Kaputte Bänke, zuwuchernde Wege, Totholz in den Bäumen und keine Möglichkeit für die Stadt, einzugreifen – so sieht es derzeit in der Grünanlage Saarburger Straße in Sebaldsbrück aus. An dem Zustand des ehemaligen Krankenhausparks wird sich in näherer Zukunft voraussichtlich nichts ändern. Ganz im Gegenteil: Die Natur soll dort sich selbst überlassen werden. An anderer Stelle soll Wald weichen – im Bauausschuss gab es dazu Redebedarf.
Das Gelände an der Saarburger Straße ist etwa zwei Hektar groß und in Privateigentum der Anwohner. "Damals beim Abriss des Krankenhauses Sebaldsbrück sollte der Park erhalten bleiben", erklärte Thomas Knode vom Umweltressort. Die Lösung: Die zukünftigen Eigenheimbesitzer des Neubaugebiets sollten die Pflege übernehmen, der Investor die Herrichtung des Parks finanzieren. Letzteres ist geschehen, das andere allerdings nicht. "Man hat die Pflege auf die 162 Eigentümer übertragen", so Knode. Allerdings gab es nie eine Eigentümergesellschaft, die die Grünpflege der Anlage übernommen hätte. "Ich glaube, die meisten wissen gar nicht, dass sie die Verpflichtung zur Pflege haben", mutmaßte Knode.
Der Wald darf wachsen
Völlig ungepflegt möchte der Hemelinger Beirat die öffentlich zugängliche Fläche nicht lassen und sucht nach Wegen die Anwohner dazu zu bewegen, ihren Pflichten nachzukommen. Knode sieht keine Chance, dass die Stadt eingreifen kann. "Wir haben das im Justiziariat klären lassen. Es ist eine private Fläche, und für die Pflege sind die Eigentümer verantwortlich." Der damals geschlossene städtebauliche Vertrag gebe keine Möglichkeiten zur Anordnung von Bußgeldern her.
Inzwischen ist die Wiederherstellung des Parkcharakters ohnehin fast ausgeschlossen. "Es hat sich ein Wald entwickelt, der einen gewissen Schutzstatus hat", so Knode weiter. Für Tiere und Pflanzen sei der derzeitige Zustand durchaus "wünschenswert". "Wenn man die Grünanlage wiederherstellen wollte, bräuchte man eine Waldersatzgenehmigung", erklärte Knode. Die Umweltbehörde schlage deswegen vor, die Fläche sich selbst zu überlassen. Knode wies ausdrücklich daraufhin, dass die Eigentümer nach wie vor die Pflicht hätten, an den Rändern und auf den Wegen für die Verkehrssicherheit zu sorgen. Knode machte außerdem deutlich: "Die Stadt wird keine Wege und Bänke in der Anlage erhalten."
Ralf Bohr (Grüne) wollte wissen, ob der Wald überhaupt eine Überlebenschance habe. "Die Bäume können sich dort frei entwickeln und ich glaube, dass der Wald eine langfristige Überlebenschance hat", so die Einschätzung von Knode.
Dass es zu größeren Pflegemaßnahmen kommt, ist nicht anzunehmen. Jedenfalls kann man dies aus den Worten von Ortsamtsleiter Jörn Hermening schließen. "Wir haben jedem Anwohner ein Schreiben in den Briefkasten gesteckt, gemeldet haben sich drei." Er ergänzte: "Einer solchen Sache wird der Beirat wohl nie wieder zustimmen."
Wo abgeholzt werden soll
Während in der Stadt nun ein Wald wachsen soll, sollen in der Hemelinger Marsch zwei Wäldchen abgeholzt und an anderer Stelle aufgeforstet werden. Nötig macht dies der Ausbau des Gewerbegebiets Hansalinie an der A1. "Warum baut man nicht drum herum?", fragte Ralf Bohr. Auch Carsten Koczwara (Partei) sieht für den Bebauungsplan 2516, zu dem der Ausschuss seine Stellungnahmen abgeben musste, Verbesserungsbedarf. "Es ist besser, alten Wald zu erhalten, statt über Jahre neu aufzuforsten."
Zu wenig von allem
Überhaupt ließen die Ausschussmitglieder kein gutes Haar an dem Bebauungsplan. Zu wenig Fotovoltaik, zu wenig Fassadenbegrünung, zu wenig Berücksichtigung des Radverkehrs, zu wenig Lösungen für den Nahverkehr, zu geringe Wertschöpfungsintensität, zu wenig Windkraft.
"Warum nicht 100 Prozent Fotovoltaik, gerade mit Blick auf die Ukraine?", fragte Carsten Koczwara. Bohr pflichtete bei: "Bei den Tatsachen des Klimawandels und der Energieknappheit sollte man da viel ambitionierter rangehen." Bisher sind 50 Prozent Fotovoltaik auf den Dachflächen vorgesehen. Für Uwe Janko (FDP) sind diese 50 Prozent ausreichend. "Der Rest soll ja als Gründach gestaltet werden", wandte er ein.
ADFC: Ideenlos und nicht zeitgemäß
Als "ideenlos und nicht mehr zeitgemäß", bezeichnete Stefan Matthaeus, Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC), den Bebauungsplan. Der Ausschuss kam überdies überein, dass der Bebauungsplan an die Ergebnisse der Enquetekommission zum Klimaschutz angepasst werden müsste. Der Bebauungsplan zum Ausbau des Gewerbegebiets Hansalinie wurde im Anschluss einstimmig abgelehnt. Die Baubehörde wurde aufgefordert, diesen zu überarbeiten.