Bis 2023 muss einiges passieren – dann nämlich sollen nach aktueller Planung die Sportstätten der Universität für geschätzte 27 Millionen Euro grundsaniert werden. Für Horn-Lehe bedeutet dieser Zeitplan, dass bis dahin ausreichend neue Hallenkapazitäten im Stadtteil entstanden sein müssen, um den Ausfall der Uni-Sportstätten bis voraussichtlich Ende 2024 irgendwie kompensieren zu können.
Bereits vor einem Jahr hatte der Horn-Leher Beirat angesichts diverser maroder Sporthallen mit Nachdruck gefordert, dass sich sämtliche betroffene Ressorts an einen Tisch setzen und gemeinsam eine Sporthallen-Planung für den Stadtteil auf den Weg bringen. Seither habe der Beirat vergebens auf Informationen zum aktuellen Sachstand gewartet, kritisierte Sprecherin Heike Menz (CDU) zu Beginn der jüngsten Beiratssitzung am vergangenen Donnerstag. Jetzt werde endlich ein klarer Fahrplan erwartet, betonte sie.
Zu Gast waren an diesem Abend Vertreter der Ressorts Kinder und Bildung, Wissenschaft und Sport sowie der Universität und von Immobilien Bremen. Uni-Kanzler Martin Mehrtens erklärte zum Istzustand, dass die Bausubstanz der rund 45 Jahre alten Sportstätten „total verbraucht“ sei. „Die Anlagen sind insgesamt in einem äußerst kritischen Zustand“, sagte er. Die Universität benötige perspektivisch etwa ein Drittel der Fläche, um den Bedarf für den geplanten Studiengang Sport und die Hochschulsportangebote abdecken zu können, sagte er. Für die endgültige Planung brauche es nun zusätzlich den konkreten Flächenbedarf der Schulen und Vereine.
Gelände von Eiche Horn denkbarer Standort
Von den Schulen im Stadtteil nutzt die sportbetonte Oberschule an der Ronzelenstraße die Uni-Sporthallen am intensivsten. Die Schule habe derzeit insgesamt einen Bedarf von 168 Wochenstunden, der sich bis 2028 auf 210 Stunden erhöhen werde, berichtete Udo Stoessel, Referatsleiter für Liegenschaften im Bildungsressort. Ein erheblicher Teil davon werde durch die Uni-Sporthallen abgedeckt. Daher sei der geplante Sporthallen-Neubau an der Ronzelenstraße ab 2023 unverzichtbar. Lasse sich der Bau bis dahin nicht realisieren, müsse eine Interimslösung her – in Form einer mobilen Sporthalle.
Ein denkbarer Standort für eine weitere neue Halle sei das Gelände des TV Eiche Horn, berichtete Stoessel. Diese Option sei allerdings noch vage. Ob und in welcher Form hier etwas entstehen könnte, müsse mit dem Verein geklärt werden. Sowohl eine Erweiterung als auch ein Neubau seien Möglichkeiten, über die man dann sprechen werde.
Konkreter sind dagegen die Planungen fürs Gymnasium Horn. Hier werde eine zusätzliche Sporthalle entstehen, sagte Stoessel, nannte aber noch keinen Zeitplan. Den gab es dafür aber für die Sanierung der bestehenden Sporthalle des Horner Gymnasiums: von Mitte Juli bis Ende Januar bleibe die Halle geschlossen. Auf Nachfrage von Birgit Bäuerlein (SPD), wohin die Schüler bis dahin ausweichen sollen, gab es aus dem Ressort keine konkrete Antwort.
Für die derzeit gesperrte Sporthalle an der Curiestraße gibt es laut Stoessel mittlerweile eine Perspektive. Die Halle, die aufgrund eines Wasserschadens in der Decke seit Februar außer Betrieb ist, soll nach den Herbstferien wieder nutzbar sein.
Ein Standort ist bei den Planungen der Sportstättensanierung komplett außen vor geblieben: die Sporthalle an der Grazer Straße. Für die Universität sei sie nicht mehr interessant, sagte Kanzler Mehrtens. „Wir würden sie gerne abgeben.“ Sie liege nicht nur zu sehr abseits, sie sei vor allem in hohem Maße sanierungsbedürftig. Besonders betroffen seien die Lüftung, das Dach und der Hallenboden. Auf Nachfrage von Michael Koppel (Grüne), ob das Bildungsressort die Halle übernehmen würde, reagierte Stoessel zurückhaltend. „Im Moment ist sie nicht Teil der Planung“, sagte er. Sollte der Bedarf der Schulen perspektivisch allerdings „aus den Fugen geraten“, müsse man diesbezüglich neu überlegen.
An den vom Bildungsressort ermittelten Bedarfszahlen für den Schulsport äußerte Björn Jeschke vom TV Eiche Horn Bedenken. „Sind die Zahlen mit den Schulen abgestimmt?“, wollte er wissen. Stoessel verneinte. Bei den vorliegenden Zahlen handele es sich um Nutzungsmittelwerte, mit denen man zunächst die Größenordnung festgelegt habe. Zu einem späteren Zeitpunkt werden man sich dann mit den Schulen bezüglich der konkreten Bedarfe verständigen.
Nach Ansicht von Dirk Porthun (CDU) und Jochen Behrendt (Grüne) kam der Hallenbedarf der Vereine bei den Ausführungen eindeutig zu kurz. Helke Behrendt, Vizepräsidentin des Landessportbunds, erklärte indes, man stehe in gutem Dialog sowohl mit dem Sportamt als auch mit der Universität. Zudem tage einmal im Monat ein eigens eingerichteter Arbeitskreis Infrastruktur, um über den geplanten Hallenausbau zu sprechen. Sportamtsleiter Christian Zeyfang bestätigte die gute Zusammenarbeit und hoffte für die Zukunft auch auf einen engen Austausch sämtlicher beteiligter Akteure.
Zum Status quo erklärte Manfred Schütte-Thuy aus dem Wissenschaftsressort, der Sachverhalt sei ermittelt worden – „jetzt geht’s ums Geld“. Der nächste Schritt sei nun ein Gespräch aller beteiligter Staatsräte. Aus Sicht von Uni-Kanzler Mehrtens müsse mit der Einführung des Sport-Studiengangs nicht zwingend gewartet werden, bis die Sanierung der Sportstätten abgeschlossen sei. Eine gewisse Zeit lasse sich zur Not auch ohne Sporthalle überbrücken. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Sanierung verbindlich geplant sei.