Am 17. Mai 1931, einem Sonntag, stimmte der Gesangsverein Sebaldus am Nachmittag das Frühlingslied "Sei gegrüßt viel tausendmal" im Schlosspark Sebaldsbrück an. Das war der Beginn der Eröffnungsfeier für den Park, organisiert vom Bürgerverein Hastedt-Sebaldsbrück-Vahr. Damit war die dreijährige Umgestaltung des etwa 4,5 Hektar großen Parks nach Plänen des Gartenarchitekten Paul Freye beendet. Die wechselvolle Geschichte des Parks, der einst ein Gutssitz war, hat der Geschichtskreis Sebaldsbrück zum Jahrestag des Parks an diesem Montag zu einer Broschüre zusammengetragen.
Dass die Umgestaltung zumindest für den Autor der Bremer Volkszeitung gelungen war, lässt sich seinen blumigen Worten entnehmen. Einen Tag vor der Eröffnung schrieb der ungenannte Autor: "In lustigen Farben überspannen Brücken das alte Fleet, an dessen Ufern die blauen Sterne des Immergrün leuchten. Die Spielwiesen laden zum Ruhen und zum Spiel ein." Sumpfzypressen, eine "gewaltige" Graupappel, Rhododendren, Azaleen und ein Hainbuchengang, zählt der Autor weiter auf.
Spielplatz für Kinder
Offenbar ungeduldig auf die Eröffnung warteten die Kinder. "Begehrliche Augen haben schon längst am Zaun nach den großen Sandspielplätzen, den Schaukeln und Karussells geschaut. Das wird ein Leben und ein Freuen werden!", schreibt der Redakteur.
Einen Spielplatz gibt es auch heute noch im Schlosspark. Etwas Anderes allerdings fehlt, was lange Jahre in dem Park üblich war: eine Gastronomie. 1903 kaufte ein Bauer Meyer den Landsitz und baute den Herrensitz zum Schloss und den Gutspark zum Schlosspark aus. Im Zuge des Umbaus entstand auch eine Gastwirtschaft, die offenbar bis 1924 betrieben wurde. Ende 1924 kaufte der Bremer Senat das Gelände samt Schloss vom inzwischen neuen Eigentümer, dem Bremer Autohersteller Hansa-Lloyd, der später von Borgward übernommen werden sollte.
Für Reiner Meissner vom Geschichtskreis Sebaldsbrück wäre eine Gastronomie etwas, was den Park noch etwas aufwerten würde. "Das wäre natürlich ein Traum. Auf den historischen Fotos ist immer eine Menge Leben." Das Schloss, das im Ersten Weltkrieg seiner Ziertürmchen beraubt wurde – das Metall wurde für die Kriegsmaschinerie eingeschmolzen – ist noch immer im Besitz der Stadt, aber privat vermietet. Meissner schätzt aber auch die Ruhe des Parks. "Man kann die Sonne genießen", sagt er.
Mit der Broschüre möchte der Geschichtskreis Sebaldsbrück das Kleinod noch etwas bekannter machen. "Sebaldsbrück ist kein besonders grüner Stadtteil und überwiegend von Industrie geprägt, und im Schlosspark haben wir eine echte grüne Insel." Er hoffe, dass die Sebaldsbrücker ihn künftig noch mehr nutzen. "Das Schlossparkbad kennt fast jeder, aber man muss mal abbiegen", sagt Meissner, der die Broschüre gemeinsam mit Helmut Rohde und Falk Möllenhof zusammengestellt hat.
Fast ein Bad im Park
Die Geschichte des Bads und des Schlossparks sind miteinander verknüpft. "Es war eine echte Überraschung für mich, als ich im Staatsarchiv gelesen habe, dass das Bad in den Park integriert werden sollte." Tatsächlich hatte es Pläne gegeben, das Schwimmbad im Park zu bauen. "Da gab es vonseiten der Sebaldsbrücker Proteste", erklärt Meissner. Letztlich endete mit einem Senatsbeschluss 1954 die Diskussion: Das Bad wurde neben den Park gebaut.
Der Park wird in diesem Jahr 90 Jahre alt, die Geschichte des Gutssitzes geht aber bis ins 16. Jahrhundert zurück. Der erste erwähnte Gutsherr ist ein Dangmar tor Sedelbrugge. Ab dem 18. Jahrhundert wechselte das Gut häufiger den Besitzer und ist Heim für Bremer Senatoren und Bürgermeister, unter anderem von Diederich Smidt, gewesen. 1843 kaufte Senator Johann Adami den Landsitz und ließ das Herrenhaus erbauen, das noch heute, ab 1903 als Schloss, im Zentrum der Anlage steht.
Nach dem Kauf durch die Stadt ließ diese 1928 die Parkanlage nach Plänen des Gartenarchitekten Paul Freye umgestalten. Freye hatte in Bremen schon den Osterholzer Friedhof geplant. 1931 waren die Arbeiten so weit abgeschlossen, dass der Park der Öffentlichkeit übergeben werden konnte.
Der Autor der Bremer Volkszeitung appelliert in seinem Schlusssatz an die Leser. "Hütet die Schönheit der Natur, die Pflanzen und die Tierwelt vor rohen Händen und mutwilliger Beschädigung."