Das im März 2024 eröffnete Fernbusterminal am Hauptbahnhof wird laut Betreiber Brepark von immer mehr Busanbietern genutzt. Doch einige Reisebusunternehmen sind unzufrieden und suchen nach Alternativen. Hinrich von Rahden, dessen Reiseservice nach eigenen Angaben von vielen Kreuzfahrttouristen ab Bremerhaven gebucht wird, fasst bereits konkrete Pläne.
Wie ist das Terminal ausgelastet?
Der Brepark zufolge verkehrten 2024 durchschnittlich 62 Busse pro Tag auf den elf Haltebuchten des Terminals. Waren dort im März 2024 noch 53 Busunternehmen vertreten, sind es demnach inzwischen 67 Firmen. Aktuell bieten 13 Busunternehmen regelmäßige Linienfahrten an, neben Flixbus unter anderem Edzards Reisen mit dem Ostfriesland Express. Am meisten gebucht werden laut einer Brepark-Sprecherin Strecken nach Prishtina (Kosovo), Harlesiel, Tirana (Albanien), Amsterdam, Kiew und Paris sowie die Verbindungen Riga – Rotterdam, Przemysl (Polen) – Groningen, Plovdiv (Bulgarien) und Köln – Gomel (Belarus).
Was hat sich gegenüber dem alten Haltepunkt am Breitenweg verbessert?
Von Gästen, Fahrern und Busbetreibern werde "die hohe Qualität und Funktionalität des Terminals besonders geschätzt", sagt die Brepark-Sprecherin. Unter anderem seien die An- und Abfahrten sowie die Abrechnung effizient organisiert. Laut Flixbus-Sprecherin Isabella von Geyr habe sich der Aufenthaltskomfort durch die Infrastruktur am Busterminal deutlich verbessert. "Für Reisende gibt es Toiletten, einen Warteraum und das Dach schützt vor Regen", zählt Norbert Thomas, Disponent bei Frenzel Reisen, auf.
"Es ist bahnhofsnah, man kann sein Auto dort parken oder den ÖPNV nutzen", sagt Michael Kaiser, Landesgeschäftsführer der Fachvereinigung Omnibus und Touristik im Gesamtverband des Verkehrsgewerbes Niedersachsen (GVN). Mit etwa 250 Mitgliedsfirmen ist der Verband der Reisebusbranche auch für Bremen zuständig. "Es gibt keine Gefährdung mehr durch Radfahrer", sagt Hinrich von Rahden. Eine verbesserte Sicherheit nennt auch Lars Henning von Edzards Reisen: "Das Gelände ist übersichtlicher und bietet nicht mehr so viele Chancen für Taschendiebe, unentdeckt zuzuschlagen. Dazu trägt sicherlich auch die Videoüberwachung bei."
Was kritisieren Reisebusunternehmen?
"Es ist ein Unding, dass Taxen da nicht halten dürfen", betont Hinrich von Rahden. Viele Reisegäste seien aufgrund ihres Alters mobilitätseingeschränkt. Die zwei Taxenstellplätze beim Meininger-Hotel reichten nicht aus. Fahrgäste müssten ihre Koffer über weite Strecken zum Bus bringen, wenn sie gezwungen seien, per Straßenbahn anzureisen. "Es wäre gut, wenn man für die Taxen eine Lösung finden würde", sagt auch Reisebusunternehmer Frank Schmätjen.
Birte Imken-Fandrey, Geschäftsführerin von Imken Touristik, erklärt, sie habe sich unter anderem gegen das Terminal entschieden, weil die Busse dort rückwärts rausfahren müssten. Das habe auch Schmätjen zuerst kritisiert, nun habe sich gezeigt: "Der ZOB ist maximal halb besetzt. Nur bei einer unübersichtlichen Situation wäre es eine Überforderung." Auch die Kosten sorgen für Kritik. Zu teuer, "gerade wenn man auf verspätete Umsteiger aus der Bahn wartet und der Bus das gebuchte Zeitfenster übersteigt", sagt Edzards-Geschäftsführer Lars Henning. 12,50 Euro für einen 20-Minuten-Halt, das sei etwa so viel wie in Hamburg, dort könne man die Haltetaschen aber vorwärts verlassen, so Imken-Fandrey.
Von Rahden rechnet mit 40 Euro pro Bremen-Besuch, darum habe er im Januar die Preise erhöht. Seine Busse will er künftig lieber von einem firmeneigenen Parkplatz losschicken und sucht nach einem passenden Grundstück. Michael Kaiser vom GVN bestätigt den Unmut wegen kurzer Parkzeiten und hoher Kosten.
Wie reagiert das Verkehrsressort auf die Kritik?
"Ein Taxistopp mit Ein- und Ausstieg von Personen unmittelbar auf der Fahrbahn des Fernbusterminals stellt ein erhebliches Kollisionsrisiko mit anderen Fahrzeugen, insbesondere aber ein Sicherheitsrisiko für alle Personen und einen reibungslosen Betriebsablauf, dar", sagt Aygün Kilincsoy, Sprecher des Mobilitätsressorts.
Nur entlang der Gebäude sei das Terminal barrierefrei konzipiert, weiter hinten sei "ein barrierefreies Queren von der Fahrbahn aus über die 18 Zentimeter hohen Bus-Sonderbordsteine für ältere und mobilitätseingeschränkte Personen aufgrund des Höhenversatzes nahezu unmöglich". Die Busse würden bei Ein- und Ausfahrt über ein Schrankensystem identifiziert. Das schließe ein Befahren durch Taxen aus. Den Taxen stünden auch die Kurzzeitparkplätze im Parkhaus nebenan zur Verfügung. Zu den Kosten sagt Kilincsoy: "Die Preisgestaltung orientiert sich an den Preisentwicklungen anderer Fernbusterminals und Betreiber in Deutschland." Die Gebühren seien wegen der kalkulierten Betriebskosten erhöht worden.