Parkflächen für Außengastronomie nutzen, Sitzplätze entzerren, Zeiten anpassen und einen Normalzustand erreichen – das sind Forderungen von zahlreichen Bremer Gastwirten, damit sie überleben können. Kneipen, Bars oder Restaurants waren mit die Ersten, die in der Corona-Krise schließen mussten – langsam öffnen sie mit Einschränkungen wieder. Weil diese Situation die Existenz zahlreicher Läden bedrohe, fordert auch Michael Jonitz, Vorsitzender der CDU Mitte/Östliche Vorstadt, gemeinsam mit den Kneipiers Oliver Trey und Kim Döhling schnelle und unbürokratische Maßnahmen, damit Gästen, Mitarbeitern und Gastronomen wieder ein Stück Normalität ermöglicht werde. Ähnliche Vorschläge gibt es von den Linken und der FDP.
„Die Abstandsregeln sind sinnvoll, aber dadurch machen die Gastronomen in Bremen im Schnitt nur etwa 30 Prozent Umsatz“, sagt Trey, Betreiber der Schlachthofkneipe und des Ladens Little Butcher. Bei manchen seien die Einnahmen etwas höher, bei vielen aber auch geringer. Wo vorher 40 Plätze vorhanden waren, gebe es jetzt oft nur noch zwölf, beschreibt Trey. Damit könne niemand kostendeckend arbeiten. Da zudem weniger Gäste kämen, Lebensmittel und Desinfektionsmittel teurer würden und weitere Kosten entstünden, könnten die Gastwirte auf lange Sicht auch Preiserhöhungen kaum ausschließen.
„Es herrscht eine große Unsicherheit“, sagt Kneipier Kim Döhling vom Taubenschlag. Seit Beginn der Pandemie hätten sich die Bremer Wirte vernetzt, fast 250 Gastronomen tauschen sich nun in virtuellen Gruppen aus und geben sich gegenseitig Hilfe und Unterstützung. In diesem Netzwerk habe sich ein Großteil der Beteiligten darauf geeinigt, die Außengastronomie auszuweiten. Der Vorschlag: Öffentliche Plätze, Parkbuchten oder Außenbereiche von Nachbarn sollen in Eigenverantwortung in den Abendstunden ebenfalls genutzt werden. Ziel sei es, trotz der eineinhalb Meter Abstand annähernd zu einem Normalzustand zu kommen. „Wir müssen dazu eine Lösung für ganz Bremen hinbekommen, das darf kein Flickenteppich sein“, sagt CDU-Politiker Jonitz.
In einem einfachen, unbürokratischen Verfahren sollte die Ausweitung in Absprache mit dem jeweiligen Ortsamt genehmigt werden. Rettungswege, Verkehrssicherheit und Zustimmung der betroffenen Nachbarn seien dabei zu beachten. Die Absprachen mit Anliegern, deren Flächen genutzt werden, seien durch die Gastronomen schriftlich nachzuweisen. Auch auf mögliche Probleme durch mehr Lärm oder Müll soll eingegangen werden. „Wir haben selbst ein großes Interesse daran, dass das alles funktioniert“, sagt Trey. Bei Beschwerden aus der täglichen Praxis sei das jeweilige Ortsamt gefragt, betont Jonitz. Die stark belasteten Ämter sollten zudem personell verstärkt werden.
Maßnahmen bis zum 15. Oktober
Zudem fordern die Wirte und Jonitz Verzicht auf Pacht- und Parkplatzgebühren für die Außengastronomie sowie, im Außenbereich solle in der Woche bis 23 Uhr und an den Wochenenden bis 24 Uhr die Bewirtung möglich sein. Bislang ist das bis 22 beziehungsweise 23 Uhr üblich. Alle Maßnahmen sollen bis zum 15. Oktober befristet sein – also keine Dauerlösung, heißt es weiter. Jonitz will nun andere Parteien für die Vorschläge gewinnen, damit die Maßnahmen schnell in einer Verordnung münden.
Ähnliches fordert die Fraktion Die Linke im Beirat Östliche Vorstadt. Demnach sollen im Viertel Parkflächen temporär für Außengastronomie genutzt und Pachtkosten erlassen werden. Fast identisch ist der Vorschlag der FDP-Fraktion. „Wir fordern den Senat auf, den Betrieben für ihre Außenbereiche auf städtischem Gebiet die Pacht für ein Jahr zu erlassen“, so die FDP-Fraktionsvorsitzende Lencke Wischhusen.