Im Frühjahr sollen die ersten Bäume für den Bau der Straßenbahntrasse zwischen der Bennigsenstraße in Hastedt und der Julius-Brecht-Allee in der Vahr fallen. Nach einer Einigung zwischen einem Grundstückseigentümer an der Strecke und der Stadt steht dem Projekt nichts mehr im Weg.
Wie die Einigung konkret aussieht, konnte Gunnar Polzin, Abteilungsleiter bei der Senatorin für Mobilität, aus Datenschutzgründen nicht verraten. Im Kern gehe es aber um eine bessere Erreichbarkeit des Stadtamtes an der Steubenstraße während der Bauphase, ließ er durchblicken. Eigentümerin des Grundstücks an der Ecke Steubenstraße/Stresemannstraße ist nicht die Stadt, sondern ein Privatunternehmen aus Oldenburg. Dieses hatte gegen den Bau der Trasse geklagt, die Klage aber nach dem Kompromiss fallen gelassen.
Was ist mit den Bäumen?
Damit stehen die Zeichen auf Grün oder besser auf: das Grün muss ab. Denn für die notwendigen Kanalbauarbeiten und der Verbreiterung der Straße – die Bahngleise liegen getrennt vom Autoverkehr künftig in der Mitte der Stresemannstraße – müssen laut Armin Dettmer vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV) 180 Bäume gefällt werden. Diese Arbeiten sollen bis Ende Februar 2022 abgeschlossen sein. „Insgesamt werden 230 bis 280 neue Bäume gepflanzt, zum Teil an der Strecke, zum Teil im Beiratsgebiet Hemelingen“, sagte Dettmer zu den geplanten und gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen.
Neben der Stresemannstraße ist vor allem die Bennigsenstraße von Baumfällungen und Kanalbauarbeiten betroffen. Dort fallen die größten Bäume, die Stämme haben zum Teil einem Umfang von mehr als einem Meter. Nur wenige Bäume bleiben erhalten. Das hat bei Anwohnern und auch Teilen des Beirats Hemelingen zu Protest geführt und führt es noch immer.
Wo und wann beginnen die Arbeiten?
Bevor Arbeiterinnen und Arbeiter die ersten Gleise zwischen Bennigsenstraße und Julius-Brecht-Allee verlegen, erneuert das Unternehmen Hansewasser die Kanäle, die in dem Bereich noch aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts stammen. Das Unternehmen beginnt dabei im Frühjahr 2022 an der Ecke Bennigsenstraße/Stresemannstraße mit den Bauarbeiten und arbeitet sich bis 2025 bis zur Steubenstraße voran.
Autofahrer können die Stresemannstraße während der Bauarbeiten weiter nutzen, im Bereich der Baustellenabschnitte wird sie allerdings auf je eine Spur in beide Fahrtrichtungen verengt. Die Hauptgleisarbeiten sollen nach aktuellem Planungsstand 2024 erfolgen – nämlich dann, wenn der neue Zeppelintunnel in Sebaldsbrück fertiggestellt ist, denn für die Bauarbeiten muss die Eisenbahnüberführung Steubenstraße gesperrt werden.
Was kostet die Querspange?
42 Millionen Euro soll das Projekt Querspange, das nun mit dem Namen „Linie 2 verbindet“ einen neuen Slogan verpasst bekam, kosten. Nach Angaben von Grit Gerber von der Senatorin für Mobilität und Stadtentwicklung (Skums) übernimmt der Bund 75 Prozent der förderfähigen Kosten. Aus dem Topf der Regionalisierungsmittel kommen weitere Fördermittel, sodass unterm Strich eine Förderung von etwa 90 Prozent der Kosten steht.
Was bringt es?
Der Gewinn in Fahrtzeit ausgedrückt: etwa vier Minuten Zeitersparnis bei einer Fahrt aus der Vahr in die Innenstadt. In der Vahr verringern sich zwischen Julius-Brecht-Allee und Karl-Huber-Straße außerdem die Taktzeiten. Hier sollen die Menschen künftig alle fünf Minuten in eine Bahn steigen können. Ab der Julius-Brecht-Allee Richtung Tenever verkehren künftig die Linien 1 und 2 auf der gemeinsamen Trasse.
In den Hauptverkehrszeiten soll der Takt von fünf Minuten außerdem auch für Fahrten bis Tenever-Zentrum gelten. Die Linie 2 verbindet damit künftig den Bremer Osten über die Stadtmitte mit dem Bremer Westen. Knapp 40 Haltestellen liegen künftig an der Strecke. Das Ganze hat allerdings eine Kehrseite: Der Takt zwischen der Bennigsenstraße und dem Depot Sebaldsbrück fällt durch den ersatzlosen Wegfall der Linie 2 länger aus. „Wir prüfen eine Verlängerung der Linien 33/34 oder der 37“, kündigte Andreas Busch von der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) an.
Was ist noch geplant?
Ob die vom Hemelinger Beirat geforderte Verlängerung der Linie 3 vom Weserwehr über die Malerstraße in Richtung Sebaldsbrück als Ersatz kommt, bliebt weiter offen. „Es ist im Verkehrsentwicklungsplan eingeordnet. Wir wollen diese Verbindung im zweiten Halbjahr planen“, sagte Gunnar Polzin. Allerdings sei es noch offen, ob diese Verbindung auch wirtschaftlich sei. Das Problem: In der Malerstraße liegen unter anderem Fernwärmerohre, die die Kosten für einen etwaigen Trassenbau in die Höhe treiben würden.