Kurz vor dem Jahreswechsel ist in Gröpelingen ein Meilenstein auf dem Weg zum neuen Gesundheitszentrum erreicht worden: Im Dezember wurde der Verein Liga gegründet und von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) damit beauftragt, das Lokale integrierte Gesundheitszentrum für Alle – kurz: Liga – aufzubauen. "Der Verein hat sich unter anderem die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung, die Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit und Prävention sowie den Abbau von Sprachbarrieren auf die Fahnen geschrieben", erklärt Wilma Warbel vom Gesundheitstreffpunkt West (GTP), die das Liga-Konzept mitentwickelt hat und für die Koordination des Projekts im Stadtteil verantwortlich ist.
Gesundheitssenatorin Claudia Brenhard, die bei der Gründungsversammlung dabei war: "Ich habe den Prozess in Gröpelingen über viele Jahre begleitet, und es freut mich, dass wir diesen Meilenstein nun gemeinsam geschafft haben. Die quartiersnahe Gesundheitsförderung liegt mir besonders am Herzen. Corona hat gezeigt, wie wichtig es ist, in den Stadtteilen anzusetzen. Mit der Gründung des Trägervereins sind wir einen großen und wichtigen Schritt in Richtung des ersten Bremer Gesundheitszentrums gegangen."
Neben dem GTP, Ärztekammer-Präsident Johannes Grundmann, der viele Jahre Hausarzt in Gröpelingen war, der Arbeiterwohlfahrt (Awo), der Caritas, dem Diako, der AOK und dem Turn- und Rasensportverein (Tura) gehört auch die Bremer Heimstiftung dem neuen Trägerverein an. Erste Vorsitzende ist Annette Düring, die ehemalige Vorsitzende des DGB Bremen-Elbe-Weser. „Wir wollten jemanden haben, der auch eine Strahlkraft über Gröpelingen hinaus hat“, freut sich Warbel über diese Personalie. Und auch dank der anderen Vorstandsmitglieder – Helmut Zachau vom GTP, Diako-Geschäftsführer Walter Eggers, Sabine Kruse vom Nachbarschaftshaus, Andrea Ackermann von der Awo, Cornelius Peters von der Caritas und Olaf Woggan von der AOK – sei der Verein für die bevorstehenden Aufgaben gut aufgestellt.
Eine Gesundheitswoche zum offiziellen Liga-Auftakt
Im Juni soll eine Gesundheitswoche im Stadtteil den offiziellen Auftakt für Liga bilden. „Wir hoffen, dass wir bis dahin auch in die Sparkassen-Immobilie an der Gröpelinger Heerstraße einziehen können“, so Warbel. Für die in der Neustadt beheimatete Diplom-Sozialarbeiterin ändert sich 2022 etwas: Sie gibt beim Präventionsrat Bremen West ihre Rolle als Koordinatorin an Kollegin Kim Isabel Rathjen weiter, um sich fortan voll und ganz auf den Liga-Aufbau zu konzentrieren.
Rathjen hat schon einige Akteure im Präventionsrat persönlich kennengelernt: Nachdem 2020 kein Treffen möglich war, hat das Forum 2021 zweimal getagt – wenn auch in deutlich kleinerer Runde als sonst. Dabei sei es vor allem um Corona gegangen, erzählt Warbel: „Wir haben uns darüber ausgetauscht, wie die Situation ist und was sich an Bedarf herauskristallisiert hat.“ Ein für Anfang Dezember geplantes drittes Treffen des Gremiums habe aufgrund der steigenden Corona-Zahlen schließlich abgesagt werden müssen: „Das Format einer Online-Veranstaltung entspricht dem Forum des Präventionsrats nicht, weil es da immer auch um persönliche Begegnung geht. Aber auch wenn wir uns nicht in großer Runde austauschen können – die Arbeit geht weiter.“
Vieles wurde per Videokonferenz auf den Weg gebracht
So sei in den Arbeitsgruppen viel per Videokonferenz auf den Weg gebracht worden. Die AG Zukunft etwa habe da angeknüpft, wo Anfang 2019 aufgehört wurde: Damals waren mit Blick auf die Bürgerschaftswahl im Mai nacheinander das Bürgermeister-Duo Carsten Sieling (SPD) und Karoline Linnert (Grüne), Eva Quante-Brandt (SPD) und Staatsrat Jan Fries und schließlich Kristina Vogt (Linke) und Carsten Meyer-Heder (CDU) im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen (Na‘) zu Gast, um unter dem Motto „Zukunft Gröpelingen“ über ihre Ideen für den Stadtteil zu diskutieren.
Anfang März erwartet der Präventionsrat nun Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) und Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) im Na‘. Ursprünglich war dieses Zusammentreffen schon für 2020 geplant. „Wir haben die Zusagen von beiden Ressorts und der Termin steht“, so Warbel. „Der Gedanke dabei ist, dass die beiden Senatoren zwei große Player im Stadtteil sind: Schaefer mit dem Integrierten Entwicklungskonzept IEK und Mäurer mit den Sicherheitspartnerschaften, die er unter anderem für Gröpelingen initiiert hat. Wir haben Gedanken dazu entwickelt, wie das noch besser ineinandergreifen kann – zum Beispiel im Grünzug, wo es bei der Planung der Premium-Radroute darum geht, wie das verträglich für den Stadtteil gestaltet werden kann. Das wollen wir gerne mit beiden diskutieren. Daraus soll dann auch wieder eine Serie mit mehreren Gästen werden.“
Nachtwanderer wollen wieder regelmäßig auf die Straße
Auch die Nachtwanderer West, die seit 2013 als Arbeitsgruppe beim Präventionsrat angesiedelt sind, wollen 2022 wieder regelmäßig auf Straßen und Plätzen als Ansprechpartner für Jugendliche da sein. Für das Frühjahr sei wieder eine Auftaktveranstaltung auf dem Findorffmarkt geplant, so Warbel: „Und dann soll auch wieder gelaufen werden.“
Aus der Arbeitsgruppe Glücksspielsucht ist zwischenzeitlich die Arbeitsgruppe Sucht und Prävention geworden. Dort arbeiten unter anderem der Gröpelinger Streetworker Tobias Winkler und Suchtreferentin Eva Carneiro-Alves vom Gesundheitsressort mit. „Die AG hat angefangen, eine Bestandsaufnahme zu machen und wird den Bedarf nochmal genauer formulieren“, so Warbel. „Wir fordern zum Beispiel schon länger wieder eine Suchtberatungsstelle für den Bremer Westen. Als ich 1999 beim Gesundheitstreffpunkt angefangen habe, hatten wir eine Drogenberatungsstelle. Dann kam die Zentralisierung mit der Drogenhilfestelle am Bahnhof. Jetzt ist es wieder so, dass man Angebote vor Ort für sinnvoller hält.“
Bei der Arbeit der AG gehe es aber nicht nur um Drogen, sondern allgemein um Sucht: „Durch die Pandemie ist zum Beispiel die Online-Nutzung stark gestiegen und hat schon suchtähnliche Formen angenommen. Da müssen wir natürlich auch mit dem Bildungsressort zusammenarbeiten. Das Thema Suchtprävention müsste in den Schulen von der Grundschule an wesentlich präsenter sein.“