Kanusport, das war neben Volleyball mein Ding.“

Nach einer Umschulung ging es später für Schweizer hauptberuflich bei der Arbeitnehmerkammer weiter. Der Sport spielte aber weiterhin eine Rolle. Denn, so der 70-Jährige: „Mein Vater war mit seiner Mannschaft 1956 deutscher Meister im Gerätturnen und mit über 80 Jahren noch Übungsleiter der Gruppe, die einst mit ihm angefangen hatte. Von daher waren Sport und Vereinsleben für mich gesetzt.“

Und so suchte Schweizer schon bald den Kontakt zu Tura, als er vor mehr als 20 Jahren nach einem Abstecher aufs Land nach Gröpelingen zurückkehrte. Alles Weitere ergab sich wie von selbst: Als 2004 Dirk Bierfischer Präsidentin Cornelia Wiedemeyer ablöste, wurde Schweizer Beisitzer. Wenige Jahre später übernahm er von Roland Klein das Amt als Vizepräsident und Sportlicher Leiter. Für ihn steht fest: Tura trägt zur Aufwertung des Stadtteils bei und setzt der sozialen Spaltung in der Stadt etwas entgegen.

Viele Jahre lang habe man dabei die Beiträge konstant halten können, freut sich Schweizer. Und: „Die Wichtigkeit von Bewegung als Verein auch nach außen zu transportieren – das haben wir geschafft.“ Schweizer weiter: „Ich habe mein Amt immer so verstanden, dass man auch die Rahmenbedingungen für die Sporttreibenden verbessert. Das fängt morgens mit den Kita-Kindern an und endet abends mit den Senioren.“ 2008 tourte Schweizer durch die Schulen im Stadtteil, um im Zuge des Ganztagsausbaus Kooperationen mit Tura aufzubauen.

2009 machte er sich im Namen des Vereins für die Sanierung der Bezirkssportanlage Gröpelingen stark, 2012 für den Erhalt des Goosebads – das Mitte Dezember 2012 geschlossen wurde – und 2018 gegen eine Westbad-Verkleinerung. Schweizer war beim Workshop „Gröpelingen bewegt“ mit dabei, bei dem es um die Erweiterung der 2007 eingeweihten Gröpelinger Sportmeile über das integrierte Entwicklungskonzept (IEK) ging. Er mischte sich in die Diskussion um die Streckenführung der Fahrradpremiumroute D.15 ein – die er unbedingt aus dem Grünzug West heraushalten möchte – und warb 2016 für eine bessere Anbindung des Vereinsgeländes über die 2011 gestartete Buslinie 82. Und aktuell sucht der Verein Schweizer zufolge dringend Ärzte für den Herzsport in der Gesundheitswerkstatt.

Ein Erfolgsprojekt, das Schweizers Augen nach wie vor zum Leuchten bringt: Der 2013 eingerichtete Bouleplatz direkt beim Vereinsgelände am Bert-Trautmann-Platz, mit dem ausdrücklich das soziale Zusammenleben aller Bevölkerungsschichten im Stadtteil gefördert werden sollte. Der Gesundheitstreffpunkt West (GTP) hatte seinerzeit den Antrag gestellt, und Tura pflegt die Anlage, die das ganze Jahr über und bei fast jedem Wetter von verschiedenen Gruppen –  vom Hobby- bis zum Liga-Sport  – rege genutzt wird.

„Gnadenlos gescheitert“ sei aber leider das Projekt Bewegungskindergarten, so Schweizer: Die Einrichtung, die der Verein mit dem im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen (Na‘) beheimateten Träger Nakita auf seinem Gelände bauen wollte, gibt es bis heute nicht. „Das ist bedauerlich“, findet der Ex-Vizepräsident, „denn es ist eine tolle Idee –  und die Hindernisse, die rein formaler Natur sind, hätten mit etwas gutem Willen beseitigt werden können.“

Schweizers Rückblick fällt unterm Strich trotzdem positiv aus: „Für mich ist das der beste Job, den es im Sportverein gibt. Man kann gestalten, kreativ sein und oft sind es supertolle Leute, mit denen man zusammenarbeitet und gemeinsam etwas anschieben kann.“

Und das will Gerd Schweizer auch in Zukunft machen, aber in einem kleineren Rahmen: Er trainiert weiterhin im Fitness-Studio und auf der Laufbahn und leitet auch weiter die Abteilung „Fitness & Dance“, wo ihm zufolge seit einiger Zeit die Nordic-Walking-Gruppe regelrecht „boomt“. Zu Fitness & Dance gehört auch das Angebot „Dance4Kids“ für Kinder und Jugendliche, das 2009 als Ferienprojekt gestartet war und mittlerweile fast das ganze Jahr hindurch läuft. Schweizer: „Es ist toll zu sehen, wozu die Kids imstande sind. Und was dort von den Übungsleitern geleistet wird, ist –  parallel zum Sportlichen  – Sozialpädagogik vom Feinsten.“

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