Die Behörde von Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) prüft derzeit, ob ein zusätzlicher Kursus an der Hebammenschule in Bremerhaven eingerichtet werden kann. Das bestätigte der Sprecher der Senatorin, Malte Hinrichsen, dem WESER-KURIER auf Nachfrage. Alle drei Jahre werden an der Schule 16 Hebammen ausgebildet. 2020 soll sie schließen, weil zum Wintersemester 2020/2021 an der Hochschule ein Studiengang zur Hebammen-Ausbildung mit 20 Plätzen startet. Bremen setzt mit dem neuen Studiengang eine EU-Vorgabe um.
Der Hebammenlandesverband, Gynäkologen, das Bündnis für natürliche Geburt sowie Klinikdirektoren hatten gewarnt, dass bereits jetzt offene Stellen in den Bremer Geburtskliniken nicht besetzt werden können und dies Auswirkungen auf die Versorgung von Schwangeren habe. Ein Chefarzt aus dem Krankenhaus Links der Weser (LDW) hatte im August einen Brandbrief an die niedergelassenen Gynäkologen geschrieben, in dem er bat, angesichts der angespannten Lage Schwangere auch an andere Geburtskliniken in Bremen zu verweisen.
Doch auch dort ist die Lage keineswegs entspannter. Der Klinikverbund Gesundheit Nord hatte auf Nachfrage bestätigt, dass nun in Italien um Hebammen geworben werde. Auch das Krankenhaus St.-Joseph-Stift in Schwachhausen hatte angekündigt, dass erste Vorbereitungen für eine Nachbesetzung durch Hebammen aus dem Ausland getroffen würden (wir berichteten).
Vor Kurzem hat es ein Treffen mit Klinikdirektoren in der Gesundheitsbehörde gegeben. „Dabei wurde über die Möglichkeit eines zusätzlichen Kurses an der Hebammenschule in Bremerhaven gesprochen, was jetzt geprüft wird“, so Hinrichsen. „Außerdem wird es einen Arbeitskreis Geburtshilfe unter Beteiligung des Landesverbands der Hebammen, der Gynäkologinnen und Gynäkologen, der Kliniken, der Krankenkassen und der Gesundheitsbehörde geben.“
Versorgungslücke durch Schließung der Hebammenschule noch größer
Der Arbeitskreis, der sein erstes Treffen am 11. Dezember hat, soll Lösungen für die aktuelle Situation sowie für die Zukunft entwickeln, so Hinrichsen. Eine Sprecherin des Bündnisses natürliche Geburt hatte gewarnt, dass durch die Schließung der Hebammenschule 2020 die Versorgungslücke noch größer werden könnte. Denn: Bis die ersten 20 Hebammen ihren Abschluss in dem neuen Studiengang an der Hochschule machen, werde drei bis vier Jahre dauern. Die Vorsitzende des Bremer Hebammenlandesverbands, Heike Schiffling, hatte betont: „Wir haben immer wieder gewarnt, dass nur noch Kompensation stattfindet und der Kollaps droht. Jetzt bewegen wir uns in einem Bereich, wo das System nach und nach zerbricht.“
Der Mangel an Hebammen ist bundesweit ein Problem – in Kliniken und im niedergelassenen Bereich. Ein Grund dafür ist nach Angaben der Verbände, dass in den vergangenen Jahren zu wenige Hebammen ausgebildet worden seien. Der Beruf habe unter anderem durch die Erhöhung der Versicherungsprämien einen Imageschaden erlitten.