Das Viertel und die Innenstadt bieten reichlich Gelegenheiten zur Zerstreuung, um sich oder andere zu beschenken oder zu beglücken. Und ist für manche Überraschung gut, wenn der Lockdown aufgehoben sein wird.
Eine Gelegenheit, die Gedanken schweifen zu lassen und die Pandemie für ein Weilchen in den Hintergrund zu drängen, bietet auch das „Kinkerlitz“ am Sielwall 33. Vorher war in den Räumen lange Jahre ein Kiosk beheimatet, doch im Februar öffnete dann das Café gleich neben dem Körnerwall. „Und nach zwei Wochen musste ich es gleich wieder schließen“, erzählt Inhaberin Violetta Giacomina Kantner. Danach habe sie dann mit dem To-go-Geschäft begonnen. „Das hat gut funktioniert, die Leute pilgerten zum Deich, vor Ostern war das Wetter gut.“
Der Laden selbst kommt bunt daher, es dominieren schöne Secondhandmöbel, und auch die Kunst kommt nicht zu kurz – regelmäßig werden Wanderausstellungen gezeigt. „Der Laden ist seit zehn Jahren geplant“, erklärt die studierte Diätassistentin, „das wollte ich immer machen.“ Dann hat sie im vergangenen Jahr einen Existenzgründungskursus bei Belladonna besucht, anschließend ging sie auf Raumsuche und zufällig wurde ihr dann der Laden angeboten. „Der Schwerpunkt liegt auf vegetarische und vegane Speisen, Kuchen und Kleinigkeiten“, sagt sie, „es gibt Frühstück, vegane und vegetarische Stullen und eine Tagessuppe, ebenfalls vegan und auch glutenfrei.“ Kaffee gibt es natürlich auch – und der kommt von Cross Coffee, heißt „Lampocoy“ und stammt aus Guatemala. Überhaupt liegt der Schwerpunkt des Kinkerlitz auf Kaffee, wobei es auch Kurkumamilch gibt oder Tschai mit selbstgemachten Gewürzmischungen.
Kalt gewürzt
Gewürz findet sich auch auf dem hausgemachten Eis im „Café Nero“, das Vor dem Steintor 94-96 eröffnet hat. Wo einst das Schuhhaus Thomas Brand feines Schuhwerk verkaufte, bietet das Café Nero seit Mitte Juli nun Eis, Kuchen, Waffeln und Crêpes, die mit Früchten und Nüssen serviert werden, an. „Ein klassisches Café mit Eis“, sagt Fereshta Karimi, deren Bruder Emal Inhaber des Ladens ist. Frühstück gibt es auch in dem Café mit 60 Sitzplätzen, das gemeinsam mit der Schwester Dunja als Familienbetrieb geführt wird. Und mit Gastronomie kennt sich die Familie Karimi aus – seit nahezu neun Jahren führt sie das Restaurant Al-Maas in Schwanewede. „Wir wollten immer schon ein Lokal in der Bremer City haben, dann hat es sich im vergangenen Dezember ergeben, dass der Schuhladen schließt. Wir haben gefragt und es hat geklappt“, erzählt Karimi. Geklappt hat es leider nicht mit dem Eröffnungstermin – geplant war er für März, doch dann wurde es durch die Pandemie doch Juli.
Zur Straße hin gibt eine Theke am Fenster den Blick auf diverse Eissorten frei, wobei – was hat es denn nun mit dem hausgemachten Eis auf sich? „Unsere Familie kommt ursprünglich aus Afghanistan und das Eis ist afghanisches Eis“, erklärt sie die „Shir Jakh“ genannte Spezialität. „Es wird aus Sahne gemacht, anschließend kommt noch einmal Sahne drüber, und Pistazien.“ Pistazien werden im „Fritten“, Vor dem Steintor 50, bislang nicht angeboten, dafür aber Bratwurst, Currywurst und eben auch – Fritten. Und zwar nicht irgendwelche Pommes Frites, sondern Bio-Pommes aus Kartoffeln vom circa 50 Kilometer von Bremen entfernt gelegenen Biolandbetrieb „Lohmanns-Hof“. „Jede Woche gibt es eine Lieferung“, erklärt Ralf Kiewatrowski, der im Fritten-Laden aushilft. „Alles vegan, alles bio“, sagt er zu den Pommes, die in Pflanzenfett frittiert werden. Wer mag, kann übrigens auch vegane Mayonnaise zu seinen Pommes bekommen und auch „Bolo-Fritten“ mit veganer Bolognesesoße gibt es. Alle Soßen sind übrigens hausgemacht, bisher gibt es neun kalte und vier warme davon, doch insgesamt sollen es mindestens 20 werden.
Daneben gibt es aber auch Brat- und Currywurst von der Fleischerei Safft, zudem denken die Macher von „Fritten“ auch über eine Biobratwurst nach. „Es ist nicht rein vegan hier, denn wir wollen für alle Gäste etwas bieten“, sagt er. Die Geschäftsführerin Natalia Karsten erzählt dann noch, dass sie bereits im Sommer 2019 mit dem Umbau begonnen hätten, doch dann kam Corona. Nun aber überrascht der Laden mit einem sehr eigenwilligen Interieur: Besonders fallen dabei nicht nur die Wände auf, die teilweise mit echtem Islandmoos verkleidet sind, sondern auch die rustikalen Möbel: „Alle selbst gebaut, das sind alte Bohlen von Gerüsten“, erklärt Ralf Kiewatrowski, „wir achten darauf, dass kein Plastik verwendet wird.“