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Positive Entwicklung in Gröpelingen Zwei Schulen – ein Campus

An der Ernst-Waldau-Straße wachsen seit einiger Zeit die Neue Oberschule Gröpelingen und die Grundschule an der Humannstraße zu einem Campus zusammen. Der Name für dieses Gebilde wird aber noch gesucht.
09.12.2018, 13:11 Uhr
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Zwei Schulen – ein Campus
Von Anne Gerling

Der erste Schritt ist gemacht: Der Zaun ist weg und der Effekt groß. Seit nämlich im Sommer die Barriere zwischen der Neuen Oberschule Gröpelingen (NOG) an der Ernst-Waldau-Straße und der 2017 gleich nebenan gestarteten Grundschule an der Humannstraße entfernt worden ist, hat sich zwischen den beiden Einrichtungen über den Schulhof hinweg ein reger Austausch entwickelt. „Es ist ein sehr schönes und angenehmes Miteinander“, schwärmt Annekatrin Kelz, die die Grundschule leitet.

So kümmern sich Kinder beider Schulen nun darum, dass auf dem Gelände kein Müll herumfliegt. Und es gibt Lesepatenschaften zwischen Zweit- und Sechstklässlern: Immer freitagmorgens treffen sich jeweils 14 kleinere und größere Kinder, um in Zweier-Teams ein Buch zu lesen, erzählt NOG-Leiterin Sabine Jacobsen: „Da findet viel soziales Lernen statt.“

Irgendwann sogar eine Schule?

Zum Mittagessen kommen die Mädchen und Jungen aus der Grundschule täglich in die – bislang noch provisorische – Mensa der benachbarten Oberschule, so Kelz: „Und es schmeckt dort allen!“ Was den Grundschülern außerdem gefällt: Auch sie können nun für kleine Reparaturen die NOG-Fahrradwerkstatt aufsuchen und ab dem Frühjahr im Schulgarten, der noch aus der Zeit der alten Pestalozzischule stammt, Gemüse anbauen. Kelz und ihre Kollegin Katharina Hobbensiefken haben die verwilderte Parzelle nämlich gemeinsam mit zwei Freiwilligen-Teams der Unternehmen Melitta beziehungsweise Mondelez beim „Day of Caring“ grundüberholt.

Gemeinsam mit Sabine Jacobsen und ihrem Stellvertreter Christian Radke haben die beiden sogar noch mehr Zukunftspläne geschmiedet – von der gemeinsamen Mathe-Lernwerkstatt bis hin zu einer Campus-Schülerzeitung. „Möglicherweise, in ganz, ganz weiter Zukunft, könnten wir vielleicht sogar eine Schule werden“, sagt Kelz.

Erst einmal aber wollen sich beide Schulen nun ganz offiziell zu einem Campus zusammenschließen. „Und um solch ein Projekt voranzutreiben, ist es wichtig, dass man für das Ganze einen Namen hat“, sagt Hannah Goebel vom Lokalen Bildungsbüro Gröpelingen, das die Entwicklung der Schullandschaft im Bremer Westen begleitet und nun verschiedene Akteure zu einem Workshop eingeladen hatte. Dort wurde über den zukünftigen Namen nachgedacht. Denkbar wäre etwa, den Campus nach einer Persönlichkeit zu benennen. Die Geschichtswerkstatt Gröpelingen hat zum Beispiel die frühere KPD-Bürgerschaftsabgeordnete Maria Krüger ins Spiel gebracht, die sich stark in Gröpelingen engagiert hat. Denkbar wäre für mehrere Workshop-Teilnehmer auch eine Benennung nach dem früheren Bremer Bürgermeister Hans Koschnick – außerdem stehen fantasievolle Vorschläge wie „Campus Strong Youth“ oder „Entdecker-Campus Gröpelingen“ im Raum. Diese Ideen wollen die beiden Schulen und Hannah Goebel nun gemeinsam mit Schülern und Eltern weiterspinnen.

Parallel dazu bekommen beide Schulen moderne Räumlichkeiten: Die NOG wird seit mehreren Jahren schrittweise saniert; 2020 soll der Altbau inklusive Turnhallensanierung und neuem Eingangsbereich fertig sein. Schon zum August hofft Jacobsen die neue Mensa in Betrieb nehmen zu können.

