Huchting. Bürgerschaft und Beiräte befinden sich in der Sommerpause, die Bewohner der Stadtteile machen mit ihren Familien Ferien – da hat doch auch ein Ortsamt sicherlich nicht viel zu tun?
„Im Gegenteil“, sagt Harald Homann und lacht. Gerade diese Zeit nutze er, Liegengebliebenes aufzuarbeiten, schon einmal ein paar Dinge für die nächste Legislaturperiode vorzubereiten und, vor allen Dingen, sich um Anliegen zu kümmern, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern Huchtings an das Ortsamt herangetragen werden.
Seit Februar im Stadtteil im Einsatz
Seit dem 1. Februar dieses Jahres ist Harald Homann als Stadtteilassistenz im Ortsamt Huchting für die Belange der Bürgerinnen und Bürger zuständig, die nicht zwingend von Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann oder seinem Stellvertreter, Jörg Wiltschko, bearbeitet werden müssen.
„Ich bin Quereinsteiger und habe in den letzten 15 Jahren im Vertrieb gearbeitet, wohl ein Grund, weswegen ich diese Position als Dienstleistung gegenüber den Bewohnenden empfinde. Ich bin meistens rund um die Uhr erreichbar und viele Menschen sind schon etwas irritiert, wenn nach einem Anruf im Ortsamt der Mitarbeiter kurze Zeit später mit dem Fahrrad vor der Tür steht, um sich das Problem genauer anzusehen“, erklärt Homann.
Etliche Probleme im Stadtteil fallen dem passionierten Radfahrer Homann auf seinem E-Bike ohnehin auf dem täglichen Weg ins Ortsamt auf. Gern nähere er sich seinem Arbeitsplatz auf unterschiedlichen Routen, fahre mal am Sodenmatt-See vorbei, werfe einen Blick auf bekannte „wilde Müllkippen“, halte Ausschau nach überfüllten Altkleider-Containern und habe im Augenblick besonders die Verkehrssituation an der Delfter Straße im Auge, denn in wenigen Tagen enden die Sommerferien. Bis dahin muss der derzeitig gesperrte Kreuzungsbereich zur Heinrich-Plett-Allee fertiggestellt sein.
Dabei werden auch immer wieder kuriose Probleme an Homann herangetragen. So habe sich eine Dame im Ortsamt gemeldet, weil ein unter ihr wohnender Nachbar zuließ, dass auf seinem Balkon Tauben brüteten, die den Balkon derart verschmutzten, dass besonders im Sommer die Geruchsbelästigung unerträglich wurde.
„Der Nachbar hatte auf die Beschwerden der Dame nicht reagiert, auch die Wohnungsbaugesellschaft wurde nicht tätig, daher wandte sich die Dame ans Ortsamt. Ich habe mir die Situation vor Ort angesehen und dann das Gesundheits- und Ordnungsamt informiert“, berichtet Homann. Nach kurzer Zeit wurde der Balkon gereinigt, Netze installiert und die Geruchsbelästigung beseitigt.
Ortsamt in den sozialen Medien
Manchmal kann Harald Homann aber auch nicht helfen. Vor Kurzem hatte sich eine Frau beim Ortsamt gemeldet und berichtet, dass ein Baum zu nahe an ihrem Haus stünde. Auch hier nahm sich Homann die Zeit, sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Und stellte fest: Der Baum war von der Frau nur als subjektiv zu nah wahrgenommen worden, objektiv hatte der Baum jedoch ausreichend Abstand zum Haus.
Neben den obligatorischen Tätigkeiten in einer Behörde hat Harald Homann auch die Präsenz des Ortsamtes in den sozialen Medien ausgebaut. Auf Facebook und Instagram informiert er unterhaltsam über den Stadtteil. Die Social Media Nutzer erfahren Wissenswertes über Kita, Schule, Veranstaltungen, den Beirat und vieles mehr.

Dieser Bauzaun lag fast zwei Wochen auf dem Fußweg, bevor Homann den Grundstückseigentümer veranlassen konnte, ihn wieder aufzurichten.
Auf Facebook veröffentlichte Homann kürzlich auch einen Bericht über eine 15 Kilometer lange Radtour durch den Stadtteil, um einige Anliegen abzuarbeiten: hier ein fehlendes Verkehrsschild, dort ein abgestellter Anhänger, grün auf dem Mittelstreifen, Schäden im Radweg, ein dreckiger Containerplatz, eine wilde Hecke, ein Hund auf Abwegen und was sonst noch so alles gemeldet wurde. Nach zwei Stunden und 20 erledigten Punkte auf der Liste war der Stadtteil wieder ein bisschen besser geworden.
„Jeder ist in den sozialen Medien schnell dabei seinen Frust abzulassen, aber kaum jemand ist bereit etwas dagegen zu tun. Huchting hat mehr zu bieten als Müll und Baustellen“, sagt Harald Homann. Huchting sei ein wachsender Stadtteil, der jüngste in Bremen, hier gebe es viel Grün, viele Einrichtungen, Huchting ist multikulturell. „Ich persönlich liebe es und hoffe sehr, mir diese Einstellung noch lange zu bewahren“, sagt Homann und schmunzelt vergnügt.
Nun klingelt wieder das Telefon, die nächsten Mails müssen gelesen werden und die Planungen für die kommenden Beiratssitzungen stehen an. Der Stadtteil ist in guten Händen und die Bewohner können sich guten Gewissens jederzeit mit ihren Anliegen an das Ortsamt wenden.