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Übergangswohnheime Wo künftig Geflüchtete leben sollen

Am Hilgeskamp plant die Sozialbehörde mit einem neuen Übergangswohnheim für bis zu 160 geflüchtete Menschen. Es ist nicht das erste Heim im Bremer Südosten.
02.07.2022, 08:06 Uhr
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Wo künftig Geflüchtete leben sollen
Von Christian Hasemann

Das Sozialressort sucht nach neuen Übergangswohnheimen für geflüchtete Menschen. Eines davon soll in Osterholz entstehen. Die Ortspolitik ist skeptisch, ob der gewählte Standort besonders gut geeignet ist.

Warum sind neue Übergangswohnheime nötig?

Bereits 2021 sind wieder mehr Menschen nach Deutschland gekommen. So kamen allein im September 2021 über 800 geflüchtete Menschen in Bremen an. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die Zahl noch einmal sprunghaft angestiegen. Nach Angaben des Sozialressorts wurden knapp 7500 Menschen aus der Ukraine im Bundesland aufgenommen. Den Bedarf nach zusätzlichen Plätzen beziffert das Sozialressort auf 1200 in den Erstaufnahmen und 1860 in den Übergangswohnheimen.

Wo gibt es schon welche?

Eines der ältesten und bekanntesten Übergangswohnheime im Bremer Südosten ist das sogenannte Grüne Dorf an der Arberger Heerstraße in Hemelingen. Erst im Januar dieses Jahres, also noch vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine, hatte der Hemelinger Ortsbeirat einer Verlängerung um drei weitere Jahre zugestimmt. Hintergrund waren damals bereits wieder ansteigende Zahlen von Asylsuchenden, unter anderem aus Ländern des Balkans. Eine wechselvolle Geschichte hat hingegen das Übergangswohnheim an der Neuwieder Straße in Tenever. Dieses sollte im vergangenen Jahr abgebaut werden, nachdem es eine Zeit lang als Unterkunft für Wohnungslose genutzt worden war. Mit dem Vormarsch der Taliban in Afghanistan im vergangenen Jahr wuchsen die Flüchtlingszahlen stark an – aus dem Abbau wurde nichts. Nun soll aber endgültig spätestens Ende dieses Jahres Schluss sein, denn auf dem Gelände soll ein Supermarkt entstehen.

Wo sollen welche entstehen?

Ein zusätzliches Übergangswohnheim soll auf dem Gelände einer ehemaligen Druckerei Am Hilgeskamp in Osterholz entstehen. Das Gelände wurde dem Sozialressort vom Eigentümer angeboten. Dort möchte die Sozialbehörde 160 Plätze schaffen. Für den Wiederaufbau, die Instandsetzung und die Miete für fünf Jahre rechnet das Ressort mit fast fünf Millionen Euro. Weitere Übergangswohnheime sind unter anderem Im Hollergrund in Horn-Lehe, in Huchting und in Friedehorst geplant. Geplant wird außerdem eine Umsetzung der Container an der Neuwieder Straße, für die ein Standort in Walle im Gespräch ist.

Wo sind Geflüchtete noch untergebracht?

Neben den beiden Erstaufnahmestellen in Obervieland und Vegesack hatte es bis zuletzt noch Notunterkünfte in Turnhallen gegeben, zum Beispiel in Blockdiek an der Düsseldorfer Straße und in der Turnhalle Albert-Einstein-Schule. Letztere wird inzwischen nicht mehr genutzt, während die Turnhalle in Blockdiek zwar nicht mehr belegt, aber für Notfälle bereitgehalten wird. Turnhallen sollen laut Aussage des Sozialressorts nur im Ausnahmefall genutzt werden, die Lebensbedingungen seien dort nicht ideal. Zudem benötigten die Schulen und Vereine die Hallen.

Eine Besonderheit gibt es bei den ukrainischen Geflüchteten: Diese sind zu einem großen Teil bei Bekannten, Verwandten oder Freunden privat untergekommen, davon viele in der Vahr, die eine große russischsprachige Gemeinde hat. Ähnlich sei die Situation in Osterholz, sagt Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter. „Wo viel russisch gesprochen wird, wie in Osterholz, da kommen die Leute oft privat unter.“ Nach Zahlen des Sozialressorts sind fast 4000 Menschen aus der Ukraine privat untergekommen, knapp 1800 leben derzeit in öffentlichen Unterkünften.

Im Sozialressort gehen die Verantwortlichen aber davon aus, dass diese Form der Unterbringung an ihre Grenze gestoßen ist und dass weitere Geflüchtete aus der Ukraine diese Möglichkeit der privaten Hilfe nicht haben könnten.

Mit wie vielen Geflüchteten wird gerechnet?

Derzeit geht die Sozialbehörde von 700 Menschen, davon 145 aus der Ukraine, aus, die 2022 pro Monat nach Bremen kommen.

Was sagen die Ortspolitiker?

Ulrich Schlüter sieht den geplanten Standort Am Hilgeskamp mit einer gewissen Skepsis. „Die Erschließung ist nicht so gut, es gibt keine angrenzende Schule oder Kita“, sagt er. Schlüter ist aber auch aus einem anderen Grund skeptisch. „Wir haben festgestellt, dass es in bürgerlichen Quartieren mehr Vorbehalte gibt.“ Die Menschen reagierten dort sehr sensibel auf Veränderungen im Umfeld. „Die, die am wenigsten haben, geben am meisten“, sagt Schlüter mit Blick auf die Nachbarschaft in der Neuwieder Straße in Tenever, die geflüchtete Menschen nach ihrer Ankunft geholfen hätten. Kritik äußert er am Verfahren der Sozialbehörde. „Früher haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wo ein Übergangswohnheim sinnvoll ist, nun haben wir nur eine Liste geschickt bekommen.“ Er halte das nicht für eine echte Beteiligung des Beirats und des Ortsamtes, sondern um eine reine Information.

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