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Wohnungsbau Wabeq plant weitere 70 Wohnungen in Gröpelingen

Das letzte der drei neuen Mehrfamilienhäuser an der Seewenjestraße 79 - 83 in Gröpelingen ist fertig und bezogen. Nun hofft die Wabeq, auch das Nachbargrundstück bebauen zu können..
08.06.2023, 07:00 Uhr
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Wabeq plant weitere 70 Wohnungen in Gröpelingen
Von Anne Gerling

Steigende Kosten machen der Baubranche zu schaffen. Die Waller Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (Wabeq) –  die kein klassisches Wohnungsbauunternehmen ist, sondern eine gemeinnützige GmbH, die unter ihrem Dach arbeitsmarkt-, wohnungs- und sozialpolitische Maßnahmen miteinander verbindet  – hofft aber trotzdem, das Vorhaben „Wohnen in Vielfalt 2.0“ realisieren zu können, für das seit September das Bebauungsplanverfahren läuft. Aktuell wird die darin vorgesehene öffentliche Auslegung der Planungsunterlagen vorbereitet.

Bei dem etwa 22 Millionen Euro schweren Projekt geht es um das Eckgrundstück an der Seewenjestraße / Lissaer Straße, auf dem sich seit rund 40 Jahren ein Nahkauf-Markt und rund 100 Parkplätze befinden. Der bisherige Markt soll abgerissen werden und in eines von vier neuen Gebäuden mit insgesamt gut 7000 Quadratmetern Wohn- und Gewerbefläche umziehen, die die Wabeq auf dem Grundstück errichten möchte. Der Komplex bietet außerdem Raum für rund 70 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, eine Tiefgarage und eine Kita für circa 160 Kinder.

Verkehrskonzept gefordert

Ein wichtiges Detail, über das von Beginn an viel diskutiert wurde und das Anfang Februar für einen kritischen Brief von Dirk Bierfischer, Präsident des Turn- und Rasensportvereins (Tura), ans Ortsamt sorgte: Die Belieferung des Supermarktes an dessen neuem Standort. Die Wabeq hatte die dafür eingesetzten Lkw ursprünglich über die Seewenjestraße auf das Grundstück leiten wollen. Das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) bestand jedoch angesichts der unübersichtlichen Situation an der Kreuzung auf die Anlieferung von der Lissaer Straße aus.

Ziemlich unglücklich findet dies Bierfischer, der gerne frühzeitiger in die Planungen  einbezogen worden wäre. Er kennt die Lissaer Straße gut, denn sie führt direkt zum Verein und zur Bezirkssportanlage und ist außerdem Teil der Gröpelinger Sportmeile. Rund 1600 Sportlerinnen und Sportler sind dort Bierfischer zufolge teils mehrmals pro Woche unterwegs, viele davon zu Fuß, mit Rollatoren oder als nicht mehr ganz sichere Radfahrer. Hinzu kommen die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule West (GSW) –  und bereits heute große Lkw, die regelmäßig die Reparaturwerkstatt der Bahn am Mählandsweg beliefern: „Und das alles in dieser schmalen Straße, die über keinen Radweg verfügt und an deren Ende vor Tura keine Fußwege sind. Wer mal bei uns guckt, der kann sich kaum vorstellen, wie das gutgehen kann.“ Durch den Wegfall der Parkplätze vor dem heutigen Nahkauf steige außerdem der Parkdruck im Quartier, befürchtet Bierfischer außerdem. Seine Forderung: „Das Verkehrskonzept muss überprüft werden.“

Mindestens eine Befürchtung des Tura-Präsidenten konnte Wabeq-Geschäftsführer Ernst Schütte kürzlich im Bauausschuss des Gröpelinger Beirats ausräumen. „Kein Lkw fährt hier rückwärts rein“, unterstrich er. Außerdem werde der Markt deutlich vor Unterrichtsbeginn beliefert: „Zweimal pro Woche kommt zwischen 6 und 7 Uhr morgens ein Lkw, der vorwärts auf das Gelände fährt. Das Entladen dauert dann etwa 20 Minuten.“ Die geplante Tiefgarage und die auf dem Grundstück für den Supermarkt eingeplanten elf Stellflächen seien ausreichend, ist Schütte außerdem überzeugt: „Fragen sie mal im Markt, wieviele Leute heute vom Parkplatz aus dorthin gehen. Und mit Car Sharing und E-Bike-Ladestation tun wir dort außerdem auch was für die Verkehrswende.“ Was die Verkehrssituation rund um die Kreuzung betreffe, stimme er Bierfischer voll und ganz zu, so Schütte weiter: „Jedem, der sie sieht, ist klar, dass da was gemacht werden muss. Wir sollten zusammen daran arbeiten, dass sich da was ändert.“

