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Stadtteil-Check: Huchting Wohlfühlen im Huchtinger Netz

Anja Wirthmann lebt seit 53 Jahren in Huchting. Was sie an ihrem Stadtteil schätzt, erzählt sie unserer Reporterin vor Ort.
29.08.2022, 05:00 Uhr
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Von Christa Neckermann

„In den 60er-Jahren war Huchting ein aufstrebender Stadtteil, es wurde viel gebaut, und junge Familien zogen her – auch meine Eltern waren darunter“, erzählt Anja Wirthmann. Huchting ist durch eine vielfältige Baustruktur geprägt: Hochhäuser sind ebenso vertreten wie Einfamilienhäuser, industriell genutzte Flächen oder Bauernhöfe aus der dörflichen Vergangenheit des Stadtteils. Das verleihe Huchting viele schöne Ecken, die es zu entdecken lohne, weiß die Gartenbau-Diplom-Ingenieurin, die jetzt seit 23 Jahren für Arbeit & Ökologie arbeitet.

Den Kern Huchtings bilden die Ortsteile Kirchhuchting, Mittelshuchting und Sodenmatt, die westlich der Ochtum liegen. Etwas abseits vom Zentrum gelegen sind dort die Wohnungen verhältnismäßig günstig, die Straßenbahnlinie gewährleistet aber eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

 Aufgewachsen ist Wirthmann in der Robbenplate, ihre erste Schule war die alte Dorfschule bei der Huchtinger Kirche. „Immer, wenn ich an den Stationen meiner Kindheit hier vorbeikomme, erinnere ich mich an Ausflüge, die ich noch im Kindergarten gemacht habe, an die Spiele, die ich mit meinen Freunden spielte, an Schulausflüge und im Sommer das Schwimmen im Sodenmattsee."

Bäume und Blumen faszinieren

Nach der alten Dorfschule besuchte Anja Wirthmann die Schule am Willakedamm, die inzwischen ebenso geschlossen wurde wie die Schule an der Amersfoorter Straße, deren Gebäude heute zum Bürger- und Sozialzentrum als ein Stadtteil-Treffpunkt gehören. Schließlich besuchte Wirthmann dann das Gymnasium an der Delfter Straße, heute Alexander von Humboldt-Gymnasium.

„Bäume, Blumen und Grün haben mich immer schon fasziniert“, sagt Wirthmann, daher habe sie nach dem Abitur eine Gärtner-Ausbildung in Ganderkesee absolviert und anschließend in Hannover Gartenbau studiert. „Aber auch in dieser Zeit blieb ich immer Huchting verbunden. Ich kenne hier sehr viele Ecken – und doch gibt es immer mal wieder Straßenzüge, die ganz neu für mich sind!“

An ihrem Stadtteil schätzt Wirthmann besonders das allumgebende Grün. Zu den Lieblingsecken in Huchting gehört für Anja Wirthmann unbedingt der Park Links der Weser. Daher war sie besonders davon berührt, dass für den Ausbau der Straßenbahn-Verbindung rund 400 Bäume fallen mussten. „Das ist schon ein großer Verlust“, weiß die Gartenbau-Fachfrau.

Gelungener Multikulti-Mix

Wirthmann ist fasziniert, dass der Stadtteil inzwischen kulturell eine fast ebenso große Vielfalt aufweist, wie im umgebenden Grün. „Huchting ist wirklich ein gelungener Multikulti-Mix“, sagt die Mutter zweier Söhne. Ihre Kinder haben ebenfalls die Schulen im Stadtteil besucht und sind ins Alexander von Humboldt-Gymnasium gegangen. „Das war schon besonders, wenn ich dort zu Schulveranstaltungen hingegangen bin: Alles war vertraut und doch ganz anders!“

Und Wirthmann schätzt die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Gremien zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger. „Wir haben hier ein großartiges Netzwerk von sozial engagierten Menschen in Schulen und Kitas bis hin zur Gesundheitsbeauftragten." Darunter auch die Initiativen von Kirche, Beirat Huchting und etwa der Stadtteilfarm Huchting, ein Projekt der offenen Kinder- und Jugendarbeit, bei der Kinder und Heranwachsende, aber auch Erwachsene jeden Alters die für einen Bauernhof typischen Tiere kennenlernen  und neue Kontakte knüpfen können. Zu diesen Projekten zählt selbstverständlich auch Arbeit & Ökologie mit dem ökologischen Lehrgelände. Dort wird Umweltbildung vermittelt, und qualifizierte Mitarbeiter betreuen Langzeitarbeitslose, die auf dem ersten Arbeitsmarkt aufgrund ihres Alters oder anderen Konditionen keine Beschäftigungsmöglichkeit haben. „Es ist wichtig, allen Menschen ihre Würde und ihr Selbstwertgefühl zu erhalten. Das sehen wir als eine unserer Aufgaben“, so Wirthmann. Es kommen auch immer wieder neue Projekte hinzu, etwa „Ankommen im Quartier“.

Herumliegender Müll missfällt

Aufgrund der seit langen Jahren gewachsenen Verbindungen im Stadtteil stünden die einzelnen Sozialprojekte untereinander in engem Kontakt. „Das ermöglicht es uns, auch dann weiterzuhelfen, wenn wir vielleicht einmal doch nicht der richtige Ansprechpartner sind."

Auch das Feiern wird in Huchting hochgehalten. So werde jedes Jahr am letzten Sonnabend vor den Sommerferien das Sodenmattsee-Fest gefeiert, zu dem viele Vereine und Initiativen des Stadtteils eigene Attraktionen beisteuern. Mitte September findet in Huchting, initiiert von der Quartiermanagerin, ein „Ideen-Tag“ statt, bei dem sich die Vertreter der sozialen Initiativen und Gremien treffen und neue Ideen für ihren Stadtteil ausbrüten. „Auch Bürgerinnen und Bürger, die etwas zu ihrem Stadtteil beitragen wollen, sind hier herzlich willkommen“, weiß Wirthmann.

Eigentlich gäbe es nur einen Punkt, der Anja Wirthmann nicht sonderlich gefällt: der herumliegende Müll. „Hier müssen wir noch etwas tun. Vielleicht hat ja jemand am Ideen-Tag einen guten Einfall?“

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