Den Wall gibt es, weil es die Wallanlagen gibt. Der Gürtel um die Altstadt war nicht immer ein Park, sondern entstand um das Jahr 1230 herum als Bollwerk zur Abwehr von Angriffen. Natürlich musste dafür auch ein Graben her. Er wurde damals aus der Weser, aber auch noch aus der Balge gespeist, einem früheren Seitenarm des großen Flusses. Heute bekommt der Stadtgraben, fälschlicherweise oft Wallgraben genannt, sein Wasser über eine Pumpstation unterhalb der Kunsthalle. Zur Weser zurück fließt es nach einem Zickzackkurs am Rande des Parks durch einen kleinen unterirdischen Kanal in Höhe der Eisenbahnbrücke am Eingang zur Überseestadt.
Mit dem Aushub für den drei Meter tiefen Wasserlauf wurde der Wall aufgeschüttet. Insgesamt entstand eine Befestigungsanlage mit Bastionen, von denen aus mit Kanonen geschossen wurde, wenn es notwendig war. Mindestens dienten sie als Abschreckung. Im 18. Jahrhundert, als Belagerungskriege wegen der fortgeschrittenen Waffentechnologie nicht mehr üblich waren, setzten die Stadtoberen Windmühlen auf die Bastionen, sieben an der Zahl, von denen heute noch eine übrig ist. Mit den vielen Blumen davor wird sie im Frühjahr und Sommer so oft fotografiert wie kaum etwas anderes in Bremen, von der „guten Stube“ des Marktplatzes mal abgesehen. Bester Standort für einen Schnappschuss ist die Brücke am Herdentor.
1802 wurde beschlossen, die Brustwehren abzubauen und einen englischen Landschaftsgarten anzulegen, der Beginn der Wallanlagen. 1811 feierlich eingeweiht, stehen sie seit 1976 unter Denkmalschutz. Benutzt wird der Park zum Spaziergehen und als angenehme Wegstrecke zwischen der Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen. Früher, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, gab es noch einen weiteren Grund, die Wallanlagen anzusteuern: Auf einer Anhöhe stand von 1843 an das Stadttheater. Es wurde im Krieg weitgehend zerstört und durch das Theater am Goetheplatz ersetzt.
Das Theater in den Wallanlagen gibt es nicht mehr, aber der Theaterberg ist noch da. Er rückte im vergangenen Jahr neu in den Fokus und stand im Juli auch auf der Agenda des ersten Innenstadt-Gipfels. Robert Bücking von den Grünen hatte vorschlagen, die Anhöhe für ein gastronomisches Angebot zu nutzen, zunächst provisorisch, damit zur Belebung der Innenstadt schnell etwas passiert, dann mit einer dauerhaften Lösung. Das Aktionsbündnis Innenstadt, ein Zusammenschluss von Investoren, Kammern und Gewerkschaften, zielt ebenfalls in diese Richtung: „Die Kultur könnte auf den Theaterberg zurückkehren“, heißt in einem Papier der Initiative. Wie anziehend das sei, hätten die Freiluftkonzerte im vergangenen Sommer gezeigt. „Auch ein Restaurant und Café wären eine Bereicherung.“ Der Ort könnte das ganze Jahr über ein Anziehungspunkt sein und als Scharnier zwischen Ostertor und Innenstadt dienen.
Das Bündnis hält es für notwendig, neue Querungen zu schaffen, von den Wallanlagen über den Wall hinweg. Bücking sieht das genauso: „Die Wallanlagen waren ein Bollwerk und trennen auch heute noch viel zu sehr“, sagte der Abgeordnete. Der Bischofsnadeltunnel sei ein Nadelöhr, das entlastet werden müsse. Der Grüne fordert zusätzliche Rampen, eine zwischen der Bischofsnadel und der Ostertorstraße, die andere zwischen Bürgermeister-Smidt-Straße und Doventor. Wie beim Café auf dem Theaterberg sollten es zunächst Provisorien sein: „Wir probieren das aus und sehen, ob es funktioniert.“ Das Aktionsbündnis weist darauf hin, dass der Bischofsnadeltunnel dringend besser gestaltet werden müsse, um Radfahrer, die dort eigentlich nicht durchfahren dürfen, sich darum aber oft nicht scheren, und Fußgänger besser voneinander zu trennen.