Neubau ab Sommer 2022

Die Grundschule wiederum, die momentan noch ein kleines altes Schulgebäude an der Humannstraße und einen Mobilbau auf dem Hof zur NOG hin nutzt (der in den nächsten zwei Jahren in zwei Schritten erweitert wird), soll im Sommer 2022 in einen Neubau umziehen. Ein ehrgeiziger Plan, die Vorbereitungen laufen dementsprechend auf Hochtouren: Anfang dieses Jahres waren in einer sogenannten Phase Null gemeinsam mit Volker Hach, Projektleiter bei Immobilien Bremen (IB), Ideen und Wünsche dazu gesammelt worden, wie das neue Gebäude beschaffen sein soll. Im Mai hatte IB dann acht Architekturbüros zu einem Wettbewerb eingeladen. Seit Oktober steht der Sieger fest: Das Bremer Büro Rosengart und Partner, das in Gröpelingen zum Beispiel die Stadtbibliothek West, die beiden Torhäuser an der Ecke Stapelfeldtstraße/ Liegnitzstraße oder das Quartiersbildungszentrum Morgenlad (QBZ) gebaut hat und nun im Rahmen einer Beiratssitzung den Entwurf für den Grundschulneubau erstmals öffentlich vorstellte – und zwar als „einen der innovativsten Schulneubauten, die gerade in Bremen geplant sind“, wie Architekt Hans Müller-Hirschmann nicht ohne Stolz sagt.

Das Konzept besteht, grob gesagt, aus vier zweistöckigen Bauteilen: Einem einladenden Eingangsbereich inklusive Verwaltung, einer Mitte mit Aula beziehungsweise Mensa und zwei daran angedockten Gebäudekomplexen mit den Jahrgangshäusern für jeweils vier Klassen pro Jahrgang – insgesamt also 16 Klassen – die in viereckigen Klassenzimmern unterrichtet werden. Dort sind große Flure und jeweils eigene Toiletten eingeplant; außerdem wird das Gebäude auch Raum für eine „Forscherstube“ haben.

Diskussion um Turnhalle auch hier

„Eine gute Marke und Standfestigkeit“: Um diese beiden Aspekte auch baulich zu veranschaulichen, haben sich die Architekten Müller-Hirschmann zufolge bei der Gestaltung der Fassade mit „runden Ecken“ für einen grünen Stein entschieden, wie man ihn hierzulande sonst wohl eher nicht zu sehen bekommt. Auch in der großzügig gestalteten Eingangshalle mit vielen Sichtachsen taucht dieses Element auf. Dort haben die Architekten außerdem Treppe und Aufzug gleichberechtigt prominent im Raum angeordnet, um den inklusiven Charakter der Einrichtung bewusst auch gestalterisch zu unterstreichen. Und auch die „fünfte Fassade“ – das Dach – haben sie bewusst ruhig gestaltet – schließlich kann man dieses von den oberen Etagen der Nachbarschule aus gut einsehen.

Was den von der Jury ausgewählten Siegerentwurf besonders von den anderen Beiträgen unterscheidet: Die geplante neue Turnhalle haben die Architekten vom Schulgebäude abgespalten und stattdessen an die NOG herangerückt. „Damit verlagert sich der Zugang zur Grundschule, wir kriegen ein neues Entrée und gewinnen in jede Richtung etwas Platz“, erklärt Architekt Michael Hindenburg. Am Rande ploppte dabei kurz das Thema „Turnhallen-Notstand“ auf. Laut Müller-Hirschberg nämlich haben die Architekten den Auftrag, eine 15 mal 27 Meter große Ein-Feld-Halle zu bauen – was beim Campus-Workshop prompt kritische Stimmen auf den Plan rief, die dies nicht ausreichend finden.

Um den Campus auch räumlich spürbar zu machen und das Areal optisch zu einer Einheit werden zu lassen, wird auch das Gelände um die beiden Schulen herum neu gestaltet; das alte Vatan-Spor-Gebäude ist bereits abgerissen worden. Volker Hach ist gerade dabei, die Landschaftsplaner mit ins Boot zu holen, die bereits am Entwurf des Architekturbüros beteiligt waren.

Die Grundschule an der Humannstraße übrigens wird mit dem Neubau von der Humannstraße an die Ernst-Waldau-Straße umziehen, womit ihr Name ausgedient haben wird. Dieser sei ohnehin nur als eine Art Arbeitstitel gedacht gewesen, sagen Kelz und Hobbensiefken: „Am Anfang hatten wir ja noch keine Kinder. Wir wollten den Namen aber gemeinsam mit ihnen und den Eltern aussuchen.“

Weitere Informationen

Alle acht Wettbewerbsbeiträge für den Neubau der Grundschule an der Humannstraße werden voraussichtlich im Februar oder März in der Baubehörde im Siemens-Hochhaus ausgestellt.

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