Gebäudehöhe gefällt nicht allen

Zusammen an einer guten Lösung arbeiten möchte Schütte auch mit den Bewohnern der Reihenhäuser an der Bromberger Straße direkt hinter dem heutigen Nahkauf. Für sie würde sich mit der Realisierung des Wabeq-Projekts einiges verändern: Anstatt auf die drei Meter hohe Nahkauf-Rückwand direkt an ihrer Grundstücksgrenze würden sie von ihren Gärten aus auf ein gut neun Meter hohes Mehrfamilienhaus blicken.

Die Wabeq könnte laut Baurecht sogar noch zwei Meter dichter an der Grundstücksgrenze und gut vier Meter höher bauen – verzichtet darauf aber freiwillig, was ihr von manchen Anrainern auch hoch angerechnet wird. Denn der Verzicht auf Fläche hat seinen Preis –  er erschwert die Finanzierung, wie Schütte erklärt, der sich im Vorfeld des offiziellen Genehmigungsverfahrens mit den Anwohnern ausgetauscht hatte. Die dabei geäußerten Bedenken würden ernst genommen, versichert er. So werde zur Wahrung der Privatsphäre auf Sichtschutz und Pflanzen gesetzt. „Ich mache Ihnen allen ein Angebot“, wandte sich Schütte außerdem bei der Bauausschusssitzung an die Besucher aus der Bromberger Straße: „Ich will alles tun, damit wir da in einem guten nachbarschaftlichen Miteinander vorankommen.“

Die Ortspolitik zeigte sich in der Sache gespalten. Während Senihad Sator, bisher stellvertretender Gröpelinger Beiratssprecher und demnächst voraussichtlich SPD-Bürgerschaftsabgeordneter, das zur Bromberger Straße hin geplante Gebäude als deutlich zu hoch kritisierte, gab es von Hanspeter Halle (Grüne) Zuspruch. „Ich kann Ihren Ärger verstehen“, wandte er sich an die Zuhörer, „aber trotzdem finde ich dieses Projekt gut. Das ist Nachverdichtung, wie sie im Lehrbuch steht. Und es gibt in Gröpelingen jede Menge Reihenhaus-Zeilen, die dichter aneinander stehen. Sie hatten bisher sehr viel Glück, dass Sie so freie Sicht hatten.“

Zur Sache

"Wohnen in Vielfalt"

Seit 2019 wurde auf dem ehemaligen Garagenhof an der Seewenjestraße 79-83 neben dem Nahkauf-Grundstück gebaut, nun ist dort auch das letzte Gebäude fertig und bezogen. Das Projekt „Wohnen in Vielfalt 1.0“ ist damit abgeschlossen: Drei Mehrfamilienhäuser mit 74 modernen Ein- bis Sechs-Zimmer-Wohnungen für Menschen mit unterem bis mittlerem Einkommen. Die zweizügige Kita in einem der Häuser geht nach den Sommerferien in Betrieb. Für die 30 Wohnungen im zuletzt fertiggestellten Gebäude gab es Wabeq-Geschäftsführer Ernst Schütte zufolge mehr als 200 Bewerbungen. Die Anfragen zeigten ihm zufolge, wie groß der Bedarf im Stadtteil ist: „Bei uns haben sich Familien gemeldet, die mit drei Kindern auf 60 Quadratmetern leben.“ Gleichzeitig suchten viele ältere Menschen nach barrierefreiem Wohnraum im Stadtteil. Die beide „Wohnen in Vielfalt“-Baugebiete sollen zu einem kleinen Quartier mit einer gemeinsamen grünen Mitte zusammenwachsen.

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