Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Projekt mit Werkstatt Bremen Ein Stück Mosel an der Weser

Werkstatt Bremen legt mit Winzern von der Mosel einen Weingarten am Hastedter Osterdeich an. Ein Baustein einer langjährigen Zusammenarbeit.
06.04.2022, 19:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Matthias Holthaus

Dass köstliche Trauben auch im eher unbeständigen Wetter Bremens bestens gedeihen, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr: Bereits seit mehr als zehn Jahren sorgt der „Wachmannwein“ dafür, dass Trauben aus verschiedenen Gärten von Bremer Häusern im Mund zu Verzückungen führen. Und mit der Pflanzung von 30 Reben schickt sich die Gärtnerei von Werkstatt Bremen nun an, das Wissen über die Traubenfreuden auch den heimischen Kleingartenbesitzern zu vermitteln. Wobei: Zum späteren Trinken sind die Früchte eher nicht gedacht, vielmehr dürfen sie als Tafeltrauben im Bauch des Konsumenten landen.

„Das war hier ein wildes Areal mit einem Teich, das alles wurde hier neu angelegt“, erzählt Philipp Hirth von Werkstatt Bremen Martinshof. Ein Bremer Weingarten soll es werden, und damit auch alles fachmännisch abläuft, sind gleich zehn Winzerinnen und Winzer von der Mosel an die Weser gereist, um diesen circa 100 Quadratmeter großen Weingarten im Gartenbetrieb am Hastedter Osterdeich einzurichten. Denn an der Mosel befindet sich im Gegenzug ein kleines Stückchen Bremen: 850 Quadratmeter Weinberg sind es, gepachtet vom Bremer Ratskeller und gelegen in der Lage „Erdener Treppchen“ an der Mittelmosel.

Und dort helfen regelmäßig auch Beschäftigte des Martinshofs bei der Lese des Senatsweins, dessen weiße Trauben dort wachsen. „Einen Brückenschlag an die Mosel“, nennt Philipp Hirth die Kooperation zwischen Werkstatt Bremen und den Winzern aus Erden. Und er bezieht den nun entstehenden Weingarten als eine Qualifizierung für Menschen mit Behinderung mit ein: "Das ist hier interessant für die Arbeit an der Mosel.“. Viel Wissen stecke in der Aufzucht der Pflanzen, was dann auch den behinderten Beschäftigten zugute komme. „Sie sollen das Produkt von Anfang bis Ende begleiten, bis zum Verkauf. Das ist ein sehr schöner Arbeitsbereich für die Menschen.“

Derweil stehen die Pflanzen noch in ihren Töpfchen entweder an Holzstangen oder aber an den Rankhilfen. Denn eingepflanzt werden dürfen die Reben noch nicht, erst einmal müssen die Eisheiligen abgewartet werden. In diesem Jahr sollen diese übrigens vom 11. bis 15. Mai wirken, es ist also noch Zeit für die Reben für den Umzug vom Topf ins Beet. Dieses Beet ist übrigens recht gut geeignet, ein sandiger Boden, der schnell erwärmbar ist. Zusätzlich haben die Winzerinnen und Winzer Schiefersteine mitgebracht, die zwischen die Reben gelegt werden und die Wärme  halten sollen. Und nachgießen kann man hier auch, was an der Mosel durch die Steilhänge eher nicht möglich ist.

Hans Horn ist Werkstatt Bremen-Geschäftsführer und nennt das Weingartenprojekt einen „Baustein einer langjährigen Zusammenarbeit mit Rathaus, Martinshof und Ratskeller. Jedes Jahr gebe es eine Fahrt nach Erden, um dort zu helfen und zu schauen, wo der Wein herkommt.

Birgitt Rambalski, Protokollchefin des Senats, möchte mit dem Wein eine Brücke schlagen: „Das Rathaus gehört zum Weltkulturerbe, die deutsche Weinkultur auch. Uns ist wichtig das auszudrücken. Der Ratskeller ist Botschafter des deutschen Weins.“

Stefan Justen kommt von dort, wo der Wein herkommt – er ist einer der Winzer und auch Vorsitzender des Fördervereins Römerkelter Erden. Dort wurde im Jahr 1998 die älteste römische Kelteranlage nördlich der Alpen entdeckt, der Bremer Ratskeller übernahm bald darauf die Patenschaft für diese Anlage. „Wir freuen uns, hier Weinkultur von der Mosel platzieren zu können. Wir wollen das zeigen, was an der Mosel mit den Pflanzen vor sich geht und wie Wein angebaut wird", sagte Justen. Und man wolle einen Anreiz schaffen, dass Gartenbesitzer Reben kaufen. Denn die Rebsorte könne auch im heimischen Garten gut gezogen werden, überdies sei sie pilzresistent. Mit den ersten Trauben könne vielleicht schon in diesem Jahr gerechnet werden, schätzt der Winzer: Und das sei ja alleine schon zum Zwecke der Optik nicht zu verachten.

„Die Entwicklung der Rebe in den verschiedenen Vegetationszeiten zu zeigen“, das ist auch Karl-Josef Krötz wichtig. Er ist Ratskellermeister – noch, muss man sagen, denn noch in diesem Jahr wird sich der aus der Moselregion stammende Krötz in den Ruhestand verabschieden. „Für mich ist es zum Abschluss meiner Tätigkeit eine kleine Krönung, dass ich hier noch ein wenig Heimat erleben darf. Ich bin stolz darauf, wie es zu dieser Entwicklung gekommen ist.“ Und das gilt nicht nur für die seit 20 Jahren währende Qualität im Glas, das gilt auch für das soziale Engagement: „Die selben Leute, die die Trauben geerntet haben, kleben auch die Etiketten auf. Das macht das Projekt so menschlich.“

Und er legt anschließend mit Hand an, als es heißt, einen Baum zu pflanzen: einen Weinbergpfirsichbaum, um genau zu sein, und der hilft gegen eine Verbuschung. Seine Früchte sind zwar etwas kleiner, dafür aber sehr wohlschmeckend. Es sind also nicht nur Weintrauben, die hier gedeihen werden, sondern auch Pfirsiche. „Und es soll eine Blumenwiese neben den Reben entstehen“, kündigt Stefan Justen an, denn die Ökologie im Weinberg sei ebenfalls wichtig: „Insekten und Reben müssen im Einklang stehen, anders geht es nicht.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)