In das Landesbankgebäude am Domshof sollen Studenten der Universität einziehen und das Parkhaus Mitte soll die städtische Brebau neu entwickeln. Mit diesen Entscheidungen hat der Bremer Senat am Dienstag die Entwicklung der Innenstadt vorangetrieben. "Sowohl der Neubau auf dem Grundstück des Parkhauses Mitte als auch der Innenstadt-Campus würden für die City einen echten Attraktivitätsschub bedeuten", sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). Der WESER-KURIER hatte schon vergangene Woche von den Plänen berichtet.
Beide Vorhaben eint, dass sie für die Landesregierung nur die jeweils zweitbesten Lösungen sind. Das Projekt "City-Campus" wollte Bovenschulte eigentlich in der ehemaligen Zentrale der Sparkasse am Brill umsetzen. Dieses Vorhaben erwies sich als viel zu teuer – auch wegen der Preisvorstellungen der Neueigentümer Samuel und Pinchas Schapira. Für das Parkhaus setzte der Senat lange auf den Unternehmer Kurt Zech. Dieser sollte das Areal inklusive Karstadt- und Kaufhof-Gebäude von Grund auf neu entwickeln. Im Sommer zog die Landesregierung nach fünf Jahren einen Schlussstrich. Zech war es nicht gelungen, die ehemalige Kaufhof-Immobilie zu kaufen.
Anstatt auf einen privaten Investor zu vertrauen, will es der Staat nun selbst richten. Das Parkhaus soll die städtische Brepark an die Brebau verkaufen, die sich ebenfalls in öffentlicher Hand befindet. Laut Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) hat die Brebau bereits ihr Interesse am Erwerb, der Entwicklung und dem weiteren Vertrieb der Fläche schriftlich geäußert. Möglichst bis zum Jahreswechsel sollen weitere Eckpunkte in einem sogenannten "Letter of Intent" fixiert werden.
"Wir wollen dieses Grundstück zügig entwickeln. Das hat zuletzt zu lange gedauert", sagte Schaefer. Neben dem Einzelhandel nannte sie Wohnen, Kultur, Wissenschaft und Tourismus als mögliche Nutzungen des Neubaus. In die Planungen müssen laut Schaefer die auch die Karstadt-Immobilie der Gustav-Zech-Stiftung und das ehemalige Kaufhof-Gebäude des Unternehmens DIC einbezogen werden. "Durch die bisherigen Planungen stehen wir bereits in Kontakt zu den Eigentümern. Diesen Draht wollen wir weiter nutzen", betonte die Senatorin.
Konkreter ist der vom Senat angestrebte Teilumzug der Universität an den Domshof. Laut Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling (SPD) könnten im Jahr 2025 Studenten in das Gebäude der Landesbank einziehen. "Wir freuen uns auf studentisches Leben in der Innenstadt, weil es für alle Seiten eine große Chance ist", so Schilling. Am Domshof wäre das Land Bremen nur Mieter. Laut Schilling laufen derzeit die Verhandlungen über einen langfristigen Mietvertrag. Zu den dafür anfallenden Kosten wollte sie sich ebenso wenig äußern wie zu der Zahl der Studenten, die in die Innenstadt umziehen sollen.
Bei Studenten sind die Pläne des Senats bisher auf wenig Gegenliebe gestoßen. "Die Uni ist keine Wundermaschine, die das Innenstadtproblem durch cappuccino-trinkende Studenten lösen wird", erklärte Florian Walter, Nachhaltigkeitsreferent des Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) in einer Pressemitteilung. Bremen habe in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, den Wissenschaftshaushalt deutlich zu kürzen. Nur mit Protest sei es gelungen, einen "Kahlschlag" zu verhindern. Der Asta griff auch zu einer durchaus derben Wortwahl: "Die Uni sollte sich nicht vom Land verarschen lassen."
Kritik kommt auch von der CDU, die von einer "Ankündigungspolitik" des Bürgermeisters spricht. Laut Fraktionsvorsitzenden Heiko Strohmann schweigt die Uni zu den Plänen auffallend beharrlich. "Kein Wunder: Weder sind etwaige Kosten für einen Umzug erkennbar noch der offensichtliche Vorteil eines solchen Umzuges", so der Bürgerschaftsabgeordnete. Strohmann kritisiert auch den Umgang mit dem Parkhaus: "Wenn das Rathaus kurz vor der Wahl wieder einmal nicht weiter weiß, kündigt man irgendwelche Pläne zu großen Taten an, um sich irgendwie über die Runden zu retten."