Ein wenig unscheinbar stehen die drei roten Container auf dem Parkplatz des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Bremen-Mitte. Derzeit geht es hier oft noch gemächlich zu. Doch je näher das Weihnachtsfest rückt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich das ändert. In den drei Containern ist das neue „Corona-Walk-in“ untergebracht. Hier können sich nicht nur Menschen testen lassen, die aus einem Risikogebiet zurückgekehrt sind, die eine Überweisung oder eine rot leuchtende Warnung auf der Corona-Warn-App vorweisen können, sondern auch Menschen, die keine Symptome haben. Sie müssen Abstrich und Ergebnis entsprechend selbst bezahlen.
Anfang November wurde mit dem „Corona Walk-in“ ein weiterer Standort eröffnet, an dem Bremerinnen und Bremer sich – hier von montags bis sonnabends in der Zeit von 8 bis 18 Uhr – freiwillig testen lassen können. Das erste Zentrum für solche Probeentnahmen hatte die Johanniter-Unfall-Hilfe Anfang August in der Julius-Bamberger-Straße in Habenhausen eröffnet. Gut 1600 Tests hätten die Ehrenamtlichen dort seitdem durchgeführt, sagt Sprecherin Nicole Baumann. Bei den Johannitern geht es dabei nicht ohne vorherige Anmeldung: An drei Abenden pro Woche ist deren Testzentrum geöffnet.
Wer das „Corona-Walk-in“ besuchen will, braucht dagegen keinen Termin. „Jeder, der will, kann zu uns kommen“, sagt Alexander Riedel, ärztlicher Leiter des MVZ. Das Angebot, für das Selbstzahler 75 Euro aufbringen müssen, orientiere sich an den Teststrategien des Robert-Koch-Instituts und des Gesundheitsamtes, und es sei mit der Kassenärztlichen Vereinigung besprochen worden. „Wir arbeiten Hand in Hand“, sagt Riedel.
Zwischen 300 und 400 Tests können dort nach Angaben von Standortleiterin Annika Mehrtens täglich durchgeführt werden. Dafür seien 16 Vollzeitkräfte im Einsatz. „Und bei Bedarf könnten wir auch aufstocken“, sagt Mehrtens weiter. Noch sei es relativ ruhig, sagt Riedel. „Aber wir gehen davon aus, dass es in zwei bis drei Wochen mehr wird – besonders im Hinblick auf Weihnachten.“
Rückmeldung innerhalb von 24 bis 36 Stunden
Die neue Teststation ist ein Angebot des Laborinstituts Zotz-Klimas. „Mein Geschäftspartner Doktor Dietmar Klimas hat das MVZ vor 15 Jahren gegründet“, erklärt Riedel. Die Labore und Praxen des Verbundes gibt es an mittlerweile 18 Standorten in Westdeutschland.
Zweimal pro Tag hole ein Fahrdienst die Abstriche ab, um sie von Bremen in ein Labor in Düsseldorf zu bringen, sagt Mehrtens. Dort werde in drei Schichten gearbeitet, damit die Kunden innerhalb von 24 bis 36 Stunden eine Rückmeldung haben. „Die ersten zwei Wochen haben gezeigt, dass das Ergebnis spätestens nach 48 Stunden vorliegt“, so Mehrtens. Der Befund werde dann per eigens entwickelter App ausgegeben, er könne bei Bedarf auch per E-Mail versandt werden.
In Habenhausen bei den Johannitern, die demnächst auch Schnelltests anbieten wollen, ist die Nachfrage laut Sprecherin Baumann „ungebrochen hoch“. Anders als zu den Herbstferien gebe es derzeit aber noch freie Termine, 115 Euro kostet ein Test für Selbstzahler. 40 bis 50 Abstriche pro Tag werden derzeit von den Ehrenamtlichen entnommen. „Es sind überwiegend Firmen, die ihre Mitarbeiter testen lassen“, sagt Baumann. Allerdings stießen die Labore, die die Proben auswerten, an ihre Belastungsgrenzen. Denn im Gegensatz zum Testzentrum am MVZ senden die Johanniter ihrer Proben an die gleichen Labore wie das Gesundheitsamt. „Wir können nicht garantieren, dass das Ergebnis am nächsten Tag vorliegt.“
Das Gesundheitsressort weist darauf hin, dass sich jeder gut überlegen solle, ob ein freiwilliger Test notwendig sei. „Die Testzentren geben natürlich eine Möglichkeit sich testen zu lassen, wenn es keine Indikation für einen Test durch das Gesundheitsamt oder den Hausarzt beziehungsweise die Hausärztin gibt“, sagt Sprecher Lukas Fuhrmann. „Im Einzelfall mag das sicherlich verständlich und nachvollziehbar sein. Gleichzeitig sind die Kapazitäten in den Laboren aktuell vollständig ausgereizt.“
Die neue Teststrategie
Weil die medizinischen Labore in Bremen am Rande ihrer Belastungsgrenzen arbeiten, gibt es seit diesem Montag neue Regeln für Corona-Tests (wir berichteten). Wer jetzt vom Gesundheitsamt als Kontaktperson der ersten Kategorie ausgemacht wird, hat nicht mehr automatisch die Möglichkeit, sich überprüfen zu lassen, wenn der oder die Betroffene symptomfrei ist. Darunter fallen alle Menschen, die direkten oder längeren Kontakt zu einer später positiv auf Corona getesteten Person hatten. Wer als Kontaktperson der ersten Kategorie hingegen Symptome der Erkrankung entwickelt, wird auch weiterhin unmittelbar getestet. Außerdem entfällt seit Montag die bisher angebotene Möglichkeit eines vorbeugenden Tests für Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher, die nicht zu einer besonders gefährdeten Gruppe gehören oder keine Symptome zeigen.