Ein selbstverständliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung, auch in der Arbeitswelt – wie gelingt das? Darum geht es Anfang April bei der Messe „Glücklich Inklusiv“. Nach der Premiere im vorigen Jahr lädt der Verein Gröpelingen Marketing nun zum zweiten Mal zu der Veranstaltung ein. Sie richtet sich sowohl an Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die Unterstützung bei der Gestaltung inklusiver Arbeitsstelle suchen, als auch an Angestellte oder Arbeitsuchende, die mehr über ihre Rechte am Arbeitsplatz erfahren möchten.
Das Programm bietet unterschiedliche Inhalte von persönlichen Erfahrungsberichten bis hin zu Präsentationen zu Förderleistungen für Arbeitgeber bei der Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Außerdem gibt es eine Speed-Networking-Session, bei der alle Teilnehmener Kontakte knüpfen können, sowie einen Workshop zum Thema „Inklusives Recruiting“ mit praktischen Tipps zur Gewinnung von Bewerbern.
„Es gibt noch viele Hemmungen und Vorurteile. Zum Beispiel, dass es mehr Zeit oder mehr Geld kostet, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen. Wir wollen vor allem zeigen, welche Vorteile dies für Arbeitgeber hat. Es gibt tatsächlich ganz viele Fördermöglichkeiten“, sagt Projektleiterin Sarah Louërat vom Gröpelingen Marketing. Die Messe gibt auch Anregungen dazu, wie Aufgaben umverteilt und neue Stellenprofile entwickelt werden können – Stichwort „Jobcarving“, was übersetzt so viel heißt wie „eine Arbeitsstelle schnitzen“.
"Häufig ist es so, dass eine Stelle ausgeschrieben und dann der dazu passende Mensch gesucht wird. Beim Jobcarving ist es sozusagen andersherum: man guckt zunächst auf die Fähigkeiten, die jemand hat, und sucht dann einen Arbeitsbereich und Aufgaben, der beziehungsweise die dazu passen. Für die betriebliche Qualifizierung suchen wir quasi eine Stelle, die es so noch nicht gibt. Dafür können zum Beispiel einfache Tätigkeiten aus dem Tätigkeitsprofil von Fachkräften herausgelöst werden. Das schafft auch für Unternehmen Gewinn, indem neue Kapazitäten freigesetzt werden“, sagt Verena Hinrichs vom Integrationsfachdienst Bremen.
Ziel dieses gemeinnützigen Dienstleistungsunternehmens ist es, behinderte und insbesondere schwerbehinderte Menschen in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln und bestehende Arbeitsverhältnisse zu sichern. Oft laufe der Einstieg in den Job über ein Praktikum, so Hinrichs: „Wir sprechen in diesem Zusammenhang gerne von betrieblichen Lernorten: Man hat eine Idee, mit der man anfängt und die man erprobt. Dann kommt die Routine und damit die Sicherheit – und am Ende dieses Prozesses entsteht idealerweise ein neuer, passgenauer Arbeitsplatz. Wir konnten im Laufe der letzten Jahre schon viele Menschen mithilfe von Jobcarving in Unternehmen platzieren. Und wenn es mal nicht klappt, ist das auch okay – dann haben die Bewerber neue Erfahrungen gesammelt und der Arbeitgeber hat nichts zu verlieren.“
Neben dem Integrationsfachdienst, der Agentur für Arbeit und dem Amt für Versorgung und Integration stellt sich bei der Messe „Glücklich Inkusiv“ zum Beispiel auch die "Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber" (EAA) mit einem Infostand vor. Sie berät und informiert vor allem kleine und mittlere Unternehmen unabhängig und trägerübergreifend.