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Einstimmiger Beschluss der Stadtteilpolitiker Arisierungsmahnmal soll an den Weser-Arkaden stehen

Lange war die Standort-Wahl für das Arisierungsmahnmal umstritten. Nun sind die Würfel gefallen: Es soll nun nicht mehr an der Schlachte, sondern an den Weser-Arkaden stehen.
23.07.2021, 17:55 Uhr
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Arisierungsmahnmal soll an den Weser-Arkaden stehen
Von Sigrid Schuer

Auf allgemeinen Anklang stießen im Bauausschuss des Beirates Mitte die Pläne, das Arisierungsmahnmal nun nicht mehr, wie eigentlich ursprünglich geplant, an der Schlachte, sondern dafür an der Tiefer, an den Weser-Arkaden realisieren zu lassen. Die Mitglieder des Bauausschusses stimmten bis auf eine Enthaltung geschlossen dafür. In einer Mitteilung zeigen sich die Bremer Grünen erfreut, dass damit eine entscheidende Hürde für den Alternativstandort genommen wurde. Die Standortfrage noch einmal genau abzuwägen, habe sich trotz des Zeitverlustes im Sinne der bestmöglichen Lösung als richtiger Weg erwiesen. Der Diplom-Kulturwissenschaftler und Journalist Henning Bleyl, einer der federführenden Köpfe der zivilgesellschaftlichen Initiative, die das Mahnmalprojekt initiiert hatte, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Initiative, gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde, die damit befassten politischen Gremien mehrmals auf den Alternativstandort Tiefer hingewiesen hatte. Und nicht erst im Frühjahr 2019, wie es in der Vorlage der Kulturdeputation heißt.

Die Debatte um das Arisierungsmahnmal zieht sich bereits über Jahre hin. Dazu kommt, dass der neue, geeignetere Standort mit 440.000 Euro im Vergleich zur Schlachte finanziell wesentlich günstiger ist. An der Schlachte hätte die Realisierung des Mahnmales allein 590.000 Euro plus 240.000 Euro für einen barrierefreien Zugang gekostet. Was sich an der Tiefer zudem positiv auswirke, sei die doppelt so hohe Geländekante im Vergleich zur Schlachte. Außerdem habe die jüdische Gemeinde ohnehin dem möglichen Mahnmal-Standort an der Schlachte mit großen Bedenken gegenüber gestanden, da auf dieser Party-Meile eine kontemplative Betrachtung des Mahnmals nicht möglich gewesen wäre. "So aber sei es erinnerungskulturell ein sehr präsentes Setting. Es ist ja ein geradezu introvertiertes Mahnmal, das sich in den Boden gräbt und seine Eindringlichkeit gerade aus der Leere und den Schattenrissen an der Wand zieht, also introvertiert und intensiv zugleich", betonte Bleyl. Und noch ein Vorteil: Der hochwasserrelevante Bereich muss dafür nicht angefasst werden.

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Das geplante Mahnmal der Künstlerin Evin Oettingshausen erinnert an die wirtschaftliche Dimension des Holocaust, die Beraubung und Existenzvernichtung von Jüdinnen und Juden. Hauptprofiteur der sogenannten Aktion M war Kühne + Nagel. Kurzzeitig gab es in der Ausschusssitzung um die Bezeichnung des Mahnmales noch einmal Irritationen: Peter Bollhagen (FDP) wies darauf hin, dass es schon lange nicht mehr den Titel K+N-Mahnmal trage. Das Logistikunternehmen mit Sitz unweit der Weser-Arkaden, hat geraubte Möbel von jüdischen Deportierten durch Europa transportiert und an der sogenannten Arisierung verdient. Aber auch andere Unternehmen, das Bremer Finanzamt und Bremerinnen und Bremer haben von dieser Beraubung der jüdischen Mitbürger profitiert. Deshalb ist auch eine Drittelfinanzierung des Mahnmales durch Staat, Wirtschaft und Privatleute geplant.

Kai Wargalla, Kulturdeputierte und kulturpolitische Sprecherin der Grünen, erklärt dazu: "Bremen hat beim massenhaften, systematischen Raub jüdischen Eigentums sowie dessen Abtransport und Verwertung eine tragende Rolle gespielt. Wir müssen diesen grausamen Teil unserer Geschichte immer wieder erinnern und sichtbar machen. Und wir müssen daraus Lehren ziehen. Das ist gerade angesichts des weitverbreiteten Antisemitismus sowie des grassierenden Rechtspopulismus und Rechtsextremismus eine Aufgabe für alle Demokratinnen und Demokraten."

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