Natürlich hat man sofort die Stimme von Peter Maffay im Kopf, es geht ja gar nicht anders bei diesem Projekttitel. Sieben Brücken wollen die Bremer Grünen über die Weser gebaut sehen im Gebiet zwischen Wesertunnel und der A 1 in Hemelingen. Und sie wollen, analog zu Maffay, dass auch die Bremer über diese Brücken gehen, und wenn sie fahren, dann mit dem Rad oder höchstens einem kleinformatigen Elektrobus. Es ist nicht das erste Mal, dass die Fraktion Pläne solcher Art vorstellt, und einige der aktuellen Vorschläge sind so oder ähnlich auch im Verkehrsentwicklungsplan von 2014 und dem Verkehrskonzept für die Überseestadt enthalten.
Im Jahr 2017 hatten die Grünen den Bau von zwei Fußgänger- und Fahrradbrücken zwischen Neustadt und Altstadt sowie Hemelingen und Habenhausen angeschoben, die Pläne liegen aber bislang mangels Geld auf Eis. Auch sie sind Teil des neuen Vorstoßes, den Robert Bücking, Sprecher für Bau und Stadtentwicklung, als Diskussionsgrundlage verstanden haben will. „Es ist ein Blick aufs Ganze“, sagt er. „Man muss sich vergegenwärtigen, was wir in Zukunft mit dem Fluss anfangen wollen und wie wir die Entwicklung entlang der Weserufer fördern können. Wir brauchen einen Plan, um das Zusammenrücken der beiden Weserseiten zu ermöglichen.“

Bremen brauche kurz- bis mittelfristig ein neues Konzept neben dem der großen Autobrücken, wenn man es ernst damit meine, sich als „Stadt am Fluss“ zu begreifen, so sehen es die Grünen. „Das Ganze ist nicht nur ein Vergnügen für Ausflügler und Touristen, sondern eine sehr wirksame Maßnahme, um ein paar wirklich drängende Verkehrsprobleme unserer Stadt zu entspannen“, heißt es in dem Papier.
Andere Städte sind bei der Umsetzung schon weiter, wie so oft dient auch Bücking Kopenhagen als Beispiel. „In vielen großen Städten entdecken die Stadtplaner Fahrradbrücken als Wahrzeichen einer neuen Idee von Verkehr. Oft, wie in Kopenhagen, sind sie auch wirklich schön, echte Preziosen.“
Die Vorschläge im Überblick
Die Überseestadt ist ein zentrales Element im Plan der Grünen. Zwischen Werftinsel und Molenturm ist aus Sicht der Grünen ein Schwimmsteg denkbar, der sich für Schiffe, die ins Wendebecken fahren wollen, öffnen lassen müsste. Der Steg würde Gröpelingen mit der Überseestadt verbinden.
Ebenfalls in der Überseestadt zwischen Holz- und Fabrikenhafen hinter dem Großmarkt halten sie eine hoch liegende Klappbrücke für realisierbar. „Natürlich dürften auch hier der Schiffsverkehr und die Arbeit der Hafen- und Industriebetriebe nicht behindert werden“, schreibt die Fraktion. Für den Europahafen gibt es bereits Pläne für eine Brücke zwischen Schuppen 1 und Schuppen 3. Für „das aufregendste Baugebiet der Stadt am Fluss“, wie es in dem Papier heißt, schlagen die Grünen eine zweite Brücke zwischen demehemaligen Exxon-Gelände und Woltmershausen vor. Bücking: „Walle und Woltmershausen waren schon immer Schwesterstadtteile. Es wäre gut, wenn wir die beiden wieder näher zusammenbringen.“ Diese Brücke soll wie auch der Schwimmsteg auch für Elektrobusse befahrbar sein.
Für Mitte und die Neustadt sieht das Konzept die schon bekannten Pläne für die Überquerung von Weser und Werdersee als wichtiges Teilstück der Radstrecke zwischen Buntentor und Universität vor. „Kleinlich“, nennt Bücking die Kritik an den Plänen. „Stadträumlich wäre es klug, unbedingt an dem Projekt festzuhalten.“ Diese beiden Brücken würden nach den letzten Plänen rund zehn Millionen Euro kosten. Ein Großteil der Kosten, manche gehen sogar von bis zu 90 Prozent aus, könnte nach Vorstellung der Fraktion über Bundes- und EU-Mittel finanziert werden. In Hemelingen müssten Radfahrer laut Bücking Umwege von bis zu acht Kilometern in Kauf nehmen. Deshalb soll dort „an geeigneter Stelle eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke“ über die Weser her.
Die anderen Parteien sehen das Grünen-Papier mit gemischten Gefühlen. Nelson Janßen, Verkehrsexperte der Linken, findet den Vorstoß richtig. „Gerade was Woltmershausen und Walle und Hemelingen angeht“, sagt er. „Grundsätzlich müssen wir, wenn wir die Verkehrswende haben wollen, auch die Infrastruktur schaffen.“ Von SPD und CDU kommt das Argument, dass die Pläne nicht unbedingt neu seien. Heike Sprehe, verkehrspolitische Sprecherin der SPD, sagt: „In der Überseestadt halten wir eine Brücke in das Wohngebiet, das bald in Woltmershausen entstehen wird, für sinnvoll.“ Die Brücke in Hemelingen jedoch sei entbehrlich.
Für Heiko Strohmann, Verkehrsfachmann der CDU, ist die schleppende Umsetzung von Projekten das Problem. „Die Ideen sind nicht verkehrt, landen dann aber doch wieder in einer Schublade. Wir haben kein Planungs-, sondern ein Umsetzungsproblem“, sagt er. Auch die FDP sieht Handlungsbedarf beim Bau von Brücken – allerdings für Autos. „Bremen braucht neue Autobrücken, um für die Zukunft gerüstet zu sein“, sagt die Vorsitzende Lencke Steiner. Mitte August hatte die Fraktion dazu einen Bürgerschaftsantrag eingereicht.