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Rückkehr zur Schätzmethode Warum es der Freimarkt mit Besucherzahlen nicht so genau nimmt

2022 wurde erstmals exakt gezählt, nun kehrt der Freimarkt bei der Besucherzahl wieder zur alten Schätzmethode zurück. Hat dies etwas mit dem weniger erfreulichen Ergebnis aus dem vergangenen Jahr zu tun?
21.10.2023, 05:00 Uhr
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Warum es der Freimarkt mit Besucherzahlen nicht so genau nimmt
Von Björn Struß

Das größte Volksfest in Norddeutschland – mit diesem Superlativ wirbt der Freimarkt nicht nur in Bremen. Aber entspricht dieser auch der Wahrheit? Das entscheidende Kriterium für Größe und Erfolg ist die Besucherzahl, die Schausteller und Marktverwaltung nach jedem Freimarkt verbreiten. Für die im vergangenen Jahr erstmals praktizierte exakte Erfassung der Besucherströme sieht das Wirtschaftsressort keine Notwendigkeit mehr. Es wird wieder geschätzt, wie es bis 2019 gang und gäbe war.

Klar ist inzwischen, dass die 2019 angegebene Zahl von 4,4 Millionen deutlich zu hoch gegriffen war. Denn die exakte Methode mit Lichtschranken an allen Eingängen ergab im vergangenen Jahr 1.086.386 Besucher. Mit großzügig geschätzten Aufschlägen für Kleinen Freimarkt und Freimarktsumzug verbreiteten die Veranstalter eine Besucherzahl von 1,5 Millionen. Das Problem: Der Hamburger Dom lockt – nach eigener Schätzung – drei Mal pro Jahr jeweils rund zwei Millionen Besucher an.

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Will das Wirtschaftsressort den Status als größtes Volksfest des Nordens verteidigen, indem es zum Schätzen zurückkehrt? Nein, sagt Sprecher Christoph Sonnenberg. Im vergangenen Jahr sei die Veranstaltung von Volksfesten coronabedingt noch mit einer Begrenzung der Besucherzahl verbunden gewesen. "Um diese Zahl feststellen, sie aber auch ausschöpfen zu können, wurde das Besucherzählsystem eingesetzt", erläutert Sonnenberg. Polizei, Sicherheitsdienst und Veranstaltungsleitung könnten wegen ihrer langjährigen Erfahrung aber auch sehr gut mit geschätzten Zahlen arbeiten, um etwa Staubildungen zu vermeiden.

Für das Wirtschaftsressort steht laut Sonneberg fest, dass der Freimarkt das größte Volksfest des Nordens ist – unabhängig von der exakten Besucherzahl. "Man muss nämlich auch die Größe der genutzten Fläche und die Zahl der Buden und Fahrgeschäfte berücksichtigen", so der Sprecher. Da habe der Freimarkt eindeutig die Nase vorn. Auf dem Hamburger Dom sind nach eigenen Angaben jeweils rund 250 Schausteller vertreten. Auf dem Freimarkt sind es in diesem Jahr gut 300.

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Auch aus Sicht des Schaustellerverbands, der bis 2019 für die Schätzung der Besucherzahl verantwortlich war, ist der Freimarkt eindeutig das größere Volksfest. "Auf das Lichtschrankensystem zu verzichten, war meines Wissens in erster Linie eine Kostenfrage", sagt Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Verbands. Die Marktverwaltung habe das technische System im vergangenen Jahr nicht gekauft, sondern gemietet. Aus dem Kreis der Organisatoren ist zu erfahren, dass für die 17 Tage rund 35.000 Euro gezahlt worden sind.

Der Schaustellerverband will für die diesjährige Schätzung das vergangene Jahr als neuen Richtwert nehmen. "Auch vor Corona haben wir die Zahl einmal sehr aufwendig ermittelt, um uns in den Folgejahren daran orientieren zu können", erläutert Robrahn. Für eine Prognose, wie hoch die Zahl in diesem Jahr ausfallen könnte, sei es aber noch zu früh.

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