Der Frust ist groß. Während das neue Bremer Fernbusterminal bei vielen Fahrgästen gut ankommt, üben einige Reisebusunternehmen mitunter harsche Kritik: Zu teuer, schlechte Kommunikation, zu wenig durchdacht, heißt es. Mindestens 20.000 Euro mehr muss Hinrich von Rahden aus Schwanewede nach eigenen Angaben für die An- und Abfahrt am neuen Terminal einplanen, sagt er. Mit seinen drei Verkehrsunternehmen steuere er den ZOB in Bremen etwa 500 Mal im Jahr an. Während er früher am Breitenweg pro Anfahrt 1,50 Euro habe zahlen müssen, seien es nun 14,30 Euro für einen Zeitslot von 20 Minuten. Halten die Fahrer wenige Minuten länger in der Parkbucht, werden weitere Beträge fällig.
Kosten, die es in dieser Form früher nicht gegeben habe, sagt von Rahden. "Man stelle sich einen Tagesausflug einer Schulklasse vor. Da passiert es immer mal, dass einige Schüler nicht auf die Uhr gucken und zu spät zur Abfahrt kommen", sagt er. Er wundere sich darüber, dass Bremen sogar höhere Kosten als Berlin oder Hamburg veranschlagt. Der Unternehmer bemängelt zudem die kurzfristige Informationspolitik der Verkehrsbehörde und dem Betreiber Brepark, wenige Wochen vor Eröffnung des neuen Terminals Anfang März. "Die Reisekataloge für diese Saison sind längst erschienen, sodass es uns nicht möglich war, die gestiegenen Kosten entsprechend auf die Ticketpreise umzulegen", so von Rahden. Ähnlich argumentiert der Omnibusbetrieb Frank Schmätjen aus dem Landkreis Rotenburg.
Unternehmen kritisieren diverse Planungsfehler
Zusätzlich sorgt eine weitere Veränderung für Ärger: Direkt auf dem Gelände des Fernbusterminals ist keine Umsteigemöglichkeit vom Taxi in den Bus vorgesehen. Einige Busunternehmen haben in der Vergangenheit ihre Gäste mit dem Taxi direkt an die Busse bringen lassen, um Senioren oder Menschen mit Beeinträchtigung die Anreise zu erleichtern. Das sei nun nicht mehr möglich. Zwar wurden dem Verkehrsressort zufolge zwei Taxistände in der Bürgermeister-Smidt-Straße in Höhe des Meininger-Hotels errichtet, laut einiger Anbieter sei diese Option jedoch zu weit weg. Das bestätigt Taxi-Ruf Bremen auf Nachfrage, außerdem würden zwei Haltebuchten nicht ausreichen. "Unsere Taxifahrer werden zum Teil angefleht, trotz Verbot direkt auf das Gelände zu fahren", sagt der zweite Vorsitzende Ingo Heuermann.
Daneben sprechen einige Busunternehmen von weiteren Planungsfehlern. Man wundere sich etwa darüber, dass es für die Fahrer keine Möglichkeit gebe, die Bustoiletten auszuleeren. Auch, wo Fahrer künftig Ruhezeiten einhalten können, sei nicht ausreichend kommuniziert worden. Schmätjen und von Rahden stören sich darüber hinaus daran, dass ihre Mitarbeiter rückwärts aus den Haltebuchten fahren müssen. "Ein Bus mit Fahrradanhänger ist 18,50 Meter lang. Wenn der zurücksetzt, muss der Fahrer enorm aufpassen, dass hinter ihm kein Fußgänger steht", sagt Schmätjen. Er und von Rahden hätten das Verkehrsressort unabhängig voneinander mit ihrer Kritik konfrontiert, bisher jedoch keine Rückmeldung erhalten.
Die Kritikpunkte sind inzwischen beim Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen angekommen, bestätigt der Landesgeschäftsführer Michael Kaiser. Man habe Anrufe und Nachrichten von Mitgliedern bekommen, sodass man das Thema nach Ostern auf die Tagesordnung einer Fachgruppensitzung nehmen wolle und in Betracht zieht, mit den Bremer Verantwortlichen das Gespräch zu suchen. Kaiser und seine Kollegen hätten sich gewünscht, stärker in die Planungen des Fernbusterminals einbezogen zu werden. Besonders die Preisentwicklung beobachtet der Verband mit Sorge. "Wer Erhöhungen für Kunden umgehen will, könnte sich alternative Abfahrtspunkte zum Bremer ZOB suchen. Das kann keiner wollen", sagt Kaiser.
Behörde weist Kritik zurück
Im Verkehrsressort weist man die Kritik indes größtenteils zurück. Man habe an den Planungen durchaus Busunternehmen beteiligt, unter anderem Flixbus als größten Kunden. Wie bereits berichtet, sieht Flixbus in dem neuen Terminal eine Verbesserung für die Kunden. Bei der Preisgestaltung habe man sich an anderen Fernbusterminals orientiert. Auch das Thema Barrierefreiheit hat laut Behörde eine große Rolle beim Neubau gespielt. "Ein Taxistopp unmittelbar auf der Fahrbahn, stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Personen, und den reibungslosen Betriebsablauf dar", sagt Behördensprecher René Möller.
Nicht ganz so dramatisch wie einige seiner Kollegen bewertet das Bremer Busunternehmen Frenzel Reisen die aktuelle Situation. Zwar nehme Inhaber Jörn Frenzel die Kritikpunkte wahr, doch sei er der Meinung, man müsse den Betreibern mehr Zeit lassen, um sich auf den neuen Standort einzustellen. "Unterm Strich ist das neue Terminal für Gäste und Fahrer deutlich angenehmer", sagt er. Etwas unglücklich sei, dass man Reisebusunternehmen bei der Planung außen vorgelassen und sich mehr auf die Fernbusse fokussiert habe.