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Liveübertragung aus dem Bremer Süden Huchting geht auf Sendung

Am Dienstagmorgen heißt es für Huchtinger früh aufstehen: Von 6 bis 9 Uhr berichtet das ZDF-Morgenmagazin live aus der Oberschule „Roland zu Bremen“ über gute Bildung für Kinder.
11.01.2019, 20:07 Uhr
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Huchting geht auf Sendung
Von Anne Gerling

Ayten Sariyildiz, Leiterin der Oberschule „Roland zu Bremen“, wird am Dienstag, 15. Januar, extrem früh aufstehen. „Ich bin ab Viertel vor fünf in der Schule“, sagt sie. Einige Schüler hätten sogar beschlossen, am Montag in ihrer Klasse zu übernachten. Sie wollen auf keinen Fall verpassen, wenn am Dienstag das Zweite Deutsche Fernsehen kommt. Denn: Das ZDF-Morgenmagazin, besser bekannt als „Moma“, sendet am Dienstagmorgen drei Stunden lang live aus der Huchtinger Schule.

Bundesweit ist dann auf ARD und ZDF zu sehen, was Moma-Moderator Mitri Sirin von 6 bis 9 Uhr im Rahmen der Reihe „Moma vor Ort“ jede halbe Stunde live berichtet. Das Thema, über das der Journalist an diesem Morgen mit Lehrern, Schülern, Eltern und Politikern diskutieren will, lautet „Bildungskrise – Was können wir für die Zukunft unserer Kinder tun?“

Schulleiterin ist selbst Migrantin

Ein Thema, zu dem Ayten Sariyildiz einiges erzählen kann. Die Schulleiterin, die 1974 in Gröpelingen geboren wurde, weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, unter schwierigen Bedingungen ins Leben zu starten und seinen Weg zu finden. Ihre Eltern, die Anfang der 1970-er Jahre aus der Türkei nach Deutschland gekommen waren, weil sie dort ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten konnten, hatten auch hier zunächst kaum Geld.

Bis heute kann sich Sariyildiz daran erinnern, dass sie und ihre Geschwister in ihrer Kindheit ausschließlich gebrauchte Kleidung trugen. Wäre es nach ihren Eltern gegangen, hätte sie eine handwerkliche Ausbildung gemacht und früh geheiratet. Doch sie kämpfte erfolgreich für ihren großen Wunsch – gegen ihre Eltern und manch andere. „In Gröpelingen, wo ich aufgewachsen bin, hat eine Lehrerin zu mir gesagt: Aus dir wird nichts. Das fand ich sehr hart“, erzählt sie. Ihre Lehrerin von damals hat sich geirrt: Sariyildiz wurde Lehrerin und möchte heute ganz bewusst Menschen mit Migrationshintergrund Mut machen, unbedingt an ihren Träumen festzuhalten: „Ich will, dass die Kinder dran bleiben und den Mut haben, weiterzumachen. Und sage ihnen: Ich hab's geschafft und Ihr könnt das auch!“

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An ihrer Schule geht es um mehr als reine Stoffvermittlung, unterstreicht die Pädagogin. Nur Didaktik – das reiche heute nicht mehr aus: „Unsere Hauptaufgabe liegt auf unserer Beziehungsarbeit. Das ist – natürlich auch mit Höhen und Tiefen – der rote Faden unserer Arbeit. Damit kann man auch Konflikte lösen, wenn die Beziehung stimmt. Uns ist der wertschätzende Umgang sehr wichtig – und dass wir uns im Team unterstützen. Wir sind ein multiprofessionelles Team mit vielen Sonderpädagogen und Schulsozialarbeitern. Der Blick aus verschiedenen Perspektiven erleichtert uns die Arbeit sehr.“

Moma will Brennpunkte besuchen

Mit der Reihe „Moma vor Ort“ wolle man bewusst an Brennpunkte in Deutschland gehen, dort mit den Menschen direkt ins Gespräch kommen und Probleme aufgreifen, die das ganze Land betreffen, heißt es in einer ZDF-Pressemitteilung: „Lehrermangel, Stundenausfall, marode Gebäude und veraltete Ausstattung – an vielen Schulen in Deutschland ist die Not groß. Oft wird mit Hilfe engagierter Lehrer und Eltern ‚notoperiert‘. Finanzschwache Länder wie Bremen kämpfen zusätzlich gegen schlechte Pisa-Werte und die ständig wachsenden Herausforderungen – gerade an sozialen Brennpunkten wie Bremen-Huchting. Gleichzeitig erhalten einige Bremer Schulen immer wieder Preise für besondere pädagogische Konzepte und Erfolge.“ Als Gäste werden unter anderem Bürgermeister Carsten Sieling und Bildungssenatorin Claudia Bogedan (beide SPD) in der Sendung erwartet.

Der Kontakt zur Moma-Redaktion, die im Vorfeld verschiedene Schulen angeschaut hatte, war über Kollegen einer anderen Schule entstanden. Dass sich die Verantwortlichen für die Huchtinger Schule entschieden haben, hänge auch mit den räumlichen Gegebenheiten dort zusammen, sagt die Schulleiterin ganz bescheiden: „Es passte drehtechnisch von den Quadratmetern und den Flächen her.“

Die Schüler wiederum freuten sich, dass das Fernsehen zu ihnen kommt, so die Direktorin weiter: „Das Moma hat man schließlich nicht alle Tage an seiner Schule. Für uns ist das eine tolle Gelegenheit, uns und unsere Arbeit positiv zu präsentieren und zu zeigen, dass – obgleich Huchting ein Stadtteil mit besonderen Herausforderungen ist – wir hier gute Arbeit machen und die Schüler und Kollegen jeden Tag gerne in die Schule kommen.“ Es sei doch schön, wenn auch andere mitbekämen, wie toll es an ihrer Schule sei, habe zum Beispiel eine Schülerin spontan gesagt.

ZDF diskutiert mit Bürgern

„Wir würden uns freuen, wenn auch viele Menschen aus der Nachbarschaft und aus dem Stadtteil kommen“, sagt Sariyildiz. Wer am Dienstag die Sendung live miterleben möchte, der sollte spätestens um 5.15 Uhr vor Ort sein. Wem das zu früh ist, der kann bereits am Montag, 14. Januar – dem Vorabend – mitdiskutieren und sich einbringen. Dann nämlich sind von 18 bis 19 Uhr der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen, Moderator Mitri Sirin, Kai Niklasch, Leiter des ZDF-Landesstudios Bremen, sowie Andreas Wunn, Leiter Redaktion Tagesmagazine Berlin, zu Gast in der Huchtinger Oberschule, um Einblicke in die Berichterstattung des ZDF zu geben, sich Fragen und Kritik zu stellen und zur offenen Diskussion einzuladen. Carsten Sieling nimmt auch an diesem Gespräch teil und das Ganze wird auf https://facebook.com/morgenmagazin und auf https://heute.de live gestreamt. Von 16 bis 17 Uhr zeigt das ZDF-Team außerdem an mehreren Stationen, wie beim Fernsehen gearbeitet wird. Alle interessierten Jugendliche können dort zum Beispiel Kameras und Mikros ausprobieren.

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