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Jan-Reiner-Weg Schonfrist bis Jahresende

Der Umweltbetrieb Bremen will Bäume entlang des Jan-Reiners-Wegs fällen. Im Horn-Leher Beirat stellte nun seine Liste vor.
05.11.2020, 12:25 Uhr
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Von Maren Brandstätter

Die Fällliste des Umweltbetriebs Bremen (UBB) für den Jan-Reiners-Weg hat in der Grünen-Fraktion des Beirats für einige Irritation gesorgt. Die im Internet abrufbare Liste besage nämlich, dass 31 Bäume entlang des Wanderweges abgeholzt werden sollen. Die Grünen hatten aus diesem Grund einen Fragenkatalog vorbereitet, zu dem der zuständige UBB-Referatsleiter Rolf Fülberth am vergangenen Montag im Umweltausschuss Stellung bezog.

Fülberth relativierte zunächst den Eindruck, dass in Horn-Lehe im Vergleich zu den übrigen Stadtteilen überdurchschnittlich viele Bäume gefällt werden müssen. Die im Internet veröffentlichte Liste bilde aufgrund eines EDV-Versagens nur einen Bruchteil der tatsächlich betroffenen Bäume in der gesamten Stadt ab – den Großteil davon in Horn-Lehe, bedauerte er. Die für den Jan-Reiners-Weg aufgelisteten und vor Ort blau markierten Bäume seien zudem lediglich das Ergebnis einer ersten Sichtung gewesen, betonte er. Die Überprüfung bei der zweiten Kontrolle habe inzwischen ergeben, dass lediglich 22 Exemplare gefällt werden müssten. Auf die Anmerkung einer Bürgerin, dass die Sträucher entlang des Wanderwegs durch maschinellen Rückschnitt radikal gekürzt und manche Bäume dadurch an der Rinde verletzt worden seien, entgegnete Fülberth, dass dies für die Pflanzen unproblematisch sei. Ein Strauchrückschnitt ohne Maschineneinsatz sei zu zeit- und kostenintensiv.

Der Beginn der Fällmaßnahmen am Jan-Reiners-Weg ist laut des Referatsleiters für Beginn des kommenden Jahres geplant. Die Frage, ob in allen Fällen die Standfestigkeit der Bäume gefährdet sei, verneinte er. Viele Exemplare stünden „im Unterstand“, also unterhalb größerer Bäume, was diese am weiteren Wachsen hindere. Da für die kleinen Bäume im Unterstand ebenfalls zu wenig Raum vorhanden sei, seien sie zum Teil ohnehin bereits abgestorben. Ein weiterer häufiger Fällgrund am Jan-Reiners-Weg sei die sogenannte Druckzwieselbildung – insbesondere bei Pappeln. Dabei handele es sich um Bäume mit v-förmigen Stämmen, die Gefahr liefen, zu brechen. Wo immer es allerdings noch möglich sei, behebe der UBB das Problem durch einen Rückschnitt der Krone, versicherte Fülberth.

Der Fragenkatalog der Grünen bezog sich nicht ausschließlich auf den Jan-Reiners-Weg, sondern beinhaltete auch zahlreiche allgemeine Punkte, wie etwa die Frage, wie der UBB gewährleiste, dass Vitalitätsschwächen und Schadhaftigkeit rechtzeitig erkannt und bekämpft werden, um Fällungen vorzubeugen. Fülberth berichtete, dass der gesamte Bremer Baumbestand alle ein bis drei Jahre kontrolliert werde – je nach Zustand und Standort der einzelnen Bäume.

Während die Internetübersicht vom UBB Auskunft zu Baumart, Stammdurchmesser und Schadbild der zu fällenden Bäume gibt, sind unter der Rubrik „Nachpflanzung“ bislang keine Informationen vermerkt. Auf Nachfrage der Grünen, wo und wann Nachpflanzungen vorgesehen seien, erklärte der Referatsleiter, dies entscheide sich entweder bei der zweiten Kontrolle oder nach der Fällung. Allerdings reichten die Mittel des UBB nicht aus, um alle anstehenden Nachpflanzungen zeitnah zu erledigen. Daher ergäben sich immer wieder Verzögerungen. Zudem eigneten sich manche Standorte von gefällten Bäumen nicht für Nachpflanzungen, da die Baumscheiben in früheren Zeiten oftmals entschieden zu klein ausgewählt worden seien. „Heute gehen wir von acht Quadratmetern Fläche pro Baum aus – früher hat man sich mitunter mit zwei Quadratmetern begnügt“, erklärte Fülberth. Das sei entschieden zu wenig, weshalb man heute mehr auf Qualität als auf Quantität der Standorte setze.

Auf Nachfrage von Michael Koppel (Grüne), weshalb die SWB im Zuge des Fernwärmetrassenbaus keine Nachpflanzungen für gefällte Straßenbäume vornehmen dürfe, wenn dem UBB dafür das nötige Geld fehle, entgegnete Fülberth: „Das kann ich nicht beantworten.“ Koppels Sorge, dass der Baumbestand angesichts unzureichender Nachpflanzungen immer mehr schrumpfen würde, sei indes unbegründet. Durch Neuaustriebe, sogenannte Wildlinge, kämen jährlich mehr Bäume nach als gefällt würden, versicherte der UBB-Mitarbeiter.

Zur Frage, welche Baumarten künftig nachgepflanzt werden sollen, und auf welche Eigenschaften bei der Auswahl geachtet werde, berichtete Fülberth, dass angesichts des Klimawandels auf neue Arten gesetzt werden müsse, die besonders hitze- und trockenheitsresistent seien. Aktuell werde an einer entsprechenden Liste gearbeitet. Und auch in puncto Bewässerung müsse man sich mit Blick auf die künftig trockeneren Sommermonate umstellen. „Ziel ist es, nachgepflanzte Bäume künftig fünf Jahre lang zu bewässern“, sagte Fülberth. Die entsprechende Finanzierung gelte es noch zu klären. Da die jährlichen Baumkontrollen ein personeller Kraftakt seien, sei der UBB aktuell dabei, sich in diesem Bereich breiter aufzustellen. Entsprechende Stellen für Kontrolleure seien bewilligt, nun sei man auf der Suche nach geeigneten Bewerbern.

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