Ersatzverkehre kündigt die Nordwestbahn regelmäßig an. Doch selten sind die Auswirkungen für Fahrgäste so groß wie dieses Mal: Während der Sommerferien wird die Strecke der Regio-S-Bahn-Linie 1 zwischen Farge und dem Hauptbahnhof voll gesperrt. Damit müssen Pendlerinnen und Pendler sechs Wochen lang auf Busse ausweichen – und das nicht nur abends und in der Nacht, sondern ganztägig. Was die Gründe dafür sind und wie das Ersatzkonzept der Nordwestbahn aussieht, ein Überblick.
Welche Streckenabschnitte werden gesperrt?
Wie eine Bahnsprecherin auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN mitteilt, wird zum einen der Bereich rund um die Hermann-Fortmann-Straße gesperrt, zum anderen der Streckenabschnitt zwischen Lesum und Schönebeck. Darüber hinaus stehen die Gleise 2 und 3 im Bahnhof Burg nicht zur Verfügung.
Welche Arbeiten stehen an?
Zwischen dem 26. Juni und dem 8. Juli kümmern sich Bautrupps um die Eisenbahnbrücke über der Hermann-Fortmann-Straße. "Im Rahmen der Arbeiten werden die aktuell eingebauten Hilfsbrücken ausgehoben, die Gründung der Mittelstützung der Hilfsbrücken rückgebaut sowie Kürzungen von Verbauten hergestellt", so die Bahn. "Zudem erfolgt der Einhub der neuen Überbauten." Das Unternehmen spricht von lärmintensiven Arbeiten, die sowohl tagsüber als auch nachts stattfinden. Parallel dazu müsse der Oberbau, die Oberleitungsanlage sowie die Leit- und Sicherungstechnik wiederhergestellt werden. Darüber hinaus werden die Bahnhöfe in Schönebeck und in Lesum modernisiert. "Dafür werden ab Anfang Juni auch die Bahnsteige verlängert und bis Ende des Jahres in Betrieb genommen", so die Bahnsprecherin. "Zudem sind noch Restarbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik erforderlich." Ursprünglich waren diese Arbeiten bereits für das vergangene Jahr vorgesehen. Doch weil es Lieferengpässe bei verschiedenen Kabeln gab, kann die Maßnahme erst jetzt abgeschlossen werden. Gebaut wird aber nicht nur in Grohn, Schönebeck und Lesum, sondern auch in Burg. Dort sind Arbeiten am elektronischen Stellwerk geplant.
Wie sieht das Ersatzkonzept der Nordwestbahn aus?
Die Regio-S-Bahn-Linie 1 wird ganztägig zwischen Farge und dem Hauptbahnhof durch Busse ersetzt. Die fahren – analog zu den Zügen – alle 15 beziehungsweise alle 30 Minuten. Die Fahrzeit von Farge in die Innenstadt verlängert sich um etwa 40 Minuten, die von Vegesack um rund 30 Minuten. "Es sind aber auch beschleunigte Busse unterwegs", sagt Nordwestbahn-Sprecher Benjamin Havermann. "Zu den Hauptverkehrszeiten setzen wir Fahrzeuge ein, die ohne Halt von Burg zum Hauptbahnhof fahren." Dadurch ergibt sich laut Ersatzfahrplan eine Zeitersparnis von fünf Minuten.
Wo halten die Busse?
In der Regel befinden sich die Ersatzhaltestellen direkt an den Bahnhöfen. Es gibt aber auch Ausnahmen. So fahren die Busse nicht die Station St. Magnus an, sondern den gut 400 Meter entfernten Haltepunkt Am Bahnhof St. Magnus. Für den Bahnhof Mühlenstraße ist ein Ersatzhalt an der Station Fresenbergstraße eingerichtet, die gut 130 Meter entfernt ist. Am Bremer Hauptbahnhof startet der Ersatzverkehr jeweils von Bussteig J.
Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf das Ersatzkonzept aus?
Nach wie vor fehlen in Deutschland Busfahrerinnen und Busfahrer. Das macht sich nicht nur im Linienverkehr wie etwa bei der Bremer Straßenbahn AG bemerkbar, sondern auch bei der Nordwestbahn, die regelmäßig Firmen für ihren Ersatzverkehr sucht. "Glücklicherweise konnten wir aber dieses Mal alle Busfahrten vergeben", sagt Havermann. Unser oberstes Ziel ist es, den reibungslosen und zuverlässigen Transport unserer Fahrgäste auch während der Schienenersatzverkehre sicherzustellen."
Welche Änderungen ergeben sich auf dem Weg von und nach Bremerhaven?
Trotz der Arbeiten am elektronischen Stellwerk in Burg fahren sowohl der Regionalexpress als auch die Regio-S-Bahn-Linie 2 wie gewohnt in die Seestadt. Letztere verbindet den Bahnhof Burg auch während der Bauphase bis zu zweimal in der Stunde mit dem Bremer Hauptbahnhof.