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Serie "Die Standhaften" Warum die Traditionsfirma Völz jetzt auf Sicherheitstechnik setzt

1902 war der Handel mit Eisenwaren und Gebrauchsgegenständen die Geschäftsidee. Doch heute ist die Hastedter Firma Georg Völz aufgrund veränderter Kundenwünsche auf moderne Sicherheitstechnik spezialisiert.
12.08.2024, 05:00 Uhr
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Warum die Traditionsfirma Völz jetzt auf Sicherheitstechnik setzt
Von Ulrike Troue

Firmen, die mehr als 100 Jahre alt und bis heute an ihrem ursprünglichen Standort ansässig sind, lassen sich in Bremen fast an einer Hand abzählen. Das Sicherheitsfachgeschäft Georg Völz gehört dazu. Für viele ist der Laden mit dem Eingang über Eck an der Hastedter Heerstraße 121 die letzte Rettung, wenn eine spezielle Schraube fehlt oder die Tür sich mit dem verbogenen Schlüssel nicht mehr öffnen lässt. "Über 1.800 Schlüsselrohlinge liegen bei uns auf Lager", sagt Geschäftsführer Jörg Mertsch.

Doch vom Eisenwarenhandel allein könne heute keiner mehr leben, gesteht der Chef und berichtet, dass er für eine Schließanlagenplanung noch auf eine Baustelle fahren muss. 1987 trat er in das 1902 gegründete Traditionsgeschäft ein. Zuvor hatte es sein Vater Hans-Joachim Mertsch 1980 von Georg Völz' Tochter übernommen. Als Jörg Mertsch Geschäftsführer wurde, habe er Strukturen verändert und das Standbein Sicherheitstechnik erfolgreich ausgeweitet – von der Planung über die Fertigung bis zum Einbau.

Der Nachwuchs brachte sein Know-how als gelernter Kaufmann im Einzelhandel und staatlich geprüfter Betriebswirt ins Geschäft ein und gründete ein Jahr später die neue Firma Georg Völz GmbH. Denn Jörg Mertsch geht, wie er sagt, auch persönlich gern auf Nummer sicher. Der einstige Firmengründer Gotthilf Völz hatte das Geschäft nach seinem Sohn benannt und unter diesem Namen war das Unternehmen schließlich in Bremen bereits bekannt.

Darüber hinaus hatte Jörg Mertsch neue Maschinen, Computer und Software für die eigene Fertigung von Schließanlagen eingeführt. Davon hat er sich inzwischen nach eigenen Angaben aus Kostengründen aber wieder verabschiedet. Die Herstellung überlässt Jörg Mertsch heute Fachfirmen wie Abus und Zi-Ikon. Dort verfügt er über ein eigenes Serviceprofil, sodass er später Zylinder oder Schlüssel vor Ort ergänzen kann. "Ein Zylinder von Abus ermöglicht beispielsweise bis zu 1,6 Millionen unterschiedliche Schließungen", erklärt er. Das verdeutliche, was für ein hohes Sicherheitsniveau die Fachfirmen ermöglichten.

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"Ich hatte das große Glück, dass viele Schulhausmeister Kunden bei uns waren", erinnert Jörg Mertsch, der seit 1997 auch Geschäftsführer ist. So hat sich die Firma Völz im Bildungsbereich fest etabliert. Auch die Feuerwehr Bremen, das Weserstadion, Bömers Spitze sowie viele weitere Neubauten in der Überseestadt und im Tabakquartier kann der Sicherheitsexperte als Referenzen für hochmoderne und sichere Schließanlagen vorweisen. Seit 2008 ist sein Unternehmen zudem im Adressennachweis für "Errichterunternehmen für mechanische Sicherungseinrichtungen" der Polizei Bremen gelistet.

Der bisherige Höhepunkt der Firmengeschichte sei der Einbau einer Schließanlage mit 1.600 Elektronik-Zylindern vor rund vier Jahren gewesen, berichtet der Unternehmer. Transponder- und elektromechanischen Systemen gehöre die Zukunft, ist er überzeugt. Aber: "Es wird nie elektronische Sicherungssysteme ohne Mechanik geben", betont Jörg Mertsch, der unter seinen 18 Mitarbeitern drei Monteure beschäftigt. Im Prinzip sei die Firma Georg Völz ein Handwerksunternehmen, erklärt Mertsch. Auch in seiner Freizeit ist er bekennender Schrauber und macht zu Hause in Arsten Oldtimer wieder flott.

Im Ladengeschäft an der Hastedter Heerstraße 121 lebt auch noch ein Stück Tradition. Denn der rechte Bedienbereich mit abgegriffenen Holzschubläden und Ausstellungswand mit Qualitätswerkzeug ist seit der Gründung 1902 durch Gotthilf Völz nicht groß verändert worden. Nostalgischen Charme weisen auch die verschachtelten Büro- und Werkstatträume im hinteren Gebäudeteil auf. Neben den Maschinen, von historisch bis modern, fallen die Regale mit Ordnern und Pappschachteln voller Schrauben auf, die bis unter die Decke reichen.

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Durch den Umbau des Verkaufsraums vor einigen Jahren ist der Laden zwar kleiner, aber dafür heller, übersichtlicher und durch einen völlig neuen Schlüsseltresen moderner geworden. Gravuren, ein großes Briefkasten-Sortiment sowie Fensterstangen als zusätzlicher Einbruchschutz gehören des Weiteren nach wie vor zum Angebot der Hastedter Traditionsfirma.

"Wenn es bei 97 von 100 Mails um Schließanlagen, Zylinder, Schlüssel, Schlösser oder Briefkästen geht, dann weiß man, wo der Weg hingeht", stellt der Geschäftsführer fest. "Auf jeden Fall nicht mehr zu Nägeln, Dübeln und Schrauben." Daher hat Jörg Mertsch zu Jahresbeginn mit der behutsamen Umstrukturierung zum reinen Fachgeschäft für Sicherheitstechnik begonnen und trennt sich sukzessive von den Eisenwaren.

"Wir haben die Zeichen der Zeit erkannt", sagt der 62-Jährige und ergänzt: "Ich will es meinem Nachfolger einfacher machen." Daher die Konzentration auf die Kernkompetenz Sicherheitssysteme. Er plant, Ende 2026 in Ruhestand zu gehen. Seine beiden Töchter haben beruflich einen anderen Weg eingeschlagen, aber einer seiner Mitarbeiter will gern in seine Fußstapfen treten.

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