Abriss und Neubau – das ist die Aufgabe der Planer für eine Fläche, auf der heute das Parkhaus Mitte steht. Am Freitag sind zwei Entwürfe vorgestellt worden, die zeigen, was dort entstehen könnte. Vorangegangen war ein Architekturwettbewerb mit zwölf Teilnehmern.
Die beiden von der Jury prämierten Vorschläge sind sehr verschieden. Der Entwurf des Büros Hild und K aus München hat durch einen klassischen Baukörper mit Innenhof überzeugt, angelehnt an Kontorhäuser aus Backstein, wie es in einer Pressemitteilung heißt. „Zwischen unterschiedlichen Baudenkmalen fügt sich das Gebäude selbstverständlich ein und interpretiert die erwartete Nutzungsmischung durch verspringende Obergeschosse für das Wohnen“, heben die Veranstalter des Wettbewerbs hervor. Der Hof biete Platz für öffentliche Angebote, auf dem Dach soll es eine Gastronomie geben.
„Ganz anders“ sei die Antwort vom Büro Felgendreher Olfs Köchling aus Berlin. Sie sieht eine kompakte Bebauung des Grundstücks vor. „Es entsteht ein einprägsamer und innovativer Baukörper, der die unteren Etagen in Glas hüllt und für die oberen Wohngeschosse nach außen sichtbare Holzelemente vorschlägt“, so die Bewertung.

Die Architekten von Hild und K aus München planen einen klassischen Baukörper mit Innenhof, angelehnt an Kontorhäuser aus Backstein.
Beide Entwürfe haben Vorzüge, aber auch Nachteile, wie sich Jury-Mitglieder zitieren lassen. „Beide von Klasse, aber beide noch mit vermeidbaren Schwächen“, erklärt Jörn Walter, Vorsitzender des Gremiums und ehemaliger Oberbaudirektor in Hamburg. Wer diese Probleme in der Überarbeitung besser löse, solle der Bremer Innenstadterneuerung den Weg weisen.
Brebau-Chef: Entwürfe werden besonderem Standort noch nicht gerecht
Bernd Botzenhardt, Geschäftsführer der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft Brebau, hebt hervor, dass sich die prämierten Entwürfe in ihrer modernen Ausstrahlung einerseits und der typisch norddeutschen Haltung andererseits in das Umfeld einfügen, sich aber gleichzeitig modernen Nutzungskonzepten öffnen würden. „Dennoch werden beide Arbeiten, trotz ihrer Unterschiede, dem besonderen Standort in unserer Innenstadt noch nicht gerecht und bergen Potenziale der Weiterentwicklung.“

Der Entwurf des Architektenbüros Felgendreher Olfs Köchling aus Berlin: ”Ein einprägsamer und innovativer Baukörper, der die unteren Etagen in Glas hüllt und für die oberen Wohngeschosse nach außen sichtbare Holzelemente vorschlägt.“
Es wird viel Zeit vergehen, bis das Mammutprojekt fertig ist. In gut zwei Jahren, so die grobe Vorstellung des Senats, könnte mit dem Abriss der Hochgarage begonnen werden. Dann soll die Baugenehmigung vorliegen. Wenn kein Stein mehr auf dem anderen liegt, werden die Gebäude hochgezogen und auf dem Areal gleichzeitig neue Wegebeziehungen geschaffen. Eine Arbeit, die sich bis zum Jahrzehntwechsel hinziehen dürfte. So lange wird dieser Teil der Innenstadt eine Großbaustelle sein.
Federführend bei dem Projekt ist die jüngst gegründete Stadtentwicklungsgesellschaft mit dem Namen Brestadt. An deren Spitze steht Brebau-Chef Botzenhardt. Er muss zusammen mit Heinz Riering, seinem Kollegen in der Brestadt-Geschäftsführung und ebenfalls ein Brebau-Gewächs, beim Parkhaus Mitte eine Herausforderung meistern, die nicht nur wegen des Volumens und des hochsensiblen Orts besonders ist. Berücksichtigt werden müssen die bisherige Lloyd-Passage und das Nachbargebäude, der ehemalige Kaufhof. Außerdem verläuft durch das Untergeschoss im Parkhaus eine Rampe, über die Galeria auf der gegenüberliegenden Seite der Lloyd-Passage beliefert wird.
Abriss und Neubau sollen rund 150 Millionen Euro kosten
Wie kompliziert die Gemengelage ist, bekam der Bremer Baumogul Kurt Zech zu spüren. Er wollte das Gebiet entwickeln, sprach vor sieben Jahren davon, bis 2021 fertig sein können, scheiterte dann aber vor allem daran, dass er sich mit dem Eigentümer des Kaufhofgebäudes nicht einig wurde. Zech bleibt an der Stelle aber involviert, er besitzt die Galeria-Immobilie, wird also indirekt mit der künftigen Baustelle zu tun haben.
Der Brestadt stehen für ihre Aufgaben vom Senat zunächst 300 Millionen Euro zur Verfügung. Gut die Hälfte wird für Abriss und Neubau auf dem Parkhaus-Mitte-Areal veranschlagt. Bei diesem Projekt soll es aber nicht bleiben. Die Brestadt ist ausdrücklich dafür vorgesehen, auch in anderen Gebieten Stadtentwicklung zu betreiben – zum Beispiel auf dem Areal des Klinikums Links der Weser, das frei wird, wenn das Krankenhaus mit einigen seiner Abteilungen bis zum Jahr 2028 zum Klinikum Mitte umgezogen ist.

Eine Illustration zur möglichen späteren Außenansicht vom Architektenbüro Hild und K aus München.
Zunächst müssen sich Botzenhardt und Riering aber über die beiden nun gekürten Architektenvorschläge beugen und sie nacharbeiten lassen. Carl Zillich, Geschäftsführer des Projektbüros Innenstadt, geht nach eigenen Worten davon aus, dass im kommenden Jahr mit einem Vorentwurf die Grundlage geschaffen wird, einen Bebauungsplan aufzustellen. „Qualität geht hier vor Schnelligkeit“, betont Zillich, „wir haben nur den einen Schuss.“ Mit dem Drumherum zwar nicht, aber mindestens mit dem Gebäude sollte es noch in diesem Jahrzehnt etwas werden, um die Innenstadt nicht zu lange zu belasten.