Es klingt wie bei einer Castingshow. Das bislang unter dem Namen Breminale stattfindende Festival an der Weser und dessen finanzielle Förderung wird noch in dieser Woche ab 2020 für drei Jahre sozusagen ausgeschrieben. Das teilte Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz am Mittwochnachmittag in der Sitzung der Kulturdeputation im Konsul-Hackfeld-Haus mit. Genauer bezeichnet handelt es sich um ein „Interessenbekundungsverfahren für ein Festival an der Weser von 2020 bis 2022“, welches unabhängig vom Namen Breminale veranstaltet werden könnte. Damit Interessierte eine Planungssicherheit für mehrere Jahre haben, sollen potenzielle Veranstalter bis Mitte Februar ein Konzept für drei Jahre einreichen.
Mit diesem Verfahren ruft das Kulturressort nun Kulturschaffende und Veranstalter auf, ihre Ideen und Pläne vorzustellen. Die Behörde wird dann die eingereichten Pläne und Entwürfe bewerten und das beste Konzept der Öffentlichkeit vorstellen. Im Anschluss an das Interessenbekundungsverfahren soll aber weiterhin jährlich über die Förderung entschieden werden. Die Breminale wurde 2018 mit 65.000 Euro aus dem Kulturhaushalt unterstützt. Darüber hinaus gibt es einen Zuschuss von bis zu 60.000 Euro von der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) – die Hälfte davon allerdings nur dann, wenn das Geld notwendig sein wird, um Verluste auszugleichen.
Die Auswahl der möglichen, neuen oder auch alten Veranstalter soll anhand von klaren Kriterien erfolgen, die Andreas Mackeben aus der Kulturbehörde vorstellte. Dazu gehören ein umfassendes organisatorisches Konzept, ein Sicherheits-, Werbe- und Marketingkonzept sowie ein genauer Plan für die Vermeidung und Beseitigung von Müll. Außerdem sollen die Interessenten in ihren Plänen eine gute Mischung aus aktueller Popkultur und Avantgarde, hochkarätige Musikevents und ein Kinder- und Familienprogramm einarbeiten. Die Gastronomie soll ein breites Angebot an regionalen und biologischen Speisen und Getränken enthalten, und wegen der gut 200.000 Besucher in den vergangenen Jahren sollen auch genügend Toiletten aufgestellt sein. Doch damit nicht genug: Das Festival am Osterdeich soll mit internationalen und nationalen Höhepunkten aufwarten, Neuerungen und Innovationen beinhalten sowie eine hohe Strahlkraft in die Region besitzen.
Auf Initiative der Grünen-Fraktion gehört zu den Auswahlkriterien, dass die Bewerber erstmals ein Konzept für eine CO2-freie Veranstaltung und eine deutliche Verringerung des Plastikverbrauchs innerhalb der drei Festival-Jahre vorlegen müssen. „Bei einer Großveranstaltung direkt an der Weser ist es wichtig, dass keine Plastikbecher oder Verpackungen in den Fluss und damit das Meer gelangen„, sagt Nima Pirooznia, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. Vielen Besuchern seien Umwelt- und Klimaschutz wichtig, also müssten darauf auch die Veranstalter künftig noch mehr achten. “Auch große Musikfestivals können CO2-neutral werden, wie die innovativen Ansätze zur regenerativen Energieversorgung beispielsweise des Wacken-Festivals zeigen“, so Pirooznia.
Transparenz im Verfahren
„Es war in der Deputation verabredet, dass die Behörde dieses Verfahren entwickelt“, betonte Kulturstaatsrätin Emigholz, nachdem es kurzzeitig zu Irritationen bei Ulf-Brün Drechsel (FDP) und Sükrü Senkal (SPD) gekommen war, weil sie den Ausschreibungstext nicht kannten. Emigholz sicherte den Deputierten zu, dass sie transparent über den weiteren Ablauf des Verfahrens informieren werde. Die Kulturbehörden werden zusammen mit Vertretern aus anderen Ressort die eingereichten Konzepte bewerten. Einig sind sich die Deputierten, dass die Veranstaltung weiterhin eintrittsfrei und draußen sein soll.
Nach internen Streitereien zwischen den bis 2017 veranstaltenden Gesellschaften Breminale GmbH und Sternkultur, wurde die Breminale in diesem Jahr vergleichsweise kurzfristig von der Veranstaltungsagentur Concept Bureau UG organisiert und durchgeführt. Da sich die Vertreter des Kulturressort und der Kulturdeputation rundum zufrieden mit der Ausrichtung zeigten, erhielten die Veranstalter des diesjährigen Festivals auch den Zuschlag für 2019. Concept Bureau kann die Breminale 2019 also dieses Mal mit ein paar Monaten mehr Vorlauf organisieren.
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